Kapitel 1: Schrecklich kitschiger Weinachtsfilm

14 2 2
                                    

„Leylaaaaaa jetzt mach die Tür endlich auf, du bist nicht die einzige hier zuhause. Ich weiß bei deinem Gesicht braucht man etwas länger, aber dann mach es gefälligst in deinem Zimmer!"
brüllte meine kleine Schwester Ceyda ,während sie an die Badezimmer Tür hämmerte.

Und genau so läuft ein normaler Montagmorgen bei mir zuhause ab. Ich ,wie ich mich versuche fertig zu machen und meine kleine Schwester, wie sie versucht ihre Morgen Laune allen unter Beweis zu stellen.
Ich öffnete genervt die Tür und sie rempelte mich beim rein gehen mit ihrer Schulter an.
Mit dieser Schulter müsste das Mädchen mal in einem Football Team sein und als Quarterback rennen. Nicht das ich mich auskennen würde oder so, aber ich meine diese Jungs die fette Schulterpolster haben und jedes Ding was über ihren Weg kommt mit ihrer Schulter platt wälzen.
-
Ceyda könnte das auch ohne Schulterpolster.

„Wurde auch langsam mal Zeit" sagte sie genervt und war gerade dabei die Tür zu zuknallen aber das war ihr natürlich nicht genug also musste sie diesen Spruch noch rein quetschen
„Baaaaah hast du gekackt oder ist das einfach dein normaler körperlicher Duft den du hast.
Leyla du stinkst geh nach unten Mama hat Frühstück gemacht." befahl sie mir während sie sich die Nase zuhielt und dann die Tür vor meiner Nase zuknallte.

Manchmal könnte ich sie umbringen so aggressiv macht sie mich, doch dann rede ich mir immer wieder ein dass, das ihre Hormone sind und sie schon bald wieder normal sein wird.
Was auch immer man unter „normal" versteht.

Naja.
Ich holte mein Rucksack aus dem Zimmer das auf dem Boden lag und trottete die Treppen runter in die Küche.

„Guten Morgen Mama"

„Günaydin mein Schatz" antwortete sie während sie das Rührei in der Pfanne rührte.
Ich setzte mich an den Esstisch und goss mir Orangensaft in mein Glas.

„Anne, bitte rede mit Ceyda. Sie redet so respektlos mit mir ohne Grund. Und ich soll immer die ältere Spielen und das ignorieren" beschwerte ich mich bei ihr und schon hörte ich Ceyda die Treppen runter stampfen

„Häääää Oh mein Gott was lügst duuu" spielte sie ihr Theater vor.

„Anne glaub der nicht, sie ist eine Lügnerin" sagte sie und kniff ihre Augen verärgert zu.

„Na na na jetzt aber beide Schluss. Jeden morgen der gleiche Streit. Setzt euch hin, isst euer Frühstück und dann ab in die Schule mit euch"
schimpfte meine Mutter liebevoll.
„Schimpfen" das ist etwas was meiner Mutter nie machen würde, selbst wenn sie „schimpft" ist es kein richtiges Schimpfen. Sie ist einfach die liebste und herzlichste Person der Welt, das ist einer ihrer besten Eigenschaften die ich von ihr habe.
Wir beide haben einfach diese Liebe in uns und wollen allen helfen.
Ceyda sagt das wir ein Helfer Syndrom haben, doch ich finde es wunderschön.

„Leyla wie läuft eigentlich dein Praktikum, ist heute nicht dein letzter Tag bevor es mit der Schule weiter geht?" fragte Mama mich aufmerksam

„Ja, Maria holt mich auch schon gleich ab. Und vielleicht unternehmen wir zur Feier des Tages noch etwas"

Maria ist meine Beste Freundin seit der Oberschule. Die netteste und ruhigste Person die ich kenne, egal wie schlimm die Situation mag, sie versucht ein kühlen Kopf zu bewahren und stets nach einer logischen Lösung zu suchen. Ich nenne sie immer Humpty Dumpty ,nicht etwa weil ihre Haut so blass ist wie die von dem Ei sondern auch weil sie diese Kreative Ader hat und ihr Kopf voller Ideen ist ,eben genauso wie bei Humpty.
Wir haben nach der Oberschule beschlossen ein Praktikum zusammen zu absolvieren bevor wir uns in die Abi Phase stürzten.

Zusammen haben wir angefangen bei der Koppenrat und Kagel Stiftung unsere vier Wochen zu verbringen.
Es ist ein riesiges Institut das sich mit all möglichen Bereichen beschäftigt von Urkunden überprüfen bis hin zu Testament und Erbgut überprüfen.

Ich weiß es hört sich ziemlich langweilig an und das ist es auch ,doch wir haben uns nicht viel dabei Gedacht als wir uns beworben haben. Hauptsache jemand nimmt uns gleichzeitig an damit wir zusammen arbeiten können.

Kaum habe ich mein Saft ausgetrunken, klingelte es auch schon an der Tür.
Das muss Maria sein

„Good morning girl" begrüßte sie mich und kam rein.
Sie lief Richtung Küche um auch meine Mutter zu begrüßen und kaum war sie in der Küche sagte Ceyda
„Keine Ahnung mit was sie dich bedroht dass du tatsächlich immer noch ihre Freundin bist nach all den Jahren. Aber nimm dir eine Maske mit,denn dieses Mädchen stinkt" und zeigte mit ihrem Zeigefinger auf mich.

Ich rollte die Augen doch Humpty Dumpty war die Retterin in Not
„Ceyda, weißt du tatsächlich kommt der Gestank nicht von Leyla. Sondern eher von einer anderen Person" sagte sie mit provozierenden Lächeln im Gesicht.

Ceyda schränkte ihre Arme eingeschnappt ein und wir beide lachten und verabschiedeten uns auch schon wieder von meiner Mutter.

Draußen war es noch dunkel obwohl wir schon halb acht hatten. Was einem das rausgehen doppelt so schwer macht,weil es zuhause noch so viel kuschliger ist.

„Ey ich bin so froh das wir nur ein 15 Minuten Fußweg dahin haben. Jetzt stell dir mal vor bei dieser Kälte durch halb Berlin zu marschieren"

Ich nickte
„Ja und die Hälfte des Weges sitzen wir sowieso im Bus" sagte ich mit klappernden Zähnen

Obwohl ich so dick angezogen war dass man von weiten nicht mal erkennen konnte ob ich ein Mädchen oder Junge war, weil ich so vermummt war, bin ich dennoch am frieren.
Meine Pinke Winterjacke mit Fell und meine Strickmütze waren nicht genug.

„Oh Gott, bitte erklär mir wie du immer noch frieren kannst. Du bist so dick eingepackt das du dich schon wie ein Pinguin fortbewegst und du schlotterst immer noch mit den Zähnen rum als würdest du in Unterwäsche im Schnee baden " sagte Maria nachdem sie mein Zittern bemerkt hat.

Sie nahm den dunkelblauen Schal von ihrem Hals und legte es mir über meine Schultern.
Ich hauchte ihr ein lächelndes Danke zu und sie schüttelte den Kopf.

An der Bushaltestelle angekommen sahen wir auch schon wie sich der Bus näherte und ich schon gleich mit seiner Wärme empfangen wurde.

Ach ja wie herrlich es ist, in so einen geheizten Bus zu steigen, wenn es draußen minus Grade sind und es wie in einem schrecklich kitschigen Weihnachtsfilm schneit.

Like it's 1942Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt