Regulus liebt Stille.
Er hasst alles, was Chaos beinhaltet. Er liebt Gewohnheiten, er trinkt seinen Kaffee seit acht Jahren immer gleich, er steht zur selben Uhrzeit auf, wie er es bereits als Kind getan hat, und er ist, wie er es immer war, allein.
Er braucht keine Freunde, um auf Partys zu gehen, wo er eh nicht hin möchte. Er braucht keine Ablenkungen durch Konflikte oder schlechte Einflüsse.
Er war zufrieden, also störte es ihn sehr, als eine Ablenkung namens James Potter durch die Tür seines Klassenzimmers lief. Es war ein normaler Dienstag gewesen, was bedeutete, dass er jetzt Wirtschaftslehre hatte.
"Acht Minuten zu spät, Mister-"
"Potter, Sir. Ich entschuldige mich."
James sah Regulus durchs Klassenzimmer an und lächelte.
Chaos, dachte Regulus und sah schnell weg.
"Ich werde mir in Zukunft Pünktlichkeit von Ihnen wünschen. Ist das klar?" fragte der Professor streng.
"Sehr klar, Sir," nickte Potter und sah sich weiter im Raum um.
Der Wirtschaftskurs war nicht gerade gut besucht, sodass viele Reihen leer standen.
"Gut, Sie dürfen Platz nehmen," nickte der Professor.
"Danke, Sir." James schien seinen Sitzplatz schon ausgesucht zu haben, bevor er überhaupt in das Klassenzimmer gekommen war.
Setz dich nicht zu mir, nicht zu mir, nicht zu mir, betete Regulus in seinen Gedanken, doch James setzte sich mit einem freundlichen Grinsen direkt neben ihn.
Regulus saß seit seinem gesamten Studium allein, es sah tatsächlich so aus, als gäbe es einen leeren Kreis um ihn, da die meisten anderen Studenten auf der anderen Seite des Raumes saßen.
"Hey," grüßte ihn Potter und holte ein paar bunte Schulbücher aus seiner gelben Tasche. Chaos, Chaos, Chaos. Regulus lächelte knapp, was James zu reichen schien.
"Ich bin James-"
"Ich weiß genauso gut, wer du bist, wie du weißt, wer ich bin," unterbrach Regulus ihn zischend.
James' Lächeln schwankte leicht. "Ich glaube, ich sollte mich trotzdem vorstellen," entschied James und streckte seine Hand aus.
Regulus sah auf James' wartende Hand und spürte ein leichtes Ziehen in seinem Bauch. Chaos, Chaos, Chaos.
"Wieso tust du das?" fragte Regulus und sah noch immer auf James' wartende Hand.
"Was?" fragte James, als wäre das eine unnötige Frage.
"Ich werde mich von dir nicht ablenken lassen," sagte Regulus streng und konzentrierte sich auf den Unterricht.
Es stellte sich als sehr schwer heraus, sich zu konzentrieren, wie er merkte, denn James hatte dieses Grinsen, wann immer er etwas richtig sagte. Er hatte diesen Ausdruck, wann immer er sich eine Notiz mit seinem grünen Fineliner machte, und dieses verdammt ablenkende Gesicht. Chaos, Chaos, Chaos.
Nach einer eher weniger lehrreichen Unterrichtsstunde versuchte Regulus mit zitternden Händen seine Materialien zusammenzupacken und so schnell wie möglich in seine Wohnung zu kommen. Doch wieder schwankte seine Konzentration, als James langsam seine Sachen einpackte, als hätte er ewig Zeit.
Regulus war gerade fertig, alles zusammenzupacken, als der Professor sich räusperte und ihn ansah. Nein, bitte nicht, dachte Regulus, bevor der Professor überhaupt gesprochen hatte.
"Mister Black, Mister Potter, auf ein Wort," bat der Professor, und Regulus' Finger umfassten die Riemen seines Rucksacks so fest, dass das Blut aus ihnen wich und sie sich taub anfühlten.
"Mister Potter hat das halbe Jahr verpasst, also dachte ich"- Sag es nicht, sag es nicht, weinte Regulus in seinen Gedanken -, dass Sie als Klassenbester, Mister Black, Mister Potter den Stoff der letzten Monate erklären könnten. Es wäre eine tolle Möglichkeit für Sie, sich in Unterhaltungen zu üben." Der Professor lachte und Regulus zuckte zusammen.
"Wenn Sie es mir auftragen, werde ich es tun, Professor Dumbledore," sagte Regulus. Chaos, Chaos, Chaos.
"Ich denke, es wäre für Sie beide von großem Vorteil," erwiderte der Professor und nickte ihnen zufrieden zu. Regulus spürte James' Augen auf sich gerichtet, gab dem Drang, zurückzublicken, aber nicht nach. Er ging zielstrebig aus dem Klassenraum und wollte einfach nur nach Hause, aber natürlich musste James ihm hinterherrennen.
"Hey, scheint, als wären wir jetzt Lernkollegen," lächelte James und sah darüber nicht annähernd so betroffen aus wie Regulus.
"Ich werde nichts dabei lernen, also wird es mehr eine Schüler-Lehrer-Sache sein," sagte Regulus und wusste nicht, ob James ihn überhaupt verstanden hatte.
"Es kann sein, was du willst," antwortete James charmant und Regulus fühlte wieder ein Ziehen in seinem Magen.
"Hör auf damit, es wird gar nichts sein. Ich werde dir den Stoff erklären und entweder wirst du es verstehen oder nicht, es wird nicht mein Problem sein," zischte Regulus, doch James ließ sich davon nicht beirren.
"Ich studiere eigentlich Medizin-"
"Ich weiß," unterbrach Regulus ihn, bevor er sich stoppen konnte.
"Woher?" fragte James grinsend. Ich weiß viel mehr über dich, als ich sollte, dachte Regulus und rieb sich schmerzerfüllt über die Augen.
"Du wolltest schon immer allen helfen, es macht Sinn," brachte er schließlich kalt heraus.
"Du redest über Sirius," stellte James fest. Regulus sah ihn abschätzend an und versuchte, seine nächsten Worte gefühllos zu sagen, so als würde es ihm nicht das Herz brechen, über seinen Bruder zu sprechen. "Wenn ich dir helfen soll, darfst du nicht über ihn reden, du wirst ihn nie zur Sprache bringen oder auch nur in irgendeiner Weise mich an ihn erinnern, verstanden?" Er hoffte, dass seine Worte stark und ernst klangen, aber er wusste, wie seine Stimme am Ende nachgab und wie die eines kleinen Kindes klang.
"Natürlich," sagte James und sah ihn kurz etwas unsicher an.
"Ich werde jetzt nach Hause gehen, also bitte-" Regulus hörte auf zu sprechen, als er sich umsah und sah, wo er war. Er war bereits zuhause. Er stand gemeinsam mit James Potter vor der Tür seiner Wohnung. "Ich-" Er brachte nicht viel mehr als ein Stottern heraus. Chaos, Chaos, Chaos, schrie sein Kopf. Wie hatte er sich so in ihrem Gespräch vergessen können? Er sah James kurz an und sah sein Lächeln. Chaos, Chaos, Chaos.
"Ich werde jetzt gehen," sagte James und schenkte Regulus ein letztes Lächeln, bevor er sich zum Umdrehen bereit machte.
"Warte," rief Regulus ihm hinterher. Sofort drehte James sich zu ihm um und sah ihn erwartend an. "Woher wusstest du, wo ich wohne?" fragte er, weil er nichts Besseres wusste.
James lächelte warm. "Du hast es erwähnt, aber mir wurde verboten, über die Person zu sprechen, der du es erzählt hast, also..." James zuckte mit den Schultern.
"Bis nächste Woche Dienstag, Regulus." Er winkte und schien nicht zu erwarten, dass Regulus sich verabschiedete.
"Du meinst bis morgen Abend," sagte Regulus und war sich fast sicher, dass James es nicht mehr gehört hatte, als er sich langsam umdrehte.
"Wirtschaft haben wir nur dienstags, oder nicht?" fragte James und schien wirklich verwirrt zu sein.
"Schon, aber Leute, die das halbe Jahr verpasst haben, bekommen Mittwochabends Nachhilfe," erklärte Regulus. Er hatte mittwochs eigentlich keine Zeit, aber er hatte nie Zeit, also könnte er anstatt seines Französischkurses auch James Potter etwas über Wirtschaft beibringen.
James grinste und winkte. Dieses Mal, bevor er sich umdrehte, sagte er sanft: "Gute Nacht, Regulus, bis morgen."
Chaos, Chaos, Chaos.
"Bis morgen," hauchte Regulus, und auch wenn er wusste, dass es zu leise war, damit James es hören konnte, hatte er es gesagt.
Er ging in seine Wohnung und schloss die Tür.
Seine Routine war durcheinander, und trotzdem schlief er diese Nacht ruhiger als je zuvor.
DU LIEST GERADE
Mastermind
RomanceMastermind (Taylor Swift) - Jegulus Fanficton inspiriert an Mastermind von Taylor Swift. Korrektur gelesen und hoffentlich jetzt fehlerfrei :) Regulus ist ein Student an der Universität Hogwarts und studiert im Bereich Wirtschaft auf Wunsch seiner...