2. Kapitel

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Während ich immer tiefer mit meinen Schuhen im Schlamm versinke, realisiere ich, dass ich ein Problem habe.
Ein verdammt großes Problem.

Und damit meine ich nicht, wie ich die Schuhe sauber bekommen soll, das ist eine Nebensache.

Das beunruhigende an der gesamten Situation ist die Tatsache an sich, dass ich im Schlamm stehe. Wie konnte das passieren?

Ist es der Schock durch die Explosion? Oder träume ich vielleicht einfach nur?

Hastig kneife ich mich selbst in den Handrücken, aber es bringt nichts. Langsam spüre ich nur immer deutlicher, wie der Schlamm den Stoff meiner Schuhe durchnässt und meine Füße feucht werden.

Reflexartig ziehe ich die Füße mit einem schmatzenden Geräusch aus dem weichen Untergrund und laufe ein paar Schritte, bis ich auf einem unebenen Kopfsteinpflaster stehen bleibe.

Ich staune nicht schlecht, als ich meine Umgebung deutlicher wahrnehme. Es dauert einige Momente, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben.

Das grelle, beißende Licht des Labors ist dem sanften Schimmern eines Vollmondes gewichen, der die kleine Gasse, in der ich mich augenscheinlich befinde, leicht erleuchtet.

Mit großen Augen blicke ich mich um. Langsam beschleunigt sich mein Herzschlag, ich kann absolut nicht glauben, was ich sehe.

Vor mir stehen Häuser, die ich in dieser Art aber nur aus mittelalterlichen Filmen kenne. Klein, schief und aus Holz, dafür aber eng aneinander gereiht.

Ganz vorsichtig strecke ich meine Hand nach der Hauswand aus, vor der ich direkt stehe. Ein kleiner Teil von mir hofft, dass sich das Haus in Luft auflöst, sobald ich es berühre und die Geräte aus dem Labor wieder auftauchen. Dann wird die Mitarbeiterin mir eine Standpauke geben, weil ich mich in ihre Arbeit eingemischt habe.
Aber das passiert nicht.

Stattdessen streifen meine Fingerspitzen sanft über trockenes Holz. Ich zucke zurück und beiße mir verunsichert auf die Unterlippe.

Was zum Teufel habe ich getan? Wo bin ich?

Mittlerweile rast der Puls in meinen Ohren und ich weiche von der Hauswand zurück. Sofort versinke ich mit der Hacke im Schlamm und ziehe den Fuß murrend wieder heraus.

Da mir die Flucht nach hinten nicht gewährt wird, laufe ich die kleine Gasse weiter hinunter.

Es ist mitten in der Nacht, der Wind pfeift gespenstisch durch die alten Häuser und mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken.

Ich will hier einfach nur weg. Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich mal so sehr nach einer nervigen Nachtschicht zurücksehnen würde. Aber jetzt tue ich es.
Wie sehr würde ich mich freuen, wenn mein Telefon klingelt und mir jemand verrät, dass das Ganze hier nur ein blöder Scherz ist.
Apropos Telefon.

Mit leicht zitternden Händen greife ich in meine Kitteltasche. Mein Atem stockt kurz, als ich das kleine Gerät tatsächlich in meinen Händen halte.

Ich bleibe abrupt stehen und ziehe es heraus. Das Display leuchtet auf und ich will gerade erleichtert aufatmen, da sehe ich, dass ich keinen Empfang habe. Natürlich, wie soll es auch anders sein.

Ein seltsames grunzendes Geräusch dringt aus meiner Kehle und ich stecke das Telefon ernüchtert wieder ein.

In weiter Ferne höre ich auf einmal zwei männliche Stimmen. Sofort setze ich mich in Bewegung und laufe darauf zu. Ich kann nicht verstehen, was genau sie sagen, aber das ist mir auch egal. Ich bin einfach nur erleichtert darüber, nicht der einzige Mensch in dieser komischen Parallelwelt zu sein.

Black TimeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt