Wir treffen unten auf Fiora und Lacey, die sich schweigend etwas zu essen holen. Ich nehme ebenfalls ein Stück Brot, knabbere aber nur halbherzig darauf herum. Die gedrückte Stimmung schlägt mir auf den Magen.
Wir setzen uns wortlos auf das Sofa in der Eingangshalle. Es ist eigentlich zu klein für uns alle, aber im Moment fühle ich mich wohl, so zwischen anderen Menschen. Es fühlt sich geborgen an, tröstlich.
Offensichtlich bin ich nicht die Einzige, der es so geht. Jedenfalls steht nicht einmal Lou auf.
Wir sitzen einige Minuten einfach nur da, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt. Ich bin mir der Tatsache, dass ich neben Lou eingequetscht bin, sehr wohl bewusst. Um mich abzulenken, versuche ich, an meine nicht erledigten Hausaufgaben zu denken. Nicht sehr kreativ, ich weiß, und auch nicht sehr effektiv.
Statt Aufsätzen drängst sich das Bild von Elias' Wunde in meinen Kopf. Ich kneife gequält die Augen zusammen. Es sah wirklich schrecklich aus. Ich wünschte, ich könnte den Anblick vergessen.
Weitere zwei Minuten vergehen, dann kommen die Erwachsenen die Treppe hinunter, mit erschöpften Gesichtern und besorgten Augen. Lou und Fiora springen sofort auf. Lacey und ich erheben uns ebenfalls, wenn auch deutlich langsamer.
„Habt ihr eine Lösung gefunden?", fragt Lou angespannt. Clara lächelt müde.
„Keine Lösung, nein, Lou. Aber wir haben immerhin eine Idee."
„Was für eine?", fragt Fiora ungeduldig. Claire antwortet ihr.
„Erinnerst du dich an diese Beruhigungspaste von der Hexe? Vor ungefähr 140Jahren die?"
Fiora schüttelt ratlos den Kopf. Claire seufzt und fährt fort.
„Nicht schlimm. Das war eine Hexe, die mir damals für Bertram eine Salbe gegeben hat, als es ihm schlecht ging."
Wer oder was ist Bertram? Ich schaue Fiora hilfesuchend an. Sie formt mit den Lippen „Kreismitglied" und ich nicke. Claire fährt fort.
„Ich hab mir damals das Rezept gekauft, ich müsste es noch irgendwo haben. Es wirkt sehr gut, stark beruhigend. Damit könnte er noch ein paar Tage durchhalten, bis wir alles geplant haben."
Clara nickt und übernimmt die Erklärung.
„Genau. Wir müssen noch die Zutaten besorgen, dann werden wir das Mittel herstellen. Hoffen wir, dass es wirkt."
Sie schenkt uns ein halbes Lächeln und wir anderen nicken. Wenigstens haben wir jetzt einen Plan.
„Können wir noch irgendetwas tun?", frage ich. Ich will helfen, damit es Elias schnell wieder besser geht. Aber Clara schüttelt den Kopf.
„Du und Lacey, ihr geht jetzt nach Hause."
Ich möchte protestieren, aber Clara schneidet mir das Wort ab.
„Nein, ich will nichts hören. Wir brauchen euch ausgeruht und nicht völlig ausgelaugt, verstanden? Ihr könnt momentan sowieso nichts tun."
Unzufrieden nehme ich meine Sachen und begebe mich zur Tür. Lacey folgt mir, genauso widerwillig. Ich versuche, einfach aus der Tür rauszugehen, aber ich kann mich nicht beherrschen und drehe mich noch einmal nach Lou um. Zwar verfluche ich mich selbst dafür, aber dafür werde ich mit einem aufmerksamen Blick aus seinen braunen Augen belohnt. Eine angenehme Gänsehaut kriecht über meine Arme und ich schlüpfe aus der Tür.
Draußen schüttele ich mich kurz und sehe mich dann um. Es ist Abend geworden, die Dämmerung hängt über dem Garten der Bellafortes. Der Mond scheint hell und rund vom Himmel, als Lacey und ich uns auf den Heimweg machen. Wir trennen uns wie immer an der Wegkreuzung, die unsere Straßen trennt, und ich laufe allein weiter nach Hause.
DU LIEST GERADE
Rot wie Blut und Rosen
Vampiro"Ja, ich weiß. Das hier hört sich an wie jede zweite Teenie-Vampirgeschichte. Aber was kann ich dafür? Offensichtlich fangen die eben immer gleich an." Eigentlich ist Nelly ganz zufrieden mit ihrem Leben. Was braucht man mit 16 schon mehr als eine b...