Bevor du gehst, sie Ehrlich.

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Sie drehte sich um, ihre Haare, schwarz wie die Nacht, wehten um sie herum wie ein Schutz vor jeglichem, das ihr etwas Böses wollte, vor mir. „Du hast mir weh getan. Du wusstest was du tust, aber es war dir egal, wie es ihr und mir dabei ging. Ich will dich hassen, dir weh tun,doch das kann nicht, aber bleiben kann ich auch nicht. Ich ertrage das so nicht mehr, Leb wohl, Neff." Sie ging, ihre kleine Gestalt im Schnee immer kleiner werdend, bildeten ihre schwarzen Haare eine unglaublichen Kontrast. Mit ihr ging auch das stürmende Wetter und es wurde ruhiger um mich herum.

Plötzlich die Fähigkeit zu stehen verlierend fiel ich auf die Knie. Hass hätte ich akzeptieren können, ich hätte damit leben können, doch dass sie meine Anwesenheit nicht ertrug? Das war schwer für mich.

Ich spürte so viel, für mich in diesem Moment viel zu viel. Hass, Wut, Schmerz, Verzweiflung, Scham, Schuld.
Ich atmete schwächer und schwächer, War es hier schon immer so kalt gewesen?

Aber letztendlich hatte sie doch recht, es war meine Schuld, ich hätte das alles verhindern können, müssen. Und somit hatte ich es auch verdient, dass sie ging.
Jetzt war niemand mehr da, keiner der mich auffing, wenn ich fallen würde, keiner der sich um mich kümmert, oder sich überhaupt um mich scherrt, niemand.

Was, wenn ich also hier einfach liegen bleibe?
Wen würde es interessieren?
Würde überhaupt jemand zu meiner Beerdigung kommen?
Hatte es irgendwie Auswirkungen auf jemand?

Ich kannte die Antworten auf meine Fragen, ich würde sterben, es interessierte mittlerweile keinen mehr und so Käme auch keiner mehr zu meiner Beerdigung, falls es so überhaupt eine gäbe. Früher dachte ich immer, ich bräuchte sowieso niemanden, doch der Alte hatte mir den Kopf gewaschen und mir gezeigt, wie es wirklich war, indem er sagte:

„Ich glaube, du verwechselt da was, jeder braucht irgendwen. Wir Menschen sind wenn man es so will, Herdentiere, wir brauchen einander, ohne den anderen kann man nicht. Und wenn sich dann jemand im Irrglauben der Selbstüberschätzung alleine auf den Weg macht, ist er verloren. Ohne das Feedback, die Antworten auf die eigenen Fragen, die Berührungen, und die Außeneinwirkungen geht der Menschliche Verstand auf die Dauer verloren, er löst sich gewissermaßen auf. Darum braucht man seine Herde, und wenn es nur indirekt ist."

Er hatte recht, dass wusste ich mittlerweile und ich denke, ich verstand auch erst jetzt richtig was er da gesagt hatte. Warum er genau wusste, wovon er sprach.

Doch es war zu spät. Ich hatte ohne es richtig zu wollen, aber auch ohne es richtig zu verhindern alle und alles verloren, das mir im Leben wichtig war. Sie waren alle entweder Tod oder verschwunden.

Ich ließ mich, ausgelaugt in den Schmerz betäubenden Schnee fallen. Augenblicklich fühlte ich gar nichts mehr. Langsam schloss ich die Augen.

Ihr Leben ging weiter, sie würden eine weitere einsame Leiche der Liste hinzufügen und  mich irgendwo in der letzten Ecke auf dem nächst gelegenen Friedhof begraben, falls da noch genug Platz für einen ungeliebten Fremden war.
Denn das war ich, genau das.

Was, wenn mein Leben anders verlaufen wäre?
Was, wenn ich sie niemals getroffen hätte?
Würden sie alle noch leben?
Was, wenn ich niemals geboren worden wäre?
Gibt es überhaupt eine Variante, wo ich irgendeine, für mich damals irrelevante Entscheidung anders getroffen hatte, und ein schönes Leben geführt hätte?
Was, wenn ich wirklich hätte, eine Familie gründen können, richtige Freunde finden können und wirklich wahrhaftig glücklich werden könnte?

ABER DAS IST ALLES NICHT PASSIERT.

Ich hatte viel zu viele falsche Entscheidungen getroffen, helfende Hände ignoriert,und mich weiter und weiter in Verderben gestützt.

Ich hatte es verdient hier zu sterben, liegen zu bleiben und nicht vermisst zu werden.
Es war vorbei, mit 23 Jahren, war es für mich vorbei.

Ich hatte nicht die geringste Ahnung warum, aber ich erinnerte mich daran, dass irgendwer schlaues mal gesagt hatte:

Doch, wer war der Autor? Hatte ich den Stift? War es in meiner Entscheidungsgewalt, zu bestimmen wann ich starb? Konnte ich jetzt Weitergehen? Aber was sollte ich sonst tun, wenn nicht weitergehen? Ich hatte keine Wahl mehr, zu nichts Kraft

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Doch, wer war der Autor? Hatte ich den Stift? War es in meiner Entscheidungsgewalt, zu bestimmen wann ich starb? Konnte ich jetzt Weitergehen? Aber was sollte ich sonst tun, wenn nicht weitergehen? Ich hatte keine Wahl mehr, zu nichts Kraft.

Hatte sie nicht eigentlich den Sturm mitgenommen? Ich spürte gar nichts mehr, auch keinen Sturm.
So gesehen dürfte es für mich vorbei sein.

Das Akzeptiere Ich.

Eine warme, weiche Hand an meinem Hals ließ mich augenblicklich die Augen wieder aufschlagen. Die Hand gehörte zu einer Person, mit hübschen, feuerrot leuchtenden Haaren, welche im aufkommenden Wind um ihr Gesicht herum tanzten und eine wunderschönes Gesicht mit zart Grünen Augen und einem besorgten aber dennoch weichen Ausdruck umrahmten.

Der Wind entwickelte sich zu einem Sturm, es brauste, und stürmte, doch ich achtete bloß auf den Menschen vor mir.

Auf dessen Gesicht sich gerade Erleichterung abzeichnete und der mit einem leichten Lächeln fragte:" Alles in Ordnung? Was ist passiert?  Oh man, blöde Frage natürlich ist wohl nichts in Ordnung, tut mir leid, was machst du hier? Bist du verletzt? Entschuldige manchmal rede ich  zu viel ." er kratzte sich leicht am Hinterkopf und blickte mich neugierig an.

Ich war überwältigt. Schlicht überwältigt. Noch nie zuvor hatte ich bei jemandem so eine helle und strahlende Aura erlebt. Unschuldig mit einem reinen Herzen.

Ein paar Sekunden konnten ich die Person vor mir bloß  anschauen.  Nichts rausbringen.

Schließlich brachte ich ein überraschend schwaches:" Alles gut, das geht klar, könnte-" heraus, wurde aber bevor ich zu Ende sprechen konnte von der Dunkelheit umhüllt. Es fühlte sich an, als würde ich fallen, in die dunkle Leere. Schrecklich, ich konnte mich nicht rühren, bloß zusehen wie ich für mich Ewigkeiten fiel.  Ich fühlte wieder schmerzen, kaum dass ich fiel.

Starb ich jetzt?
Wollte mein Autor jetzt gehen?
Jetzt, wo ich das Licht getroffen hatte?
Jetzt, wo ich nicht umentschieden hatte? Ich wollte mehr wissen, über so einen Menschen, wie er in so einem Alter- er war ungefähr in meinem Alter- noch so unschuldig und rein strahlen konnte.

Wer war er?  Wie hieß diese Person? Was mochte sie und was nicht? Was für Werte vertrat sie? 

Konnte ich mir nicht den Stift nehmen und selbst weiterschreiben?

ICH HATTE GERADE MEINE HERDE GEFUNDEN.

Und dann war da nur noch Leere.










Piep...piep...Piiep.........

1031 Wörter

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 11, 2023 ⏰

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