Hey,
Also, wir waren an dem Punkt, an dem alle „Gesundheitsexperten" in meinem Alltag (beinhaltet Lehrer, Mitschüler und Familie, aber keine echten Experten) etwas ratlos wurden.
Nach etwa zwei Wochen war ich nicht mehr so müde (und nicht mehr so weinerlich) aber mit Konzentration war es noch immer nichts.
Wir gingen also zum Hausarzt. Weil die Vorabi-Klausuren vor der Tür standen und ich keinen Plan hatte, was überhaupt Thema im Unterricht war.
Meine Hausärztin hat genickt, genickt, genickt und gesagt, dass es eventuell Long Covid ist, sie aber auch keine Ahnung hat, was man da tun muss. Ich soll doch erstmal in der Schule mein bestes geben.
Okay.
Hab ich gemacht, auch wenn das kein Unterschied zu vorher war.
Ich habe dann noch ein Attest bekommen und das ist auch 'ne super Story:
Es besagte im Grunde, dass ich vermutlich an Long-Covid leide, weil nachweisen kann das ja keiner. Kann ja sein, dass irgendwas anderes Schuld an meinem kaputten Gehirn war. Wer weiß, vielleicht sind mir die acht Tage Einsamkeit nicht bekommen, aber es hatte nichts mit Corona selbst zu tun. Richtig?Ich bin also zur Schule und zu meiner Stufenleitung, um mit ihr über meine Benotung zu sprechen, weil mündliche Beteiligung nie meine Stärke war, aber so schlecht war ich auch noch nie. Oh, und ich konnte ja auch keine Hausaufgaben mehr machen.
Also alles in allem, hätte ich regulär wahrscheinlich zwischen 5 en und 6en in allen Fächern gestanden.Da meine Stufenleitung auch keine Ahnung hatte, wie man das regeln konnte, hatte ich einige Tage später dann einen Termin mit ihr beim Oberstufenkoordinator.
Der meinte, ich solle mit meinen Lehrern sprechen, erklären, dass ich ein Attest habe und die würden das berücksichtigen.
War super nett, hat mich etwas vom Abgrund der Verzweiflung zurückgeholt, weil ich überzeugt war, dass ich in meinem letzten Schuljahr noch sämtliche Defizite sammeln würde, um von den Prüfungen ausgeschlossen zu werden.
Ja.
Ich war dann etwa drei Wochen später wieder beim Oberstufenkoordinator wegen der Vorabi-Klausuren.
Da ich sie nicht mitschreiben konnte, brauchte ich ein - korrekt - Attest.
Ich bin also wieder zum Hausarzt, um mir ein Attest für die Klausuren zu holen. (Und ja, ich habe zu dieser Zeit für alles ein Attest gekriegt. Wirklich alles. Keine Ahnung wie meine Noten am Ende zustande gekommen sind.)
Dementsprechend habe ich die Klausuren nicht mitgeschrieben. Die Nachschreibtermine wären eigentlich nicht so viel später gewesen.
War ich natürlich auch noch kein bisschen fit.
Meine Hausärztin hat mich nebenbei zum Neurologen geschickt und meiner Migräne sei dank, hatte ich eine Woche später sowieso einen Kontrolltermin.
Dann kam der Witz:
Ich solle ein MRT machen, um andere Sachen (Hirntumor und so, ihr wisst schon) auszuschließen.
Am besten innerhalb der nächsten drei Wochen, weil ja schließlich die Abiprüfungen vor der Tür standen.
Genau.
Also ich bin Schülerin, also definitiv nicht Privatversichert und jeder, der schon mal ein MRT machen musste, weiß, dass man auf Termine ewig wartet.
Ich habe also direkt in der Praxis gefragt, ob die wüssten, wo ich so schnell einen Termin herkriege.
Wussten die auch nicht.
Also saß ich zuhause (und in der Schule) und habe etwa zehn verschiedene Praxen angerufen und gebettelt.
(Anmerkung: Betteln bringt nichts, bewahrt euren Stolz.)
Letztendlich habe ich dann meine Mitschülerin, mit der ich eigentlich nicht so unglaublich gut auskomme, gefragt, ob ihr Vater, der Radiologe ist, was möglich machen könnte.
Und Vitamin B ist wirklich alles, weil ich eine Woche später den Termin hatte.
Ich also zum Neurologen.
Die wahren super nett und alles, aber mein MRT war (wie erwartet) völlig unauffällig.
Ich sollte weniger Lob dafür bekommen, wie schön mein Gehirn aussieht, irgendwie ist es gruselig.
Ja, auf jeden Fall habe ich dann natürlich vorher schon beim Neurologen angerufen gehabt, um einen neuen Termin zu bekommen und jetzt kommt die Pointe:
In drei Monaten hätten die wieder was frei.
Der Sinn?
Also habe ich etwas mehr als zwei Monate auf meinem völlig unauffälligen MRT rumgehockt, eine leichte Aphasie entwickelt (bedeutet, mir sind hin und wieder Wörter nicht eingefallen) und habe in der Schule aus dem Fenster geglotzt.
Dann bin ich zum Neurologen und tada: unglaubliche Erkenntnisse:
Das MRT war unauffällig!
Ja, ich weiß. Wussten wir alle schon vorher.
Ja, was denn der Grund für meine Probleme sein könnten, wussten sie dann aber auch nicht. Oder wie lange das noch dauert. Oder ob es jemals verschwindet. Oder was aus meinen Prüfungen wird.
Alles in allem wusste jeder nichts.
Aber ich habe noch ein Attest bekommen!
Für die Schule. Ihr wisst schon, war ja ganz neu, dass ich Konzentrationsprobleme und so hatte.
Ja ja, ich lache mich tot.
Nächstes mal kommt Teil 2 der Odysse.
Bleibt gesund.
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Long-Covid - Wenn der Albtraum nicht endet
Chick-LitLong-Covid wird zu einem wachsenden Problem, einer zweiten Pandemie, die allerdings gerne ignoriert, heruntergespielt und unter den Teppich gekehrt wird. Hier berichte ich von meinen Erfahrungen, den Konsequenzen, die Corona auf mein Leben hat und b...