gefolterte Künstler

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     wie ein Gemälde, das dir sachlich vorgehalten wird, und doch bis in dein Innerstes eindringt. Und ein Gedicht, das zu dir spricht, doch nichts erzählt.

Feintupfender Nieselregen und springende, knirschende Laubblätter rennen über den Ort, an dem verlorene und vergessene Dinge leben.

Der barbarische Wind brüllt und ein Gewitter schreit, wie eine italienische Oper, kennt sie das tragische Ende, doch ignorant und elegant spielt sie ein weiteres Mal die Handlung.

Immer wieder fliegen schwarze, abergläubische Krähen über dieser Welten Boden.
Über harte Leben, und sinnberaubte Leben, und fragwürdig lilane Leben.
Über gefolterte Künstler, die die Wahrheit kennen.

Er glaubt an Posie, das schrieb er einem fremden Mädchen, Poesie hilft seiner Seele.

Er ist wie ein Gedicht, dass zu dir spricht, spricht doch nichts erzählt.

Wie Spaziergänge an Schnellstraßen und die Augen von Rilke und Nietzsche.
Wie reißender Wind an Wintertagen, der Blumen umherwirft.
Dieser erfasst seine langen Haare und zieht ihn mit sich, immer weiter, immer rasanter.

Gefolterte Künstler sind getriebene Figuren.
Ruhelos und sich der melancholisch, dichterischen Wahrheit in den klammen Fingern bewusst.

Die Finger, die Gedichte schreiben und Lieder spielen, die Menschen erschlagen und Lippen betasten.
Seine Finger, die einer Seele gehören, die sich frei glaubt.

Dort auf dem Grab des sowjetischen Soldaten, vor dem noch nie Blumen standen oder Steine lagen, nur Stroh und Gras wächst friedlich schon so lang, dort sitzt ein Kater, sein Name Affe und die Welt weiß nicht wieso.

Was weißt du denn, du dumme Welt?, schreit der gefolterte Künstler.
Entzürnt stößt er einen Fluch zum Himmel und springt von der blaugrauen Schiefermauer.
Dort bleibt er liegen, weint leise ins friedlich wachsende Gras.

Die abergläubischen Krähen kreisen lachend.
Die Tarotkarten bestimmen leise seufzend Schicksalhaftes.
Teufel und Wahrheit, sanft liegen sie nebeneinander, fast wie geschiedene Geschwister.

Die Wahrheit der Zukunft, wiegend gefesselt, und die Krähe treibt wachend über ihr.
Der erdrote Teufel entzündet belustigt die verführten, nackten Liebenden.

Du weißt was das bedeutet.

Und gefolterte Künstlern ist es möglich in der Manie die Zeichen der Zukunft zu deuten.
Wie ein Film dessen Ende nie geschrieben wurde und hässliche Neugeborene.

Da ist keine Schuld, da ist nur Rausch. Rausch und Trunkenheit und Leid.

Er wird eines Tages sterben.

Sterben wie das feierliche Glühen einer Zigarette, wie das weiße Papier, noch ein letztes Mal orange aufflammend bevor es die Ewigkeit zu Rauch und Asche verschlingt.

Wird sterben, nicht an der Folter Qualen, sondern an dem Wahsinn seines Leibes.

Dort wird er liegen und dort wird er warten, auf göttlichen Dreck und wird die Finger des Poeten seiner Zeit entreißen. Sinnfremde, hämische, himmlische Welt und vogelhafte Begegnung

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 07, 2023 ⏰

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