Prolog

21 2 1
                                    

Es war eine wunderbare, laue Nacht.

Doch diese Ruhe war trügerisch, denn diese Nacht sollte sich zu einer unvergesslichen Schicksalsnacht für das Königspaar von Fenjia entwickeln.

Sie schliefen dicht aneinander gekuschelt in ihrem mit Gold verzierten Himmelbett.

Das Fenster war offen und der Wind ließ die Vorhänge flattern.

Links neben der Königin in einer kleinen Wiege schlief ein Fohlen.

Es war eine kleine Stute mit Stupsnase.

Ihr Fell war schokoladenbraun und verlief sich zu den Beinen hin zu nachtschwarz.

Allem in allem ein friedliches Bild.

Draußen rauschte der Kirschbaum und eine laue Brise wehte herein.

Plötzlich kletterte eine vermummte Gestalt über den Fenstersims in das Zimmer.

Die schwarze Kapuze verbarg das Gesicht des Einbrechers.

Er setzte vorsichtig die schwarzgrauen Hufe auf und bewegte sich so zu der Wiege mit der Prinzessin.

Sein nachtschwarzes Fell hob sich kaum von der Wand ab.

Er hielt dem Baby den Mund zu und hob es aus der Wiege.

Dann drehte er sich um und versuchte aus dem Fenster zu klettern.

Die kleine Prinzessin wurde unruhig und wachte trotz der Bemühungen des Einbrechers auf.

Sie fing bitterlich an zu weinen und der König wachte auf.

Als er in die Wiege blickte und seine Tochter dort nicht mehr vorfand blickte er sich erschrocken im Zimmer um und entdeckte den Einbrecher mit ihr im Arm.

Er fing an zu schreien und die Gestalt im schwarzen Umhang sprang, mit der Kleinen im Arm, aus dem Fenster.

Fenjias König stürzte zum Fenster und sah den vermummten Hengst nur noch wegrennen.

Einen Moment später stürzten drei Wachen in das Zimmer

,,Majestät! Geht es ihnen gut? Wir haben sie schreien gehört!"

Durch den Lärm wurde die Königin auch wach.

,,Was ist hier los Simon? Warum sind Wachen hier? Es ist mitten in der Nacht!?"

,,Lani, Schatz! es ist etwas schreckliches passiert! Unsere Tochter wurde gestohlen!"

Die Stimme des Königs zitterte und er wirkte bedrückt.

Die Wachen spannten sich an, als würden sie nur darauf warten den Dieb fertig zumachen.

,Gen Süden. Er ist gen Süden geflohen" der König ließ die Schultern hängen und schluckte.

Die Wachen sprangen durch das Fenster und jagten in die beschriebene Richtung.

Laut keuchend galoppierte der nachtschwarze Hengst durch die verlassenen Straßen Suós.

Seine Schritte hallten durch die kaum beleuchteten Gassen.

Die Leibgarde der Königsfamilie jagte hinter ihm her.

Endlich passierte er das Stadttor und legte noch einmal einen Zahn zu.

Seine Hufe trommelten über die Erde und er umklammerte das Baby fest.

Die Wachen der Leibgarde kamen immer näher und er wusste, wenn er das Baby haben wollte musste er es jetzt verstecken.

Er bog mit einer scharfen Rechtskurve in einen Feldweg ein und galoppierte auf einen alten Bauernhof zu.

Ein paar hundert Meter vor dem Tor stoppte er.

Steine und Grasbüschel flogen auf und das Baby weinte wieder.

Er versuchte es hektisch wieder zu beruhigen, doch erfolglos.

Also legte er das Baby, immer noch schreiend, in ein Gebüsch hinter einem großen Baum und drehte dann auf der Hinterhand um.

In schnellem Galopp lief er zurück auf die Hauptstraße und rannte weiter.

Offenbar hatten die Wachen nicht bemerkt, dass er kurz woanders war.

Denn sie rannten ihm immer noch schreiend und mit gezückten Schwertern hinterher.

Er rannte schnell, schneller als der Wind.

Die Kraft war in seine müden Beine zurückgekehrt.

Nun kam er gut voran.

Bald war sein Vorsprung so groß das er in einen Seitenweg einbiegen konnte.

In ein paar Gallopsprüngen war er am Rande des schützenden Waldes angelangt.

Kaum war er durch das Unterholz gebrochen, verschmolz er geradeso mit der Dunkelheit.

En Garde -Sei auf der Hut-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt