Kapitel 4: Der Tod kommt selten alleine

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ZWISCHENWELT

ALETEA

Ich hatte mich immer gefragt, wie mein Ende kommen würde. Als jemand, der den Göttern regelmäßig ein Schnippchen schlug, um sein täglich Brot zu verdienen, war ich mir bewusst gewesen, dass ich nicht friedlich sterben würde. Doch selbst in meinen kühnsten Träumen hatte ich nicht DAS hier erwartet. Blind in einer düsteren Zwischenwelt von einem Unbekannten ermordet zu werden; ich hatte mir Angenehmeres erhofft. 

Die Finger des Fremden an meiner Haut waren dennoch angenehm kühl; ein seltsamer Kontrast zu der Hitze, die ich normalerweise aus Thyriene gewohnt war. 

Thyriene?

Schlagartig wurde es hell und jeder meiner verworrenen Gedanken wurde unterbrochen. Durch die Helligkeit verschwand endlich auch der Schleier aus Dunkelheit von meinen Augen. Ich blinzelte und als sich die flirrenden Punkte vor meinem Gesicht endlich zu Formen zusammensetzten, sah ich direkt in zwei dunkle Augen. Augen, die für meinen Geschmack etwas zu nah an meinem Gesicht waren.

Instinktiv wollte ich zurückzucken, jedoch gehorchte mir mein Körper nicht. Dieser Bastard, der vor mir kniete, um auf Augenhöhe zu sein, paralysierte mich immer noch. 

Während meine Gedanken rasten und ich fieberhaft nach einer Möglichkeit suchte, dieser Situation zu entfliehen, schien der Mann vor mir gebannt von meinem Anblick. Ich hielt seinem Blick aus diesen unheimlichen Augen stand, auch, als ich spürte, wie die lähmende Magie nachließ. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, bewegte ich meine rechte Hand nach unten.

Versuch Nummer zwei.

Mit einer fließenden Bewegung riss ich den Dolch aus meiner Tasche und zielte damit auf die Kehle meines Gegenübers. Ich hatte den perfekten Punkt gewählt, direkt über der Halsschlagader, doch die Klinge prallte von seiner Haut ab wie von Granit. Verblüfft sah ich den Mann mir gegenüber an. Dieser war aus seinem tranceähnlichen Zustand erwacht und starrte nun ebenso fassungslos zurück.


"Hast du gerade versucht.. mich zu ERSTECHEN?", Wut färbte seine Stimme dunkel.

Ich spürte, wie Magie sich um ihn sammelte.

"Wie kannst du es wagen!"

Verflucht.

Er kam einige Schritte näher, sodass ich seine Augen erkennen konnte. Sie waren nicht länger kalt, wie glänzender Obsidian. Stattdessen hatte seine Wut eine Hitze entfacht, die sich auch in seinen Augen spiegelte, welche nun rötlich schimmerten. Die Wärme, die sein Körper seit seinem Emotionsausbruch abstrahlte, fühlte ich auch über die Entfernung hinweg deutlich. Hatte ich bis jetzt Zweifel gehabt, waren sie spätestens in diesem Moment endgültig beseitigt.


In der Unterwelt gab es nur einen Gott mit solch dunklem Haar, das es aussah als hätte man ein Stück Nacht vom Himmel entfernt. Und nur bei einem Gott tanzten Flammen in den Augen, wenn er wütend war. Vor mir stand Ker, der Gott des gewaltsamen Todes. Als wäre diese Tatsache nicht beängstigend genug, schien er versessen darauf zu sein, meine Seele über den Styx zu befördern. Aus einem Grund, den ich nicht verstehen konnte.


"Wie ich es wagen kann?", beinahe gegen meinen Willen erhob auch ich meine Stimme. Die Wut des Gottes war ansteckend. 

Ich musste von Sinnen sein, dass ich einen verdammten Gott anschrie, doch die soeben erlebte Nahtoderfahrung ließ Adrenalin durch mein Blut rauschen und vernebelte meinen Verstand.

"Du.. du wolltest mich doch zuerst töten!", anklagend zeigte ich auf ihn.

Ich war stolz, dass mein Finger dabei nur ein ganz klein wenig zitterte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 28, 2023 ⏰

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Death & Dagger (How to Deal with A God)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt