Vollkommen entnervt schaltete ich meinen Wecker mit einem lauten Schlag auf den Ausknopf ab. Mit meinem Shirt wischte ich mir den Schweiß aus meinem Gesicht. Ich quälte mich aus meinem Bett heraus, doch als meine nackten Füße den eiskalten Fußboden berührten, wäre ich am liebsten geradewegs wieder zurück hinein gesprungen. Ich war wahrlich kein Morgenmensch. In letzter Zeit jedoch war ich teilweise durchaus erleichtert, dass ich so früh raus musste, vor allem, wenn mich mein Wecker wieder aus einem dieser furchtbaren Albträume herausriss. Seit ein paar Wochen träumte ich immer wieder von Szenarien, in denen ich meine Freunde oder Familie kaltblütig ermordete. Diese Nacht hatte ich meine beste Freundin Vanessa erstochen. Ich schlurfte missgelaunt aus meinem Zimmer. Der Duft von gebratenem Speck mit Eiern wehte mir entgegen, doch ich verspürte keinen Hunger. Also machte ich auf dem Absatz kehrt und entschloss mich, heute das Frühstück zu überspringen. Doch als ich mich umdrehte stand mein älterer Bruder John vor mir. Fast wäre ich in ihn hinein gelaufen. "Digga, was ist falsch bei dir? Mich so zu erschrecken!", fuhr ich ihn an. Darauf ging er allerdings gar nicht erst ein. "Es gibt Frühstück. Warum gehst du nicht runter?", fragte er stattdessen. "Was juckt's dich? Hab halt keinen Hunger", meinte ich schulterzuckend. Als ich versuchte, mich an ihm vorbei zuschieben, blockierte er mir den Weg und erwiderte:"Unsere Mutter hat uns Frühstück gemacht. Du solltest es wirklich essen." "Auf keinen Fall", stellte ich entnervt fest,"warum interessiert es dich eigentlich auf einmal, ob ich esse oder nicht?" "Tu es einfach", befahl er mir mit drohendem Unterton. "Auf keinen Fall. Du spinnst doch! Und jetzt lass mich endlich vorbei." Ich versuchte vorbeizudrängen, doch John packte mich am T-Shirt und warf mich beinahe die Treppe rumter. "Bist du des Wahnsinns?! Ich hätte mir den Hals brechen können!", schrie ich. Gerade so hatte ich mich noch am Geländer festgehalten. "Das war auch mein Ziel", sagte John nur mit eiskalter Mine. "Bitte was?", fragte ich irritiert. Mein Bruder hatte mich doch eben nicht wirklich mit der Absicht, mich zu töten, versucht die Treppe runter zustoßen, oder etwa doch? "Stirb, du elende Ratte", fauchte John und stürmte auf mich zu. Ich erkannte, dass er es ernst meinte, und dass dies der richtige Zeitpunkt war die Beine in die Hand zu nehmen. Ich hastete die Treppe hinunter, meinen gestörten Bruder im Nacken. Als ich die Haustür erreichte, war diese seltsamerweise verriegelt, und der Schlüssel spurlos verschwunden. Da jetzt grade nicht der richtige Zeitpunkt war, um mir darum Sorgen zu machen, rannte ich in unsere Küche, um es durch die Hintertür zu versuchen. Auf dem Weg dorthin wagte ich es nicht, mich umzudrehen, um nicht auch nur das kleinste Bisschen von meinem Vorsprung zu verlieren. Doch endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit an meinem Ziel angekommen, stellte sich heraus, dass auch die Hintertür verbarrikadiert worden war. Erst jetzt drehte ich mich um. Mein Bruder stand mit einem irren Gesichtsausdruck nur drei Meter von mir entfernt. Mein Blick wanderte panisch umher, während mein Bruder langsam auf mich zugeschritten kam. Er schien jede einzelne Sekunde meiner Panik zu genießen. Da entdeckte ich die erstbeste geeignete Waffe: Eine Bratpfanne voll Speck und Eiern, dazu schien der Herd noch angeschaltet zu sein. Das bedeutete, sie war richtig heiß und es bildete sich mir eine reelle Chance hier lebend rauszukommen. Bevor John realisieren konnte, was ich da tat, hatte ich mir die Bratpfanne geschnappt und sie ihm mit voller Wucht über den Schädel gezogen. Eine ekelerregende Platzwunde blutete über seiner Schläfe, und es begannen sich darum herum Brandblasen zu bilden. Mein Bruder sackte auf seine Knie. Doch ich war noch nicht fertig mit ihm. Ich griff nach einem Küchenmesser, und legte es ihm an die Kehle. Ein Teil von mir schrie: Tu das nicht! Er ist dein Bruder! Doch der Rest forderte: Bring ihn um, das wollte er schließlich auch mit dir tun! Ich gab letzten Endes nach. Er hatte es verdient. Wie man in den Wald schreit, so hallt es zurück. Ich drückte fester zu und schnitt schnell und tief in seinen Hals. Er würgte ein letztes Mal Blut hoch, bevor er entgültig zusammenbrach und sich nicht mehr rührte. Ein Rinnsal blut lief aus dem Schnitt und tropfte auf den Fußboden.
Plötzlich schreckte ich hoch. Ich saß schweißgebadet auf meinem Bett. Mein Wecker klingelte. Ich drückte wieder auf Aus, und trocknete wieder meinen Schweiß an meinem Shirt. Ich zwickte mich lange und fest in den Arm, und hoffte, diesmal wirklich wach zu sein.
DU LIEST GERADE
Dreams ...or reality?
Mistério / SuspenseSeit einigen Wochen verfolgen Jack immer wieder Albträume, die seltsam real erscheinen und in denen er häufig Leute umbringt. Die Lage wird zunehmend ernster, als er beginnt, nicht mehr von Traum und Realität unterscheiden zu können, sodass er schli...