I kiss your lips ○ yoonmin

ɪ ᴋɪꜱꜱ ʏᴏᴜʀ ʟɪᴘꜱ III

Mit schmerzenden Rippen fällt Yoongi in die schwarze Tiefe. Über ihm der gehässige grüne Frosch und Jimins zappelnder Körper.

Bestürzt versucht er den Fall aufzuhalten, aber sein Körper liegt nicht mehr in seiner Hand. Er hatte es doch gerade erst geschafft in eine angenehme Koexistenz mit dem Wind zu geraten, wieso also ist er jetzt wieder so störrisch und hilft ihm nicht? Weil hier überhaupt kein Wind weht, natürlich! Die Luft ist dick, es ist kein Laut zu hören und nicht einmal den Luftwiderstand vom Sturz spürt er auf seiner Haut. Fällt er denn dann noch?
Ja, seine Haare flattern nach oben und die Anziehung der Schwerkraft pulsiert heftig durch seinen Körper.

Aber wohin zieht es ihn? Das Wohnzimmer müsste jetzt weit über ihm sein und unter ihm befindet sich nur das einnehmende Schwarz. Es ist sehr dunkel um ihn geworden. Die winzige Öffnung, durch die er in diesen merkwürdigen Raum gefunden hat, ist schon lange nicht mehr zu sehen und auch sein geliebter Jimin mit dem verhassten Gummifrosch sind nur noch als kleine Punkte wahrzunehmen.

Halt, er will bei Jimin bleiben! Er muss ihm doch helfen den Störenfried loszuwerden, er darf jetzt nicht fallen. Er hat es versprochen!
Und ein zweites Mal wird er sich sicher nicht von ihm trennen lassen!

Wild fängt er an mit den Armen und Beinen zu zappeln und zu strampeln, doch er findet keinen Halt. Er fällt weiter.

Mit Wut in den Adern boxt und schlägt er in die Luft, tritt auch mit den Füßen drauf, versucht sich irgendwo festzukrallen, denn er muss anhalten. Er fällt weiter.

Seine Haare wirbeln ihm chaotisch um den Kopf, es wird mit jeder Sekunde dunkler, aber wie kann das sein? Es ist doch schon rabenschwarz! Plötzlich entdeckt er es- Seine Gliedmaßen, die bis eben noch in allen Farben deutlich erkennbar waren, werden immer durchsichtiger, sie lösen sich auf! Ohne Körper fällt er weiter.

Panik kriecht mit klebrigen Tapsern seine Wirbelsäule hinauf. Wie soll er denn ohne Arme und Beine zu Jimin zurück kehren? Wird... wird er denn überhaupt jemals zu ihm zurück finden? Hier ist ja nichts an dem er seinen Standpunkt festmachen könnte.

Hier ist gar nichts. Nicht mal Yoongi selbst ist jetzt noch hier.

Er will schreien. Er will alles und jeden verfluchen und anschreien, der ihn von seinem Jimin trennt, aber kein Laut verlässt ihn. Es ist, als wäre seine Kehle zugeschnürt. Nein warte, viel mehr ist es so, als würde etwas in ihr feststecken, etwas das keinen Ton, nicht mal das leiseste Seufzen, entweichen lassen würde.
Kalte Tränen tropfen aus seinen Augen, aber schluchzen kann er nicht. Er kann sich auch nicht mehr wehren, es gibt einfach keine Muskeln mehr in seinem Körper, die er zum Kämpfen nutzen könnte.

Die Dunkelheit wird, wenn möglich, noch erdrückender, schließt sich um sein Herz und seine Gedanken und lässt ihn sich unsagbar traurig fühlen. Oder ist es doch eher Wut, was seine Tränen da zum Kochen bringt? Ja- ja, es ist definitiv Wut, die er verspürt!
Wut auf diesen arroganten, dreckigen, grünen Zuckerfrosch, der Jimin so anzüglich betatscht und ihm den Kopf verdreht hat! Und Wut auch auf diesen zum Verzweifeln leeren Raum, den er wohl auf Ewig nicht verlassen wird! Aber am meisten ärgert er sich darüber, dass er sich verdamme nochmal nicht bewegen kann! Wo sind seine Hände, wenn er sie mal braucht und wo seine Stimme?

Er wird explodieren, wenn sich nicht bald etwas tut und er seinen Frust rauslassen kann!
Verdammt, verdammt! Jede Faser seines Körper zehrt sich danach, endlich einen Finger zu rühren, doch wieso, verdammt noch mal, funktioniert das nicht?!

Ein unglaublich dissonanter Ton schreit in sein Ohr. Vollkommen unerwartet schiebt sich das Kreischen in seinen Gehörgang, ist fast dabei sein Trommelfell zu zerbersten. Wie ein aufgeschrecktes Tier zuckt er auf und will sich reflexartig in Sicherheit bringen, aber im Fall geht das schlecht. Gehetzt hält er also Ausschau nach dem Geräusch und findet ein einzelne Geige, ganz dicht in seiner Nähe, deren Bogen langsam über die Saiten rutscht.
Tief bohrt sich das Geräusch in seinen ausgelaugten Körper, eine Gänsehaut überzieht ihn und er denkt er wird sterben, wenn sich der Bogen auch nur einen Millimeter weiter bewegt. Er will sich die Ohren zuhalten, nicht eine Sekunde länger wird er dieses Klagen ertragen. Er muss etwas tun.