Schmerzende Vergangenheit

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Aufgeregt zog Alicia ihren Mantel an. Gestern Abend ist sie von ihrer Familie vom Flughafen abgeholt worden. Es stand zwar schon vorher fest, dass sie die Semesterferien in ihrer Heimat verbringen würde, aber eigentlich erst am Donnerstag. Die frühe Ankunft sollte eine Überraschung für Pablo sein, der hatte nämlich heute Geburtstag.
Am Telefon hatte seine Freundin es zutiefst bedauert, dass sie nicht zu seiner Feier erscheinen könne. Wenn er nur wüsste! Voller Vorfreude zog sie lange Stiefel über ihr Outfit. Es war Winter und draußen war es eisig kalt. Zwar schneite es nicht, dafür war es glatt und man musste beim Gehen äußerst vorsichtig sein. Sie stülpte sich Handschuhe über, warf einen Schal um und verließ mit einem Geschenkekorb das Haus. Butter kam zum Abschied zur Tür getrottet und Alicia tätschelte seinen Kopf. „Ich bin nicht lange weg, spätestens heute Abend bin ich wieder da!" Der Kater rannte zurück ins Wohnzimmer. Vor dem Kamin war es wohl deutlich angenehmer für ihn als in dieser Kälte. Alicia zog die Haustür zu und machte sich auf den Weg. Er war nicht allzu weit. Nur die Straße hinunter, bei der Kirche links abbiegen und dann weitergehen bis man zu Inks Haus kam. Davor blieb Alicia stehen. Eigentlich müsste sie jetzt nur um die Ecke gehen, um zu Pablos Wohnsitz zu gelangen. Vielleicht sollte sie lieber erst ihrer besten Freundin einen Besuch abstatten? Schließlich wusste sie ebenfalls nichts von ihrer verfrühten Anreise. Vorsichtig stieg sie die Stufen zur Haustür hinauf und klingelte. Ein Hund bellte. Die Mutter öffnete die Tür. Der Hund kam schwanzwedelnd angelaufen. Es war ein Golden Retriever. Alicia ließ ihn schnuppern und streichelte über sein Fell.
„Hallo Alicia! Ich habe dich hier gar nicht erwartet!" „Ja, ursprünglich sollte ich auch erst in zwei Tagen anreisen, aber es hat sich eben so ergeben... ist das euer Hund?", wollte Alicia wissen. „Oh ja, den haben wir erst seit einem Monat von einer Auffangstation. Er war ein Straßenhund in Spanien. Aber gut erzogen ist der Vici trotzdem!", erzählte Inks Mutter stolz. „Ist Ink zuhause?", fragte Alicia jetzt. „Nein, sie ist bei der Geburtstagsfeier von Pablo, schau doch einfach dort mal vorbei", gab sie zurück. „Das hatte ich sowieso gerade vor, ich wollte nur mal schnell hier vorbeisehen", meinte die Studierende und deutete auf ihren Geschenkkorb.
Als sie zu Pablos Haus kam, überkam sie ein mulmiges Gefühl. Es war eine große Anlage mit viel Garten und einer hohen Hecke. So lange hatte sie Pablo nicht gesehen und die anderen auch nicht. Hoffentlich war das Wiedersehen keine unangenehme Sache. Nach einem tiefen Atemzug drückte sie die Klingel. Nicht viel später ertönte das bekannte summende Geräusch, das andeutete, die Tür ließe sich nun öffnen. Alicia trat ein. Es ertönte Musik und Stimmen vieler Menschen, die sie kannte. Alicia zog ihre Stiefel aus, da kam auch schon Inks Bruder herbeigelaufen. Er staunte nicht schlecht, als er sie erblickte. „Mit dir hätten wir jetzt gar nicht gerechnet!" Alicia strahlte über beide Wangen. „Ich dachte ich überrasche euch!" „Wie war es in England?", fragte Arian. „Es ist wunderbar schön, aber auch teilweise sehr anstrengend, sich über Wasser zu halten, später kann ich dir mehr Details erzählen, aber wo ist Pablo?"
„Oben denke ich", antwortete Arian. „Jedenfalls ist er nicht hier bei seinen Gästen, wo er sein sollte"

Die Wiesen waren saftig grün, der Himmel strahlend blau, Doch nichts konnte den Anblick von Tom übertreffen. Alicia starrte fast die ganze Zeit hoch zu ihm, während er von seiner Kindheit erzählte. Er schien früher oft hierhergekommen zu sein, um mit seinen Freunden umherzutoben. Später, um Ruhe zu finden, wenn es gerade daheim zu lauten Auseinandersetzungen kam. Dann lag er auf der Wiese, oder kletterte auf einen der Bäume am Wegesrand. „Und dann?", wollte Alicia wissen. „Dann habe ich die Zeit totgeschlagen", antwortete Thomas Hiddleston. „Manchmal hatte ich auch ein Buch dabei. Oft saß ich aber auch da und habe Szenen aus Filmen in meinem Kopf nachgespielt"
Alicia kicherte. „Das klingt interessant" „Ja, von außen sah es schon etwas komisch aus", gab er zu. „Wie ein Junge Mitten im Hyde Park mit seiner Mimik spielt und dabei manchmal wild gestikuliert" Alicia lachte heftig. Die Schauspielerei lag ihm wohl im Blut. „Deine Lache ist schön", sagte Hiddleston. Die Wangen seiner Begleitung erröteten sich. Einige meinten, ihre Lache wäre zu laut, zu übertrieben. Nur Pablo hatte einmal das gleiche wie Tom erwähnt. Der Gedanke an Pablo trübte ihre Stimmung jetzt wieder. „Willst du mir von deinen Sorgen erzählen?", fragte Tom, der ihre Trauer bemerkt hatte.
„Das musst du nicht", sagte Hiddleston, als von Alicia keine Antwort kam. „Doch, eigentlich will ich, es ist nur...Ich muss von vorne anfangen"

Ein Tag mit Tom HiddlestonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt