Es gab mal einen Mann, der sagte, dass Gott tot sei. Nietzsche war sein Name. Interessanter Satz. Während ich im lauten Jeep durch die zerstörten Straßen der Postapokalypse gefahren werde, streifen meine Gedanken immer wieder ab. Einen Verbündeten im Kampf gegen die SCP habe ich bereits. SCP-790. Oder laut seinem richtigen Namen: Bryan Jenson. Er befindet sich noch immer in dem Komplex und wird dort auf seinen Einsatz warten. Doch zuvor werde ich noch ein paar potentielle Verbündete besuchen. Ein Soldat fährt mich geradewegs zur Minimal-Sicherheitszone 17. Einem kleinen Gebäude, der von der Apokalypse unberührt geblieben ist.
"Sir. Das Ziel kommt in Sichtweite.", informiert mich mein Fahrer. Ich nicke stumm. Ein für mich gesichtsloses Individuum. Keiner näheren Betrachtung wert. Das nächste Ziel wird nicht leicht zu beeindrucken sein. Dieses Wesen hätte die Endzeit verhindern können. Mit einem Fingerschnipp. Je mächtiger das Wesen, desto unberechenbarer die Charakterstruktur. Ob ich für andere ebenso wirke?
Und schon wieder habe ich mich in Gedanken verloren. Wir halten an einem einsamen Wachposten. Eine graue Schranke hindert den Jeep am passieren. Kein Mensch in der Nähe. Jedenfalls scheint es so.
"Kehrt um, dies ist Sperrgebiet!", erschallt eine mechanische Stimme aus einem Lautsprecher am Wachposten.
Wusste ich's doch. Sie werden uns hören, um unsere Absichten zu erfahren. Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht.
"Öffnet die Schranke!", fordere ich lauthals. Meine Macht lässt meine Stimme noch stärker erschallen. Ein Echo trägt den Befehl in den Innenbereich. Kurze Zeit herrscht Stille. Die Schranke öffnet sich unvermittelt. Der Jeep parkt in der Mitte des wirklich kleinen Hofes. Zwei stark bewaffnete Soldaten flankieren uns mit erhobenen Waffen.
"Was wollen sie hier, Oberst!?", schreit der eine viel zu Laut. Kann nur daran liegen, dass er Ohrenschützer trägt. Sie wissen von meiner Ankunft. Ob sie mein Ziel darüber in Kenntnis gesetzt haben? Selbst wenn. Dieses Wesen tut eh, was es will. Eine Antwort erscheint mir sinnlos. Warum fragen diese Idioten mich etwas, obwohl sie meine Antwort nicht hören können!? Vielleicht... Gerissen..
"Nicht schlecht. Ein dritter Mann von euch hört in sicherer Entfernung mit und wiederholt alles was ich sage mit Hilfe eines integrierten Kopfhörers in euren Ohrstöpsel. Kreativ..", sage ich anerkennend. Kurze Stille. Dann lachen die beiden Soldaten überlegen.
"Richtig, Oberst! Und jetzt..", beginnt der SCP Soldat mit autoritärem Tonfall, "Werden sie sterben. Wir haben keine Verwendung mehr für sie!"
Zwei Gewehrläufe auf mich gerichtet. Zweifellos noch ein paar weitere aus sicherer Entfernung. Ohne meinen Kopf zu bewegen, huschen meine Augen über die Befestigung des Außenpostens. An beiden Seiten sind jeweils zwei Scharfschützen. Überlebenschance: 0%. Knirsche mit den Zähnen. Das darf noch nicht vorbei sein.
Der SCP-Soldat drückt den Abzug. Ein lauter Knall. Meine Augen sind aus Reflex geschlossen. Nichts passiert. Weitere ohrenbetäubende Schussgeräusche. Die Luft füllt sich mit dem stechenden Geruch von Schießpulver. Doch nichts geschieht mit mir. Kein Schmerz. Kein Gefühl. Nichts. Ich öffne meine Augen. Vor meinem Körper hängen unzählige abgeschossene Gewehrkugeln in der Luft. Sie schweben vor mir, als würden unsichtbare Fäden sie wie Marionetten in der Luft halten.
"Was zum Teufel soll das!?", schreit der SCP-Soldat außer sich. Das würde ich allerdings auf gerne wissen. Aufmerksam blicke ich mich um. Nichts zu sehen. Ich drehe mich um. Auch hinter mir nichts erkennbares. Langsam wende ich meinen Blick wieder zu den beiden Soldaten. Beziehungsweise zu dem Ort, an dem die beiden SCP-Soldaten eben noch gestanden haben. Sie sind weg. Von jetzt auf gleich.
"Was geht hier vor sich. Soldat? Haben sie etwa-", beginne ich zu meinen Fahrer zu sprechen, doch auch er ist verschwunden. Ich stehe hier vollkommen allein. Kalter Schauer überkommt mich. Ist ER das!?
DU LIEST GERADE
Der Oberst (Creepypasta)
HorrorWorte können schärfer sein, als jede Klinge dieser Welt. Zerstörerischer als jeder Tornado. Das weiß vorallem der Oberst. Er wird festgehalten in einer ominösen Organisation. Zur Erforschung seiner Macht. Doch schon bald, wird die Chance zur Flucht...