Waschraum

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Max:

Es waren nun schon mehrere Tage vergangen, seit dem Vorfall mit Nate am See. Seitdem er wie ein panisches Kaninchen weg gerannt war, hatte ich nichts mehr von ihm gehört. Vielleicht verbrachte er ja Zeit mit seiner imaginären Freundin. Natürlich hatte ich sehr schnell herausgefunden, dass er garkeine Freundin besaß. Ob er den kleinen Zettel überhaupt gefunden hat? Wieso machte ich mir überhaupt darüber Gedanken? Bei jedem anderen wäre es mir auch egal, ob er sich meldet oder nicht. An diesem Burschen war noch nichts besonderes, trotzdem hatte er mein Interesse geweckt. War es das niedliche, dass er ausstrahlte? Dieses unschuldige?

"Hey Max, wir müssen los zu unserem Kurs!" unterbrach Johannes meine Gedanken und ich seufzte genervt auf. "Glaub mir, Frau Kugelstätt fällt das nicht einmal auf, ob wir zu spät kommen oder nicht." belehrte ich meinen besten Freund seit Schulzeiten. "Außerdem überlege ich, ob ich Literaturwissenschaft nicht wieder schwänzen soll. Ich komm in den Fach ja eh durch." meinte ich dann Achselzuckend, worauf ich nur einem genervten Blick von meinem Freund bekam.

"Schön für dich, Mr. 'William Shakespeare' andere müssen leider trotzdem in den Kurs und haben nicht so einen hohen IQ und verstehen nicht diese komischen Texte." jammerte dieser dann. Ich gab ihm nur einen brüderlichen Klaps auf den Rücken. "Ich gebe dir dann wieder Nachhilfe, du wirst dieses Semester schon schaffen. Die anderen hast du ja auch Dank meiner Hilfe ohne Probleme gemeistert." muntere ich Johannes auf und schenkte ihm ein Lächeln.

Ich begleitete ihn noch zum Kurs, eher ich in Richtung Cafeteria abbog. Am Vormittag war noch nicht viel los, da noch viele in ihren Uni Kursen saßen. Mit einem Tablet bewaffnet holte ich mir einen Kaffe und eine Schüssel Müsli. Leider hatte ich vergessen meinen Kühlschrank einzuräumen, deswegen musste ich so mir so ein Essen besorgen. Ein Fan vom Cafeteria Essen war ich nicht. Wenn es nicht unbedingt sei musste, mied ich es, diese zu betreten.

Mit meinem Essen in der Hand, suchte ich mir eine Tisch, der eher in hinteren Teil des Raumes war. Dort packte ich dann meinen Laptop, aus meiner Tasche aus und begann die ausstehen Hausarbeit für Terminologie zu erledigen.

Ich unterbrach erst mein tun, als sich eine weitere Person zu mir an den Tisch setzte. Mein Blick ging hoch und überraschte blickte ich die mir gegenüber sitzende Person an. "Ich habe garnicht erwartet, dass jemand wie du Studiert." sprach Nate, der nun einen Schluck seines Cafés nahm. "Dachte eher, dich findet man in einem Swinger Club oder sowas." sprach er dann weiter.

Schnell fand ich meine Worte wieder und ich schenkte ihm ein breites Grinsen. "Nun, da hast du dich wohl getäuscht. Ich studiere, zu deiner Überraschung, Anglistik. Aber das gleiche könnte ich dich auch fragen, was studierst du den?" Neugier schwang in meiner Stimme mit und ich nahm einen Löffel von meinem fast leeren Müsli.

"Ich studiere Kunst." kam die knappe Antwort meines Gegenübers. Interessant. "Ich nehme mal an, du wartest bis dein nächster Kurs anfängt?" versuchte ich ein Gespräch aufzubauen, was jedoch nicht wirklich klappen wollte, da Nate relativ kurze Antworten gab.

Da mein Müsli leer war, stand ich auf, warf mir meine Tasche über die Schulter und ging Richtung Ausgang. "Warte!", kam es aufeinmal von Nate und mit wenigen Schritten war er neben mir. "Wieso hattest du mir einen Zettel mit deiner Nummer in meine Tasche gesteckt?" fragte er und Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit.

Ohne ein Wort zu Sagen, schnappe ich mir sein Handgelenk und zog ihn mit mir mit. Mein Weg führte mich zu dem Waschraum, neben dem Fitnessstudio. Dort angekommen, schloss ich die Türe hinter uns und drehte mich zu Nate. Dieser blickte mich immer noch fragend an.

"Zuerst einmal, ich habe dich hierher gebracht, weil ich mir denken kann, dass ich dich nicht vor allen outen soll. Hälst mich zwar für ein Arschloch, aber ich bin keines. Auderdem weiß ich, dass du keine Freundin hast." Nate wollte in diesem Moment etwas erwidern, als ich ihm den Finger auf den Mund lege. "Und zu deiner vorhin gestellten Frage, ich habe dir den Zettel in deine Tasche gesteckt, weil ich gemerkt habe, dass du unsicher bist, in dem wie du fühlen sollst. Ich habe ein sehr gute Menschenkenntnis und auch sein sehr gutes Gespür für andere." sprach ich weiter und nahm den Finger wieder von seinen Lippen." Andere merken es schneller, andere nicht. Das kannst du mir jetzt glauben oder auch nicht, ich will dir nichts schlechtes. Ich habe schon mit sehr vielen Männern geschlafen, einige von denen waren schwul, anderen jedoch wiederum nicht. Ein paar davon waren Selbstfindungsphase und ein paar davon wussten genau was sie wollten. Du gehörst zu der 'ich muss mich erst finden' Kategorie." die ganze Zeit über die ich sprach, war meine Stimme ruhig und bestimmt. Es brachte nichts um den heißen Brei herum zureden, schließlich half ihm das nicht weiter.

Nate begann in Raum unruhig herum zu gehen. "Ich weiß doch garnicht ob ich schwul bin oder nicht." sprach er dann leise. "Außerdem ist das ja schlecht, dann ist etwas mit mir nicht in Ordnung." seine Stimme fing an zu zittern und er blickte mich mit wässrigen Augen an. "Wenn ich wirklich auf Männer stehe, ist das ja falsch, dann bin ich psychisch krank." seine Worte waren mehr ein schluchzen als alles andere.

Kurzerhand packte ich ihn bei den Schultern und schüttelte ihn kräftig durch. "Ich weiß nicht, wer dir dieses Floh ins Ohr gesetzt hat, aber das stimmt nicht. Mit dir ist alles in Ordnung." fassungslos blickte ich Nate an. Dieser wich meinem Blick aus.

Leise seufzte ich auf und ließ Nate wieder los. Ein kurzer Blick auf meine Uhr zeigte mir, dass ich los musste zu meinem Kurs. "Ich muss leider los zu meinem Kurs, aber wie bereite gesagt, kannst du dich jederzeit bei mir melden, wenn du etwas brauchst. Vielleicht änderst du deine Meinung über mich, wenn du mich besser kennenlernst. Bis jetzt kennst du mich nur als denjenigen, der dich verführen will." ich schenkte ihn ein aufrichtiges Lächeln, eher ich mit wenigen Schritten den Waschraum verließ und in die Richtung des Vorleseraumes gehe, in dem mein Kurs stattfindet.

Dort traf ich auch wieder Johannes, der mir das Ohr volljamerte, wie langweilig nicht Literaturwissenschaft war. Ich hörte ihm dagegen nicht wirklich zu, stattdessen überlegte ich fieberhaft, wer oder was Nate dazu gebracht hat, so über sich selber zu denken.

Der Tag verging ansonsten sehr unspektakulär. Als ich am späten Nachmittag gerade von der Uni heim kam, piepte mein Handy. Ein kurzer Blick darauf zeigte mir, dass Nate mir geschrieben hatte.

Nate: Hey, Nate hier. Können wir uns mal auf einen Café treffen?

Max: hey, ja klar können wir. Freitag Nachmittag würde bei mir gehen.

Nate: Freitag passt gut, sagen wir um 15:00 Uhr beim Café Black Eagle.

Ich schickte ihm noch einen Daumen Hoch zurück, eher ich mein Mobiltelefon wieder weg steckte und in mein Zimmer ging, um zu lernen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 03, 2023 ⏰

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