Die Ermittlungen

16 3 2
                                    

Am Dienstag saß ich genau wie am Vortag alleine an einem Tisch. Ich wusste, dass ich etwas essen musste, wenn gleich nicht mein Magen knurren sollte, dennoch bekam ich kaum was runter. Mein Blick wanderte unauffällig zu dem Tisch an dem die P.S. Class saß. Cara, Sierra, Dennis Story, der Nerd, der sich als Vorsitzender der P.S. Class herausgestellt hatte und Betty, die Viezevorsitzende mit ihren ewig pinken Haarreifen. Und Jay natürlich. Er erzählte etwas und ich konnte nicht anders, als ihn für seine Ausstrahlung zu bewundern. Alle wurden von ihm in den Bann gezogen, Dennis Story nickte anerkennend und Betty hielt die ganze Zeit den vollen Löffel in der Hand, ohne etwas zu essen. Ich musste dagegen aussehen, wie der größte Loser. Was er wohl über mich dachte? Warum interessierte mich das überhaupt? Außerdem hatte ich genug Erfahrung mit Menschen gesammelt, um auch ohne meine Fähigkeit darauf zu kommen.

Ich schluckte mit aller Mühe einen Löffel Porige runter und beobachtete ihn. Er würdigte mich keines Blickes. Was nicht bedeutete, dass er nicht trotzdem an mich denken konnte.

Mein Löffel landete laut klingelnd in der halb leeren Schale. Ich schob den Stuhl quietschend zurück und ging mit großen Schritten auf den Wagen für leeres Geschirr zu. Kaum war ich den Teller los, warf ich mir das Haar über die Schulter, griff aber ins leere, weil ich mal wieder vergessen hatte, wie kurz meine Frisur inzwischen war. Dann drehte ich mich auf dem Absatz um und marschierte aus dem Raum. Es war ohnehin nicht mehr lange, bis Rhymer uns abholte.

Als ich in die Eingangshalle trat, merkte ich deutlich den Temperaturunterschied. Draußen lag noch etwas Schnee und die kahlen Bäume wackelten im Wind.

Um die Zeit vergehen zu lassen, betrachtete ich die Aushänge an der Tafel. Guardian Race. Auf dem Poster waren mehrere Pferde abgebildet, die über eine Rennbahn galoppierten. Darunter eine Liste mit den Teilnehmern. Ich überflog die Namen und entdeckt ein Team namens Perfect Secret keepers in dem Jay ritt. Direkt über seinem Namen entdeckte ich die Namen seiner Mitstreiterinnen. Sierra und Cara. Ich wand den Blick ab. Keine Ahnung um was es in diesem Rennen ging, aber die Vorstellung, dass Jay ausgerechnet mit Cara zusammen ritt, ließ meinen Blick noch finsterer werden.

Jay war einer von uns, ein Chevalier. Auch wenn er nur aus einer Outer Class stammte, gehörte er immer noch zu meiner Familie. Zu denjenigen, die damals verraten wurden. Was, wenn er mir helfen könnte, die Blood Society von den Falkensteins zu befreien?

Plötzlich tauchte neben mir ein Schatten auf. Ruckartig drehte ich mich um und entdeckte Cara, die mit einer Mütze und einem langen, schwarzen Mantel neben der Tafel an der Wand lehnte.

„Was machst du da?", fragte sie mit verschränkten Armen.

„Wonach siehts denn aus?"

Sie zuckte mit den Achseln, „Hast dir wohl die Teams fürs Rennen angeguckt?"

Ich drehte mich um und ging in Richtung der Glastür. Draußen fielen feine Schneeflocken vom Himmel und schmolzen an den Fensterscheiben des Schlosses, wo sie nasse Tropfen hinterließen.

„Hast du es ihm gesagt?", Cara folgte mir.

„Wem?" Und vor allem was? Was sollte ich erzählt haben?

„Jay. Hast du ihm gesagt, wer du bist?"

Jetzt lachte ich, „Warum sollte ich?"

„Weil er ein Chevalier ist. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er nur so darauf wartet sein wahres ich zu zeigen."

„Sein wahres ich?", ich kniff die Augen zusammen und beobachtete sie misstrauisch. Cara hatte genau die selben hellen Augen, wie ihr Vater und Cosmo.

„Glaub mir, mit Verrätern kenn ich mich aus. Und er... er ist viel zu perfekt, um keiner zu sein.", sagte sie.

„Ach ja? Für euch ist doch jeder ein Verräter, der ein Chevalier ist.", sagte ich verächtlich, „Selbst", meine Stimme brach, „Selbst mein Bruder, obwohl er nie etwas getan hat. Ihr habt ihn getötet. Er war sechzehn. Sechzehn! Und ihr...", ich wand den Blick ab und umklammerte die Ärmel meiner Jacke. In meiner Brust breitete sich ein schmerzhafter Druck aus und ich atmete ein paar Mal die kühle Morgenluft ein.

Guilty QueenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt