Kapitel 1

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"Miss Thompson!"

Innerlich fluchte ich, wenn ich die genervte Stimme von meinem Boss hörte. Entweder war etwas schief gelaufen oder er hatte einfach eine seiner Launen. Egal was davon, ich musste mich dem stellen.

Ich schob meinen Stuhl zurück und musste mich hinter den Schutz meines Schreibtischs hervor wagen. Mit schnellen Schritten eilte ich zur Tür gegenüber.

Während ich mich in den Türrahmen stellte, fragte ich: "Ja, Mister King, wie kann ich helfen?"

Wie üblich thronte er auf seinem Sessel hinter dem Schreibtisch aus dunkelbraunen Holz. Das Möbelstück machte ganz schön was her, dennoch passte es irgendwie zu ihm, dabei würden die meisten dahinter eher verschwinden.

Er machte sich nicht mal die Mühe von seinen Akten aufzusehen, als er erklärte: "Ich brauche Sie heute Abend auf der Gala."

Damit zerplatzte die wundervolle Seifenblase eines freien Abends, den ich nach Wochen einmal hätte. Es hieß wieder länger zu arbeiten, denn ich konnte schlecht ablehnen. Den Job hatte ich dringend nötig und er war überdurchschnittlich gut bezahlt.

Außerdem wer hatte schon die Ehre ausgerechnet die Sekretärin von Killian King zu sein?

Genau, ich war diejenige, die endlos viele Überstunden machen durfte. Mein Glück das ich kein Privatleben mehr besaß, das machte daraus sogar noch etwas Positives.

"Natürlich, Mister King."

In seinem Befehlston fuhr er fort: "Suchen Sie mir eine passende Krawatte zu Ihrem Kleid aus."

Hä?

An sich machte ich einfach, was er verlangte, weil er der Boss war. Es war sein Geschäft und er wusste wie das am besten lief.

Aber diese Aufforderung warf ein paar Fragen auf. Ich schaffte es meine Irritation zu verbergen und normal zu fragen: "Ihre Krawatte soll zu meinem Kleid passend sein? Mister King, das ist nur bei einer Begleitung üblich." Vielleicht war ihm das in seinem Workaholic Dasein entfallen oder er hatte nicht nachgedacht. Dabei passierten diesem Mann nie Fehler.

Nun sah er doch von seinen Papieren auf und das genervt. Exakt das war der Grund, warum ich im Normalfall keine Fragen stellte. Seiner schlechten Laune wollte absolut niemand ausgesetzt sein. Nur bei diesem Blick zog es mir aus negativen Gründen die Gänsehaut auf.

"Miss Thompson, Sie werden auch meine Begleitung sein. Bevor Sie ablehnen, weise ich Sie darauf hin, dass ich Ihnen den doppelten Lohn dafür bezahle."

Es war verdammt frech, dass er mir einfach befohlen hatte ihn zu begleiten. Er mag mir dafür mehr bezahlen, nur rechtfertigte es das kein bisschen.

Ich räusperte mich und erklärte: "Bei allem Respekt, aber ich bin mir sicher, dass Sie kein Problem hätten eine Dame zu finden, die eine ideale Begleitung wäre."

Den arroganten Mistkerl wollte ich nicht länger ertragen, wie ich musste. Eine Gala war allgemein eine unfassbar langweilige Veranstaltung mit ihm wäre es noch schlimmer.

Seine Augen bohrten sich praktisch in mich, während er kalt antwortete: "Das Dreifache."

Theoretisch hatte ich das Geld dringend nötig, aber das war doch etwas viel verlangt. In der Öffentlichkeit direkt neben ihm zu stehen, würde für einiges an Aufsehen sorgen.

"Mister King, ich verstehe Sie nicht ganz. Wie wollen Sie das überhaupt erklären, dass ausgerechnet ich mit Ihnen dort auftauche?"

"Weil Sie eine bezaubernde Frau sind, die man gerne um sich hat." Diesen Unsinn konnte er seiner Katze erzählen, denn ich glaubte ihm kein Wort. Es musste etwas vorgefallen sein, weshalb er das tat.

Aber warum ich?

Die Frauen lagen ihm zu Füßen und das sehr viele. Dann wollte er ausgerechnet eine von den wenigen Ausnahmen als seine Begleitung haben. Manchmal fragte ich mich wirklich, ob mein Boss richtig tickte.

Ich wollte gerade ansetzen, da fuhr er mir dazwischen: "Das Vierfache."

Es tat zwar langsam weh dieses Angebot abzulehnen, aber ich wollte Genaueres wissen, bevor ich zustimmen überhaupt in Betracht zog.

"Aber warum? Es muss einen Grund geben, den ich kennen möchte. Ich lasse mich ungern auf unklare Dinge ein."

King legte den Kopf leicht schräg und musterte mich. Den Stift in seiner Hand legte er ab und meinte: "Mir war unklar, dass Sie meine Gesellschaft so sehr verabscheuen." Es war verdammt schlecht, wenn der Boss das über einen dachte. Vor allem weil ich ständig um ihn schwirrte als seine Sekretärin.

"Nein, Mister King, das verstehen Sie falsch. Ich hatte lediglich längst Pläne für heute Abend, seit langem wäre es ein freier. Plötzlich wollen Sie, dass ich arbeite und mit Ihnen auf einer Gala erscheine."

"Das Siebenfache."

Ich verschränkte meine Arme und murmelte: "Ihr Glück, dass mein Leben den Bach runter gegangen ist." Ich musste gestehen, dass ich dann doch verzweifelt genug war dieses Angebot anzunehmen.

Er hatte mich entweder gar nicht oder falsch verstanden, denn King sagte: "Das Achtfache."

Wie viele Kohle hat der Mann bitte? Und wie unbedingt wollte er seine Sekretärin bei sich haben?

Mein Boss war wirklich durch gedreht.

"In Ordnung, ich mache es. Aber das ist was Einmaliges, zukünftig suchen Sie sich bitte früh genug eine besser passende Person." Er nickte und hatte damit endlich was er wollte. Im Grunde bekam er das immer.

Geld regierte einfach die Welt.

"Sehr gut, Miss Thompson. Dann fahren Sie jetzt nach Hause und bereiten sich für den Abend vor." Da war wieder ganz seine Bossstimme, die keinen Widerspruch duldete.

"Gerne, Mister King."

Erst nach dem ich mich umgedreht hatte und zu meinem Schreibtisch ging, verdrehte ich meine Augen.

Auf den heutigen Abend durfte ich gespannt sein, allerdings erwartete ich bereits einen Alptraum. Am Ende würde ich es sicher bereuen zugesagt zu haben, dennoch war ich verzweifelt genug mitzumachen. Gekündigt zu werden konnte ich als letztes gebrauchen, nach allem was ich verloren hatte.

Manchmal musste man eben Kompromisse machen und der war wenigstens verdammt gut bezahlt.

Lovely RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt