Kapitel 6 - Unerwarteter Besuch

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Nottingham - Castle De Burgh

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Nottingham - Castle De Burgh

Drei Tage später


Knarzend schloss sich die Tür hinter ihrer Kammerzofe und ließ Marian allein in ihrem Gemach zurück. Die meisten der Kerzen der silbernen Halter waren zur anstehenden Nachtruhe gelöscht worden und das leise Knacken des Holzes im Kamin erzeugte zusammen mit dem tänzelnden Feuerschein eine wohlige Atmosphäre. Marians Gedanken jedoch hingen nicht an dem großen Himmelbett mit den dunkelroten Vorhängen mit Ornamenten auf Brokat. Seit Robin Hoods Einbruch vor drei Tagen herrschte eine angespannte Stimmung in der Festung.

Die armen Wachen taten ihr tatsächlich leid, denn jene wurden in den letzten Trainingsstunden besonders hart herangenommen. Der Hauptmann geriet vor dem Sheriff von Nottingham und ihrem Vater zunehmend in Erklärungsnot.

Bereits sechs Mal zuvor war Hood auf unterschiedliche Weisen in die Kammer der Zähler oder anderer Kammern eingedrungen und hatte jedes Mal einen nicht unerheblichen Teil der Steuergelder entwendet. Der Sheriff, der Earl und auch Guy selbst waren außer sich. Die Wachen wurden immer mehr verstärkt und die Zählstube schließlich von den Zollhäusern in das Innere der Festung verlagert. Wie sich nun aber gezeigt hatte, hielt auch das den Dieb nicht auf. Hood handelte nach keinem Muster. Er tauchte wie ein Wirbelsturm auf, hinterließ Chaos und in dem Durcheinander verschwand er wie ein Geist.

Marian seufzte und schälte sich aus dem Abendmantel, dessen Stoff leise raschelnd auf die Chemise vor dem Bett hinabsank. Sie fröstelte in dem dünnen Gewand aus Baumwolle und Leinen, welches ihr bis zu den Knöcheln herunterfiel wie weißer Schnee, während ein sachter Windhauch ihren Nacken streifte.

Ihre Gedanken, eben noch in der Ferne wie ein dem Wind folgender Vogel mit ausgebreiteten Schwingen, kehrten blitzartig in das Hier und Jetzt zurück. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und die feinen Haare in ihrem Nacken stellten sich auf, ehe ein Schauer der Unruhe über ihre Haut hinwegkroch und ihr eine Gänsehaut bescherte. Jeder Muskel in ihrem Leib spannte sich an und Marian wandte sich langsam um, dem Fenster ihres Erkers entgegen. Dorthin, wo die Fenster verschlossen, die Vorhänge vorgezogen sein sollten.

Stattdessen lehnte eine dunkle Gestalt gegen den Fensterrahmen. Das Mondlicht umspielte die breiten Schultern und hüllte die Züge unter einer Kapuze in tiefdunkle Schatten.

'Warum ist er hier? Er wusste doch nicht, wer ich war?'

Marian beschloss fürs Erste, es mit einer Scharade zu versuchen.

„Wer seid Ihr?", fragte sie und machte einen Schritt rückwärts, um das Bild der armen, erschrockenen Lady zu mimen. „W-was wollt ihr von mir? Wagt es nicht näher zu kommen, oder ich rufe die Wachen!"

Marian war überzeugt davon, dass ihre Darbietung makellos war. Kaum ein Schausteller auf der Straße hätte es besser gekonnt.

Die dunkle Gestalt jedoch stieß ein abfälliges Lachen aus.

Die Königin von Pfeil & BogenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt