Aus der Sicht von Ben - Des Nachts
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„Kätzchen?", rief ich vorsichtig, kaum, dass ich die Tür aufgeschlossen hatte, während mich gleichzeitig das schlechte Gewissen erdrückte. Er würde mich umbringen. Er würde mich sowas von und definitiv umbringen!
Niemand antwortete und das Haus schien in vollkommener Stille zu liegen. Vielleicht hatte ich tatsächlich Glück und er schlief schon, immerhin war es bereits nach Mitternacht. Dann würde er mich erst morgen in der Früh zu Gesicht bekommen, bis dahin würde ich vielleicht auch wieder besser aussehen, machte ich mir selbst Hoffnung und betrat auf leisen Sohlen unser Haus. Verschloss die Tür und hing meine Jacke an die Garderobe.
Die heutige Schicht war beschissen gewesen, da schadete ein wenig Glück nicht. Schon gar nicht bei meinem aufbrausenden Kätzchen. Außerdem wollte ich nicht streiten. Nicht schon wieder. Ich wollte mir einen Eisbeutel holen und mich unter meiner Bettdecke verkriechen. Idealerweise unter seine.
Ein Fauchen ertönte hinter mir und zerriss die Stille. Erschrocken fuhr ich herum und entdeckte Scar vor mir, der mich mit schiefgelegen Kopf aus seinem gesunden Auge missbilligend musterte.
Dieser Kater! Seitdem er bei uns eingezogen war, sind die beiden zu einem eingeschworenen Team mutiert. Meine zwei kratzbürstigen Kätzchen.
„Pssst!", bat ich, ging in die Hocke und streckte meine Hand aus, um ihn zwischen den Ohren zu kraulen. „Wir wollen doch nicht Noah wecken.", bat ich leise und erntete ein tiefes Brummen, während er seinen Kopf wegdrehte, und somit meinen Fingern entkam. Er war beleidigt. Also war mein Kätzchen auch schlechter Laune. Die beiden und ihre Stimmungen glichen sich nämlich auf erschreckende Weise.
Seufzend stieß ich die Luft aus und musterte ihn. „Ich weiß...", flüsterte ich dann leise. „Ich weiß, ich bin viel zu spät dran. Und das ich mich viel zu spät gemeldet habe. Aber es ging nicht früher.", rechtfertigte ich mich vor dem Kater, als würde mich das retten. Erneut ertönte ein tiefes Brummen und Scar wandte den Kopf ab. Natürlich reichte diese Erklärung nicht. „Ich wollte ihm keine Sorgen machen. Wirklich nicht.", machte ich weiter und kam mir nur ein kleines bisschen blöd vor. Aber bei zwei Kätzchen, die die Krallen ausfuhren, war das Leben nun mal kein Zuckerschlecken, also versuchte ich verzweifelt, die Wogen zu glätten, wo es eben möglich war.
„Komm mit, dann bekommst du ein Leckerchen von mir. Die liebst du doch so sehr...", versuchte ich es anschließend mit Bestechung, wenn gute Worte schon nichts halfen. Was sogar endlich zu funktionieren schien, denn Scar stellte augenblicklich seine Ohren auf und sein Auge funkelte mich geradewegs an.
„Wage es ja nicht...", ertönte Noahs Stimme streng. Erschrocken fuhr ich zusammen, verlor das Gleichgewicht und landete auf meinem Allerwertesten. Dann langsam hob ich den Kopf und begegnete einem eiskalten Blick.
Barfuß, lediglich in einer meiner Boxer, stand er vor mir und verschrenkte die Arme vor der Brust. Als seine Augen über mein Gesicht flogen, weiteten sie sich und mir stockte der Atem. Oh nein. Ich kannte diesen Blick. Und ich hatte verloren.
Wortlos drehte er sich um und ging davon. Auf dem Fuße gefolgt von Scar.
„Kätzchen...", flehte ich noch, rappelte mich auf und folgte ihm Richtung Schlafzimmer, wo vor meiner Nase die Tür zugeknallt wurde.
„Scheiße", fluchte ich und lehnte meinen Kopf gegen die Tür, nur um im nächsten Augenblick aufzustöhnen, weil ich dummerweise mit der Augenbraue, die mit einer Klammer geklammert wurde, dagegen gekommen war. Sofort wurde die Tür aufgerissen und ich begegnete erneut seinem verkniffenen Gesicht.
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Leck mich, Bulle [Leseprobe]
ActionMein bescheidenes Leben hätte so toll sein können, wenn da nicht dieser selbstverliebte, arrogante Mistkerl gewesen wäre, der sich einbildete, mich retten zu müssen. Stellte sich nur die Frage vor was? Denn ganz gleich, was ich auch trieb, sei es, d...