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                                                                      Jisung POV

Gerade sass ich in der Kirche, während der Pfarrer vorne beim Altar aus der Bibel vorlas. Neben mir sassen meine Eltern und meine kleine Schwester. Ich ging nicht gerne in die Kirche, es war so langweilig und ich glaubte das sowieso nicht, was da erzählt wurde. Wieso sollte ich also gehen? Ich ging nur wegen meinen Eltern.

Meine Eltern wussten natürlich nicht, dass ich schwul war. Wenn ich es ihnen erzählt hätte, wäre ich bestimmt schon lange aus dem Haus geworfen worden. Sie fanden Homosexualität das Letzte, nur schon wenn sie ein schwules Pärchen auf der Strasse sahen, verzogen sie angeekelt das Gesicht und sagten nicht sehr nette Dinge.

Mit meiner kleinen Schwester verstand ich mich sehr gut, aber auch ihr hatte ich es nicht gesagt. Ich vertraute ihr zwar sehr, aber ich wusste nicht, ob sie es doch irgendwann unseren Eltern erzählen würde. Wenn sie sauer auf mich wäre und es ihr rausrutschen würde. Dann wollte ich es lieber ihnen persönlich erzählen.

Der Pfarrer erzählte etwas über Homosexualität, während ich auf mein Handy schaute. Ich wartete seit gestern Abend auf eine Nachricht von meinem Schwarm, Lee Minho. Er ging mit mir in die selbe Klasse und er war einer meiner Gründe, weshalb ich in die Schule ging. Er war 18 Jahre alt, nur 2 Jahre älter als ich und Tanzen war seine Leidenschaft. Ich mochte ihn seit der 8. Klasse, hatte es ihm jedoch nie gesagt. Ich wartete auf den richtigen Moment. 

Wir schrieben manchmal miteinander, wenn er Zeit hatte. Er war ziemlich verplant, wegen seinen Gesangsstunden, seinem Tanzunterricht und feiern gehen. Meistens schrieben wir erst um 23 Uhr miteinander, worüber ich mich trotzdem immer freute. Ich wartete dann den ganzen Tag auf ihn und wenn er dann schrieb, hatte ich direkt gute Laune und vergass die Zeit total. 

Auch wenn ich ihn sehr mochte, brachte ich es nicht übers Herz, es ihm zu gestehen. Schliesslich lief es gerade so gut, wie es nur konnte und ich wollte es nicht ruinieren. Ausserdem war ich mir sicher, dass er hetero war und auf Mädchen stand. Schliesslich war er an unserer Schule ziemlich beliebt, vor allem bei den Mädchen. 

"Gott hat uns Menschen als Mann und Frau geschaffen. Er hat uns füreinander geschaffen zum ein-fleisch-werden, das geht nur als Heteropaar. Das steht im 3. Mose Kapitel 18, Vers 22. Homosexualität ist eine Sünde, das hat Gott so gesagt. Deswegen sollten wir auf ihn hören, um in den Himmel zu kommen", sagte der Pfarrer und unsere Blicke streiften sich kurz. 

Ich hatte meine Augenbrauen zusammen gezogen und sah ihn ungläubig an. Das konnte er doch nicht ernst meinen. Wie konnte er so etwas glauben? Er sah diesen Gott nicht einmal. Ausserdem konnte die Bibel doch auch von einem Menschen ausgedacht worden sein, wie konnte er sich da so sicher sein, dass das stimmte, was darin stand? Echt seltsam.

Meine Mutter wandte mir nun meinen Blick zu. "Hörst du, Jisung? Deswegen solltest du nicht mit einem Schwulen befreundet sein. 1. ist das widerlich und 2. machst du dir somit wahrscheinlich auch Sünden und das willst du ja nicht oder? Also halte dich besser fern von solchen Leuten, so etwas wollen wir nicht in unserem Haus". 

Auch wenn ich ziemlich wütend war in diesem Moment und ihr widersprechen wollte, blieb ich stumm. Es würde sowieso nichts bringen. Meine Eltern waren stur, wenn es um solche Dinge gingen. Nichts konnte ihre Meinung ändern.







Homophobic -MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt