Apologies made

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Am nächsten Morgen stand Rahul vor Kirana auf und stieg unter die Dusche. Das Wasser das auf über seinen Körper lief war eiskalt, aufgewacht war er gleich, aber die Erschöpfung zährte an ihm. Er hatte keine Ahnung wie er es geschafft hatte jetzt auch noch seine Tochter zu vergraulen. Nichts sehnlicher wünschte er sich, als dass Krish einem Entzug zustimmen würde. Aber die letzten Male waren anscheinend so schrecklich gewesen, dass es keine Chance mehr gab. Rahul wollte sich nicht vorstellen wie seine Eltern das gemanaged haben...ihn einfach wegzusperren ohne Kontakt nach Außen. Es war vor 7 Uhr als er leise in Prijas Zimmer schlich und sich an ihr Bett setzte. Er würde sich entschuldigen, so wie normale Menschen das taten. Seine Eltern hatten sich bis heute nicht für eines der Dinge die ihn gebrandmarkt hatten entschuldigt. Denn Erwachsene wissen alles besser und müssen sich nicht vor Kindern entschuldigen, schon gar nicht vor den eigenen. Das war das Grundprinzip seiner Eltern gewesen. Er selbst würde diesen Pfad sicher nicht einschlagen.


Das Mädchen schlief seelenruhig in ihrer rosa Bettwäsche die schwarzen Haare zerstrubbelt, die langen Wimpern zitterten ab und zu von ihren Augenbewegungen. Sie träumte. Aber sie träumte nur gutes, denn auf ihren Lippen erschien ein kurzes Lächeln. Wie konnte er, er der bei Gott kein guter Mensch war, er der aus so einem Drecksloch von Familie kam, er der nicht mal wusste wie er sich selbst retten sollte, so ein Wesen in die Welt gesetzt haben? So ein wunderschönes Kind? Kein Wunder bei seiner Frau. Prija kam ganz und gar nach ihr. Vorsichtig strich er ihr über die Stirn und es war einfach so niedlich wie sie diese gleich in Falten legte. "Hey mein Engel." flüsterte er. "Prija." Ihre Augenlider flatterten und sie gähnte. "Pitaa?" murmelte sie verschlafen und sah ihn an. "Ich will nicht aufstehen, ich bin müde." "Ja, ich weiß, du hast noch eine halbe Stunde bevor Ma dich weckt. Aber ich wollte mit dir reden." Der Ausdruck auf dem Gesicht des Kindes war ängstlich. Keiner konnte sich vorstellen was das für Rahul bedeutete, er hatte das verursacht und es brach ihn. Vielleicht war er selbst schuld, weil er Prija noch nie gescholten hatte und sie das nicht kannte. Aber sie hatte bis jetzt nichts getan, dass das verlangte. Und in diesem Moment auch nicht. Sie hatten sie bestens erzogen, dass es so etwas nicht brauchte. "Prija, hör mal. Gestern war ich müde, wirklich müde. Und es tut mir leid. Es tut mir echt leid, dass ich dich so angemotzt habe. Das wollte ich nicht. Du hast nichts falsch gemacht." Langsam nickte seine Tochter. "Warst du sauer wegen deinem Bruder?" "Nein. Sauer war ich nicht. Aber ich war müde. Das ist keine Entschuldigung. Du musst nur wissen, dass du immer zu mir kommen kannst und ich dir immer zuhören werde. Manchmal kann ich vielleicht nicht so lieb sein wie ich es immer bin. Aber das liegt nicht an dir. Niemals. Du bist ein ganz tolles Kind. Du bist mein Augenstern." Prija schenkte ihm ein Lächeln und rutschte auf seinen Schoß. "Ich bin auch manchmal sauer oder mir ist langweilig und dann bin ich ja auch nicht nett zu dir." "Du bist mein Kind. Für Kinder ist das in Ordnung. Für Eltern nicht. Und deswegen tut es mir leid. Manchmal muss man Kinder ermahnen, aber man sollte sie nie anschreien." "Ok." Rahul drückte Prija einen Kuss auf die Stirn. Ihre kleinen Arme schlangen sich um seinen Hals. "Ist gut. Ich bin nicht böse auf dich und ich bin auch nicht mehr traurig. Ich hab dich so lieb Pa." "Ich dich auch. Ich dich auch. Für immer."  "Wenn du wach bist, kannst du mir dann Pfannkuchen machen?" Der junge Mann stand mit seiner Tochter im Arm auf und lachte leise. "Tut mir leid, so viel Zeit haben wir nicht. Aber Spiegelei geht immer." "Ok." Sie gingen Hand in Hand die Treppe hinunter und Rahul flitzte schnell wieder nach oben weil er ihre Kindergarten Sachen vergessen hatte. "Bevor wir essen machen gehts aber ab ins Bad." Er half ihr sich zu richten und anzuziehen, dann warf er ein paar Eier in die Pfanne und kochte Tee. "Krish ist total nett, Pa. Er spielt oft mit mir. Hast du auch oft mit ihm gespielt?" "Krish ist ein guter Onkel. Nein leider nicht." "Oh wieso?" "Weil ich viel älter bin als er und da nicht mehr zuhause war." "Wo warst du?" "Studieren." Prija aß schweigend ihr Spiegelei, dass er ihr hingestellt hatte. "Und, so gut wie Ma's?" Prija verdrehte die Augen. "Es ist Spiegelei. Das ist einfach." "Danke dir."

"Du, Pitaa?" "Ja?" Er hatte sich zu ihr gesetzt und eine Weile ein Kreuzworträtsel gemacht, als Rhuksar sich eine Schüssel Cornflakes holte und sich zu ihnen gesellte lächelte er sie an und nickte. "Morgen ihr süßen." flüsterte sie und verstrubbelte Rahul den Kopf, küsste Prija auf den Scheitel. "Tante, ich muss was fragen, pssst." "Tante. Wow. OK." Rhuksar kicherte, sie mochte es gar nicht, weil das so alt klang. "Jahaa!" "Ja ok. Entschuldige, hohe Dame." Rhuksar warf Rahul einen Blick zu, der ihr zuzwinkerte. "Was gibts?" "Wenn du dich jetzt bei mir entschuldigt hast, hast du dich dann auch bei Krish entschuldigt?" Augenblicklich verschluckte sich Rhuksar an ihrem Müsli. Was? Wieso sollte ihr Schwager? Doch dieser sah ihre Nichte interessiert an. "Warum meinst du ich soll mich entschuldigen, Prija?" "Du hast nicht so viel mit ihm geredet und ihr schaut euch immer nur böse an...nicht böse. Ganz komisch. Und du hast ihn voll lange da allein in dem Zimmer gelassen und niemand durfte da rein. Er war bestimmt alleine." Er war bestimmt alleine. Rahul blieben die Worte im Hals stecken. Er war bestimmt alleine. Über eine Dekade. "Guten Morgen ihr Sonnenscheine!" Kirana kam die Treppe herunter, sie trug ihr Haar offen, ein grünes Bindi auf der Stirn, passend zu ihrem mintgrünen Sari. "Morgen Ma!" kam es im Chor. "Du hast recht Prija. Das war nicht richtig." "Dann gehen wir jetzt hoch und du sagst genau das zu ihm." Prija war aufgesprungen und zerrte an dem Arm ihres Vaters. "Er schläft noch, nehme ich an. Aber ich mach das-" Kirana räumte in der Küche herum und schüttelte grinsend den Kopf. Sie war Rahul echt dankbar, dass er Prija schon fertig gerichtet hatte. Gott war sie müde.

"Mir was sagen?" Erstarrt in seiner Bewegung sah Rahul von seiner Tochter auf und blickte in die Augen seines Bruders. Sein Blick war immer gleich. Nie veränderte er sich ihm gegenüber. "Nichts." "Doch, doch! Pitaa jetzt mach!" Prija zog an seiner Hand und Krish sah schon fast belustigt zu, weil sein Bruder etwas ratlos dreinblickte. "Jetzt sag schon entschuldigung zu ihm!" Kirana drehte sich um und zog die Augenbrauen hoch, als sie den Blick ihrer Schwester suchte. Sie zuckte nur mit den Schultern.

Krish blieb angewurzelt stehen. Es war nicht so, als dass er sich freute. Es brachte nichts. Es würde nichts bringen, selbst wenn dieses kleine Kind darauf pochte. Kinder waren harmoniebedürftig. Und Rahul gab ihr die Harmonie, die er ihm immer vorenthalten hatte. Als er in Rahuls Augen sah fand er pures Bereuen, aber nicht um seine damalige Entscheidung. Das wusste er. Er fand puren Schmerz, so klar und riesig, aber es war ihm egal.

"Pirja das ist nett, aber dein Vater hat nicht gegen seine Prinzipien gehandelt. Er würde das was er getan hat immer wieder tun. Ob es mir gefällt oder nicht. Zwing ihn nicht zu so etwas kindischem."

In der Küche hatte Kirana aufgehört zu räumen, sie stand stumm da und beobachtete. Sie sah zu ihrem Mann, ihrem Schwager und ihrer Tochter, die nur das beste wollte. Aber nicht verstand um was es ging. "Ich bin dann weg." ließ Krishnan verlauten und verließ das Haus.

Rhuksar sah wie ihr Schwager starr auf sein Kreuzworträtsel blickte. Niemand sagte ein Wort.

Tbc.

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