03 || There's something missing in her eyes

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Ich machte mich auf den Weg in mein nicht so rosiges Zuhause. Natürlich stellte ich das anderen Leuten gegenüber gern positiver dar - man redet ja nicht gern schlecht über seine selbst aufgebaute Familie.

Die Ehe mir Briana war nicht wirklich das, was ich mir vom Leben erhofft hatte. Natürlich war unsere Anfangszeit schön, wir sind viel gereist, waren oft aus und hatten viel Sex. Das ist, was ich damals wollte.

Ein Kind sollte das dann komplettieren. Das hat es am Anfang auch! Briana ist mit dem Kleinen zu Hause geblieben, ich war arbeiten. 

Dann ging es bergab.

Aus betrieblichen Gründen wurde sie gekündigt. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade Juniorpartner geworden, sodass wir uns finanziell keine Sorgen machen mussten. Ich hab ihr Zeit gelassen. Sie sich auch. Zu viel Zeit.

Anfangs hatte sie noch Bewerbungen geschrieben. War zu Vorstellungsgesprächen. Hat sich geschminkt. Hatte nie fettige Haare. Hat sich - auch wenn sie zu Hause war - ordentlich angezogen.

Und nun?

Dieser Glanz hatte ihre Augen längst verlassen. Der Glanz, der da war, als ich mich damals in sie verliebt hatte.

Das Weglassen des Make Ups störte mich nicht. Die fettigen Haare..- Nun, es war verständlich, dass sie nicht immer die Energie aufbringen konnte, sich um sich selbst zu kümmern. Bald fing es an, dass sie nachmittags - gar abends - noch im Pyjama auf dem Sofa saß. Ich hatte versucht, sie mit Dates dazu zu bringen, wieder etwas aus sich zu machen, jedoch..- Fehlanzeige.

Als sie das erste mal mit Jogginghose in dem Restaurant saß, in dem wir uns verlobt hatten, war es für mich vorbei. Seitdem nahm ich sie nur noch mit zur Pommesbude um die Ecke. Ich schämte mich für sie. Bei Firmenfeiern brachte ich sie nicht mehr mit, da sie schließlich 'auf den Kleinen aufpassen' musste.

Und doch hatte ich Verständnis dafür. Eine postpartale Depression war etwas ernstes. Aber sie wollte sich nicht helfen lassen. Ich hatte ihr so oft angeboten, gemeinsam mit ihr zum Hausarzt zu fahren. Sogar Termine für Erstgespräche bei Psychotherapeuten hatte ich für sie ausgemacht.

'Der ist mir blöde gekommen.'

'Zur der ollen Schnäpfe geh' ich sicher nicht nochmal!'

'Mir ging's nicht gut, ich bin nicht hingegangen.'

Sie hatte sich aufgegeben. Einige Monate später hatte auch ich sie aufgegeben.

Natürlich waren Briana und Freddie meine Familie. Ich würde immer für beide da sein, das hatte ich ihr zur Hochzeit so versprochen und genauso meinte ich es. Während eine Scheidung meiner Ansicht nach prinzipiell keine Schande war, wäre es dennoch nichts für mich. Da bräuchte es wohl schon viel mehr.

Bei meinen Arbeitszeiten würde ich wohl kaum das Sorgerecht bekommen. Vielleicht würde ich meinen Sohn alle zwei Wochen an den Wochenenden sehen. Briana würde mit dem Unterhalt richtig abkassieren, da ich schließlich genug verdiente - sie müsste selbst ohne mich an ihrer Seite nicht arbeiten gehen.

Im Falle einer Scheidung würde ich das Schlachtfeld als Verlierer verlassen. Zumindest war ich aktuell glücklicher mit ihr, als ich es ohne sie wäre.

Es war lange her, dass ich das letzte Mal nach Hause gekommen bin und ein warmes, selbst gekochtes Abendessen auf dem Tisch stand. Ich meine, wirklich lange. Unser Hund erfuhr tagsüber auch nicht die Auslastung, die er benötigte.

Ich lebte nicht das Leben, das ich mir vorgestellt hatte, aber ich wusste, dass ich der beste Vater und Ehemann war, der ich in dieser Situation sein könnte.

Inzwischen war ich zu Hause angekommen. Ich blieb noch im Auto sitzen und genoss diese friedliche Stille. Das Fenster ließ ich herunter und zündete mir eine Zigarette an. Das tat so gut. Mithilfe dieses weißen, glühenden Stängels atmete ich zum ersten Mal an diesem Tag tief durch.

Die Situation mit Harry war schon merkwürdig gewesen. Er sah gut aus, hatte einen richtig geil durchtrainierten Oberkörper. Den hätte ich auch gern. Zwischen Arbeit, Haushalt und Familie blieb mir jedoch nicht mehr die Zeit, um so viel Zeit mit dem Trainieren zu verbringen.

Früher war das anders.

Wie auch immer.

Ich betrat unser Haus.

"Louis, schön das du da bist", begrüßte mich Briana, das Telefon zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt, Freddie mit ausgestreckten Armen tragend.

Da ich derjenige war, der für die ganzen Rechnungen zuständig war, wusste ich, wie hoch unsere Telefonrechnung in den letzten Monaten geworden war. Briana schien viel zu telefonieren. Immer mit derselben Nummer.

Sie drückte mir jedenfalls unseren kleinen Sonnenschein in die Hand und erklärte, dass er gewickelt werden müsse...

So war das nun einmal jetzt...




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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 12, 2023 ⏰

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