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                                                                 1 Monat später                                                    

                                                                    Jisung POV

"Ich freu mich schon darauf, endlich kann ich mal dein Zuhause sehen". Minho und ich laufen Hand in Hand durch die Strassen Seouls auf dem Weg zu mir nachhause. Er wollte endlich auch einmal zu mir nachhause kommen, da wir ansonsten nur bei ihm gewesen oder aus waren. Ich war etwas nervös, wegen meinen Eltern. Wie würden sie reagieren?

Vor meiner Haustür angekommen, sah ich Minho an drückte seine Hand etwas fester. "Babe, vielleicht solltest du noch etwas wissen. Uhm, also meine Eltern sind nicht sehr tolerant, wenn es um Homosexualität geht, also-", begann ich, doch Minho schnitt mir den Satz ab und sah mich lächelnd an. "Ach komm schon, Hannie. So schlimm können sie doch nicht sein", sagte er. 

Dann öffnete ich die Tür und wir gingen rein. Unsere Hände waren immer noch miteinander verschränkt und es störte mich auch nicht. Nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen hatten, zog ich ihn an der Hand zur Treppe und wollte gerade hoch gehen in mein Zimmer, da stand plötzlich meine Mutter vor uns. Ihr Blick fiel auf unsere Hände.

Shit.

"Was soll das, Jisung?", fragte sie und die strenge Falte auf ihrer Stirn machte sich wieder bemerkbar. Dieses mal würde ich nicht einknicken und mich wehren. Ich würde sagen, was ich denke und nicht einfach alles runterschlucken.

"Das ist mein fester Freund", sagte ich und sah zu Minho. Dieser sah zu meiner Mutter und reichte ihr die Hand. "Guten Tag, mein Name ist Lee Minho", sagte er und ich musste grinsen. Ihre Augen wurden grösser und sie lachte kurz. 

"Das ist ein Scherz oder, Jisung? Das kann nur ein Scherz sein", sagte sie. Ich schüttelte den Kopf. "Es ist mein voller Ernst. Ich bin in einer Beziehung mit Minho", meinte ich und blieb standhaft. Sie machte einen angeekelten Gesichtsausdruck. 

"Igitt, Han Jisung! So haben wir dich nicht erzogen! Wieso bist du eine Schwuchtel, nachdem wir dich so gut erzogen haben? Was haben wir falsch gemacht? Wie kannst du das unserem Jesus antun? Er ist bestimmt schwer enttäuscht von dir", sagte sie. Nun kam auch mein Vater zu uns. 

"Was ist hier los?", fragte er meine Mutter. Sie wandte sich zu ihm und zeigte auf mich. "Der da ist einer von den Schwulen! Er ist eine Schwuchtel! Das da ist sein fester Freund", nun zeigte sie auf Minho. Unsere Hände waren immer noch ineinander verschränkt und das gab mir Sicherheit. Ich fühlte mich sicher, wenn Minho bei mir war.

"Han Jisung! Wie konntest du Jesus und uns so enttäuschen? Wir dachten, du bist normal! Ausserdem haben wir dich doch gut erzogen! Wie kannst du uns das nur antun?", fragte er mich   und seine Stimme hatte einen verzweifelten Unterton. 

"Ich kann doch nichts dafür, wenn ich schwul bin! Ich steh nun mal nicht auf Mädchen", sagte ich und sah den beiden direkt in die Augen. Endlich hatte ich es ihnen gesagt. Endlich war es raus. Meine Mutter sah mich angewidert an. "Du bist widerlich, Jisung. Wie kannst du es wagen? So etwas können wir nicht unseren Sohn nennen".

Irgendwo in mir taten mir ihre Worte weh, aber dann fiel mir wieder ein, dass Eltern doch eigentlich ihr Kind akzeptieren sollten. Offensichtlich hatten meine Eltern das nicht gelernt. Auch mein Vater war nun angewidert. 

"Und sowas nennt sich unser Sohn, huh? Du bist nicht unser Sohn, solange du schwul bist und auf Männer stehst! Vielleicht sollten wir dich in ein Internat schicken, dort wird dir das Schwulsein ausgetrieben und dann bist du wieder normal! So jemanden haben wir nicht erzogen", sagte er und setzte auf einen Schlag an, aber Minho hielt ihn an seinem Arm fest.

"Hey, wieso schlagen Sie ihr Kind? Nur weil er nicht auf Mädchen steht? Das ist echt nicht cool von Ihnen. Denken Sie Gewalt bringt etwas?", fragte er meinen Vater. Ich sah das Feuer in den Augen meines Vaters und er riss sich los. 

"Verschwindet! Alle beide!"

Wir rannten schnell die Treppen hoch, um meine Sachen zu holen und dann abzuhauen. Ausserdem wollte ich mich noch von Chaeyoung verabschieden, da ich sie ja dann auch nicht mehr sehen werde. Also holte ich meine Sachen und klopfte dann an ihre Zimmertür. 

Sie öffnete und als sie Minho und meine Tasche mit meinen Sachen drin sah, zog sie eine Augenbraue hoch. Doch bevor sie etwas sagen konnte, umarmte ich sie. Sie erwiderte immer noch etwas verwundert meine Umarmung. "Was ist los?", fragte sie mich, als wir uns voneinander gelöst hatten. 

"Ich darf nicht mehr hier wohnen. Und das ist Minho, mein fester Freund", sagte ich und zeigte auf Minho, der neben ihr stand und sie nett anlächelte. "Chaeyoung", stellte sie sich vor und reichte ihm die Hand. Er nahm ihre Hand und schüttelte sie.

"Wir können ja noch schreiben", sagte ich ihr und sie nickte. "Bis dann", sagte ich und ging dann mit Minho nach unten. "Bis bald", sagte sie, bevor sie ihre Zimmertür wieder schloss. 

Wir zogen unsere Schuhe an und ein letztes Mal sah ich nach hinten. Dort standen meine Eltern, meine Mutter hatte ihre Hände in ihre Hüfte gestützt und sah mich wütend an und mein Vater schüttelte den Kopf. Eigentlich durften sie mich gar nicht rausschmeissen, schliesslich war ich minderjährig. Aber offensichtlich war das ihnen egal.

Dann verliessen wir das Haus und machten uns auf den Weg zu Minhos Wohnung. Langsam realisierte ich, dass ich meine Familie wahrscheinlich für die nächste Zeit nicht mehr sehen werde, aber darauf konnte ich auch verzichten, wenn sie immer so homophobe Kommentare machen mussten.

Nun gab es nur noch Minho und ich. 

Bei ihm Zuhause gingen wir in sein Zimmer und ich liess mich auf das grosse Bett fallen. Ich war echt müde und schloss die Augen. Minho legte sich neben mich, nachdem er sich umgezogen hatte. Ich zog mich bis auf die Boxershorts aus und kuschelte mich dann unter die Decke. Für den Rest war ich einfach zu müde.

Ich kuschelte mich an Minho, so dass mein Kopf auf seiner Brust lag und ich seinem Herzschlag lauschen konnte. "Tut mir leid, dass das so enden musste. Ich wollte nicht unser Date ruinieren", flüsterte ich schliesslich nach einer Weile. 

Minho drückte mir einen Kuss auf den Kopf. "Keine Sorge, Sungie. Du hast nichts ruiniert. Ich bin froh, dass wir überhaupt zusammen sein können", sagte er und ich seufzte. 

"Ich liebe dich", sagte ich.

"Ich lieb dich auch, Sungie". 




Homophobic -MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt