When Rain Comes Down

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Morticia wusste sich nicht anders zu helfen und bettete seinen Kopf auf ihrem Schoß.
Immer wieder strich sie ihm besorgt durch das schwarze Haar und stellte zum ersten Mal fest wie weich es eigentlich war.
"Gomez... Mon cœur..."
Zärtlich strich sie mit ihren Fingerspitzen über sein Gesicht.
"Ma petite chérie... Komm wieder zu dir, bitte."

Seine Stirn legte sich mit einem Mal in Falten und er riss verstört die Augen auf.
"Gomez! Oh Gott, du kannst mir doch nicht einfach so einen Schrecken einjagen!" rief sie erleichtert und zog ihn an sich.
Leicht überrumpelt erwiderte er ihre halbe Umarmung und sah sich dann schließlich, immernoch unsicher um.
"Alles in Ordnung, Gomez?" fragte sie ihn skeptisch und wartete auf seine Antwort.
"Ja, ja ich denke es ist alles okay." sagte er zögernd und sah sie an.
"Komm, Morticia ich denke wir sollten gehen, es sieht nach Regen aus."
Sagte er ernst und stand ruckartig auf.

Misstrauisch sah sie ihm nach, als er ziemlich unbeholfen durch die Gegend stolperte und beeilte sich ihm zu folgen.
Die Wolken hingen tatsächlich grau und schwer über ihnen und dennoch konnte sie spüren, dass etwas nicht stimmte.
In den wenigen Minuten in denen er weg getreten war, hatte sich etwas verändert.
Seine Haltung, seine Blicke, sein ganzes Sein.
Als sie bei ihm angekommen war, griff er nach ihrer Hand und festigte seinen Händedruck.
Beinahe schmerzhaft schlossen sich seine Finger um jene und er zog sie erbarmungslos mit sich.
"Gomez?"
Er reagierte nicht.
Sie überlegte kurz, dann hielt sie ihn zaghaft am Arm fest.
"Hey, alles okay?" fragte sie wieder und diesesmal schien ein Ruck durch ihn zu gehen.

Erstaunt musste er feststellen, dass er seinen Atem all die Zeit über angehalten hatte und ließ diesen nun hörbar entweichen.
Dann drehte er sich zu ihr.
"Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas zustoßen würde." sagte er rau aber bestimmt und sah sie unverholen an.
Morticia zögerte kurz, zog ihn dann jedoch in eine Umarmung.
"Ich weiß." sie seufzte und erlaubte sich für einen kurzen, klitzekleinen Moment seinen Duft einzuatmen.
Jener hatte sich die letzten Tage auf sie gelegt und irgendwie nicht wieder losgelassen.
"Danke." flüsterte sie leise und entließ ihn wieder aus ihren Armen.

Gomez sah sie perplex an, hatte sie sich gerade tatsächlich bei ihm bedankt? Für so eine Kleinigkeit?
Also wenn es so einfach war diese kleine Hexe glücklich zu machen, so beschloss er, würde er es immer wieder tun.
Etwas sanfter nun, nahm er noch einmal ihre Hand in die seine, hauchte einen kurzen Kuss auf deren Handrücken und setzte seinen Weg mit ihr an seiner Seite fort.
Weg waren die bösen Geister und vergessen die Angst, die er in jenem Moment gefühlt hatte.
Nur sie war noch da.

Ein Glück hatte er so schnell weg gesehen, war sie doch bei dem kurzen Handkuss ziemlich rot geworden. Glücklich aber auch etwas irritiert folgte sie ihm, mit dem Strauß Minze in der Hand, zurück zu ihrem Lager.

Angestrengt überlegte er,
wieso hatte es diese Gestalt nicht geschafft zu ihm durchzudringen?
Verstohlen sah er auf den grünen Strauß den sie in Händen hielt.
Was hatte sie nochmal gesagt? Das Band festigen? Schutz?
"Frag ruhig." sagte sie mit einem Mal lächelnd und sah auf.
Natürlich hatte sie es bemerkt, die Frage die ihm so auf der Zunge gebrannt hatte, war sie doch jemand, der ihn immer richtig zu deuten verstand und so setzte er zum sprechen an.
"Denkst du, dass Minze auch Schutz bieten kann?"
Morticia runzelte die Stirn.
"Schutz?"
"Ja, vor Geistern oder sowas."
Kurz überlegte sie, gab ihm dann jedoch, die lang ersehnte Antwort auf seine Frage.
"Ich weiß zwar nicht, wie du jetzt darauf gekommen bist, -" sagte sie schmunzelnd sprach jedoch schnell weiter "Aber ja, in alten Mythologien steht Pfefferminze auch für Schutz, manche sagen sogar, es soll so etwas wie einen undurchdringbaren Schleier zwischen Geist und Seele schaffen, durch den die Geister nicht hindurchtreten können." Morticia zuckte mit den Schultern und Gomez nickte verstehend.

Dann war Morticia in jenem Moment also Segen und Fluch zugleich gewesen...
Die Minze hatte ihn geschützt und sie hatte ihn 'verflucht'.
Doch wie er es auch schon den Geistern gesagt hatte, den Teufel würde er tun und sie alleine lassen!
Mittlerweile war er sich sicher, dass das die Warnung war, die seinen 'Mama' ausgesprochen hatte.
Die Geister entzürnen.... Er hatte ihr geholfen.... Er hatte sich eingemischt...
Er hatte sie entzürnt und so wie sich Mama ausgedrückt hatte, so war dies definitiv nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

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Mon cœur
~
Mein Herz

Ma petite chérie
~
Mein kleiner Liebling

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