Kapitel 6

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Dwayne kam schneller zurück als erwartet und seine Miene war schwer zu deuten, als er die Tür hinter sich schloss, lehnte er sich dagegen und sah zu mir. Ich hob fragend eine Augenbraue und hoffte auf eine Aufklärung.

Nach einem Räuspern fing er an: "Also, es ist so. Der Arzt kann es nicht beurteilen, ob du deine Erinnerungen wieder erlangst. Es kann sein, aber muss nicht sein." Ich nickte und musste seufzen.

Zu gerne würde ich mich an alles erinnern. Offensichtlich hatte sich mein Leben drastisch geändert. Dann hatte ich mich in meinen Boss verliebt und war angeblich glücklich gewesen. All das hätte ich gerne wieder im Kopf. Wenigstens blieb eine Hoffnung, dass ich das bald hätte.

Dwayne drückte sich von der Tür ab und kam auf mich zu. "Um deine erste Neugier zu befriedigen. Kann ich dir ein paar Dinge erzählen."

"Das wäre toll. Oder was ist mit Fotos?" Kurz hatte er seinen Gesichtsausdruck nicht im Griff, allerdings hatte er sich schnell gefangen.

Dwayne setzte sich an die Bettkante und in mir warf es gefühlt hundert Fragen auf. Ein bisschen seltsam war sein Verhalten schon. Außer ich bildete mir das ein, weil ich allgemein verwirrt war. Nach dem Unfall wäre das jeder.

Er räusperte sich ein weiteres Mal und meinte: "Fangen wir doch mit der Gegenwart an." Er wurde ernst und man sah ihm an, dass er mitgenommen war. "Killian liegt aktuell im Koma. Der andere Wagen traf genau Killians Seite, dadurch hat er mehr Verletzungen erlitten."

Mein Herz blieb einen Moment stehen und ich hatte keine Ahnung was ich darüber denken sollte. Mein Kopf war wie leer gefegt. Auch, wenn wir unverheiratet wären, würde mich diese Nachricht treffen. Immerhin arbeitete ich seit einer Weile für ihn. Egal wie rau er sein konnte, das wünschte man niemanden.

"Oh." Mehr brachte ich nicht über meine Lippen, denn das musste ich erst selbst verarbeiten.

Ich sah ihm an, dass er mit der Fassung rang, als er fortfuhr: "Die Ärzte denken, dass es sein könnte, dass Kilian nie wieder wach wird. Er hat starke Kopfverletzungen. Wir müssen abwarten um genaueres zu wissen." Ich hielt mir eine Hand vor den Mund, denn das war ein Schock.

Wie bitte sollte ich mit diesen neuen Informationen umgehen? Mich überforderte alleine die allgemeine Situation, dann kam so etwas.

Dwayne schaute zum Fenster hinüber, welches links neben meinem Bett war. "Auf jeden Fall steht dir als seine Frau alles zu. Solange er im Koma ist, hast du das Sagen."

Man wollte mich scheinbar maßlos überfordern. Killian besaß ein Imperium, das könnte ich nie leiten. Ich war nur seine verdammte Sekretärin.

Sein Blick landete auf mir und die Fassung hatte er zurück erlangt. Das war sein üblicher Gesichtsausdruck, wenn er Geschäfte abschloss oder sich allgemein im Arbeitsmodus befand.

"Ich weiß, das ist alles viel. Aber das liegt jetzt alles in deiner Hand."

Er musste Scherze machen. Niemand konnte wahnsinnig genug sein mir die Verantwortung zu überlassen. Dafür musste King doch einen Notfallplan haben. Der Mann plante alles bis ins kleinste Detail. Dem Kontrollfreak passierten keine Fehler.

Dann wollte er in dem Fall unorganisiert sein? Das glaubte ihm kein Mensch.

Aufgebracht und etwas zu laut, fragte ich: "Warum ich?! Wieso?! Ich bin unfähig dafür!" Meinen Ausbruch ignorierte Dwayne vollkommen und sagte: "An dem Punkt solltest du wissen, dass er weitaus mehr..." Kurz hielt Dwayne inne, was kein gutes Zeichen sein konnte.

Schließlich hatte er die geeigneten Worte gefunden, denn er fuhr fort: "Nennen wir es Geschäfte, zu leiten hat. Das sollten wir alles so schnell wie möglich besprechen, damit du weißt mit was du es zu tun hast. Bis dahin übernehme ich das."

"Perfekt. Du bist die ideale Wahl dafür. Am besten leitest du alles bis Killian wach wird."

Ich würde mir keinen anderen Gedanken erlauben, außer das King aus dem Koma erwachte. Daran musste ich mich fest klammern, ansonsten drehte ich vollkommen durch. Man ladete mir viel zu viel auf.

"Du hast die Hauptverantwortung. Ich bin nur die Übergangslösung." Ich warf die Hände in die Höhe, denn Dwayne hatte die Qualifikationen dafür. Mich müsste man erst einlernen in diese sogenannten Geschäfte. Allgemein war ich eine einfache Sekretärin und keine Leiterin eines Imperiums.

Ich musste im falschen Film gelandet sein.

Dwayne nahm nun meine Hand und drückte sie leicht. Sein Versuch mich mit dieser Geste zu beruhigen funktionierte kein bisschen. Er setzte gerade an, aber ich unterbrach ihn: "Wieso ich? Das macht keinen Sinn."

"Doch, das klären wir ein andermal. Eins nach dem anderen. Aktuell gibt es wichtigere Dinge."

Offensichtlich bekam ich nicht mal Genesungszeit. Am besten legte ich direkt los. Mein Mann hatte zu viel vertrauen in mich. Sobald er aufwachte, würde ich ihm den Schädel abreißen. Das konnte man von keinem Menschen verlangen, dennoch tat er das.

Bei dem Gedanken an all das bekam ich Kopfschmerzen. Mein gesamtes Leben fühlte sich falsch an. Sogar ich selbst fühlte mich falsch an.

Ich löste meine Hand aus der seinen und fuhr mir durch meine Haare. Die Verzweiflung hatte längst besitzt von mir ergriffen. Sie nahm mich vollkommen ein und löste innere Qualen aus.

"Ciara, ich muss das alles ansprechen, weil es Handlungsbedarf gibt. Laut dem Arzt bist du fit. Du hattest Glück im Unglück."

Aja, dann konnte man mich ohne schlechtem Gewissen mit Arbeit überhäufen. Der Wahnsinn konnte direkt beginnen.

Lovely RevengeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt