CHAPTER 15

81 6 0
                                    

Ein paar Tage später wurde Grayson wie üblich von einem lauten Klopfen aus seinem tiefen Schlaf gerissen.
Wie immer spielte die unerbittlich wirkende Oberschwester den Weckdienst und sie lief alle Gänge der Schlafkammern der Krankenschwestern und auch die der Krankenpfleger ab, um die Mitarbeiter des St. Thomas für den Frühdienst zu wach zu kriegen.
Grayson stöhnte und vergrub zunächst seinen Kopf nochmal in dem klammen Laken, bevor er sich streckte und einen Blick auf die Wanduhr warf, welche über der Tür der kleinen Kammer, welche er sich mit Liam teilte, hing.
Sie zeigte 4. 30 Uhr.
Der blondhaarige Krankenpfleger seufzte und fuhr sich durch seine verwüsteten Strähnen.
Er gähnte noch einmal herzhaft, bevor er sich aus dem warmen Bett erhob und sogleich fröstelte. Grayson ging zu dem schmalen Waschtisch hinüber und spritzte sich erst einmal eine Ladung eisigen Wassers ins Gesicht, um richtig wach zu werden.
Er war die letzten Tage über immer bis spätabends an Olivers Bett gesessen, da dieser ohne Graysons Anwesenheit sowie die Hand in seiner kaum einschlafen konnte. Es erwärmte zwar Graysons Herz, dass ihn der kleine Waisenjunge so vertraute und ihn so mochte, jedoch wusste er, dass dieses Verhältnis nur von kurzer Dauer war.
Sobald Oliver von seiner Beinverletzung genesen wäre, würde er zurück ins Waisenhaus zurückkehren und Grayson würde ihn mit großer Wahrscheinlichkeit nie wieder sehen.
„Alles in Ordnung bei dir, Liam?", erkundigte sich Grayson besorgt bei seinem Kollegen, welcher sich bisher nur aufgesetzt hatte und bewegungslos auf der Bettkante saß. Er knetete seine Handflächen in seinen Händen, während er die Wand anstarrte.
„Denkst du an Miss Smith?", fragte dann Grayson weiter, während er aus seinem Nachthemd schlüpfte und sich seine Krankenpfleger Uniform anzog.
„Denkst du.... Denkst du, dass sie sich in diesen Mr. Richardson verlieben könnte?", wollte Liam dann mit zittrigem Ton in seiner Stimme von Grayson wissen.
„Dann wird sie mich vergessen und ich..."
Darum ging es... Graysons Kollege zerbrach sich immer noch den Kopf um Annabeths plötzliche, in Kürze bekannt gegebene Verlobung mit diesem Mister Richardson.
Der Blondhaarige seufzte und setzte sich daraufhin ebenfalls auf die Bettkante des schmalen Bettes. Er legte dem muskulösen Mann einen Arm um die Schultern und er meinte zu diesem: „Annabeth liebt dich, Liam! Du hast sie doch letzte Woche auch gehört, wie sie sich über diesen Derek Richardson echauffiert hat!"
Über das von Sorgenfalten gezeichnete Gesicht von Liam huschte der Ansatz eines schmalen Lächelns und er musste schließlich doch grinsen.
Die sonst so ruhige und besonnene Miss Smith hatte über ihren Zukünftigen, welchen ihr Herr Papa für sie auserwählt hatte, erzählt und dabei eher wenig schmeichelhafte Adjektive für eine Beschreibung dieses Mr. Richardson gefunden: "Er ist hässlich... Er stinkt wie eine Ziege... Und er hat ein Gesicht wie ein Pferd! Und mit solch einem Mann möchte mich mein Vater etwa verheiraten? Möchte er so einen Mann wahrhaftig an meiner Seite sehen?"
Grayson musste immer noch leicht lachen, wenn er an diese äußerst lebhafte Beschreibung der jungen Miss Smith dachte und er musste ihr insgeheim Recht geben. Wenn dieser Mr. Richardson in der Realität nur etwa ansatzweise so aussah, wie Annabeth ihn beschrieben hatte, dann passten die beiden nicht zusammen.
Die beinahe engelhaft wirkende Miss Smith mit ihren hellblonden Haaren und ihren himmelblauen Augen passte wahrhaftig nicht zu so einem grobschlächtigen Mann.
„Aber... aber was ist, wenn sie sich doch letztendlich für ihn entscheidet?", verzweifelt blickte Liam seinen Kollegen und in einer zittrigen Handbewegung krallte er sich in dem weißen Bettlaken fest.
„Ich kann ihr doch nichts bieten... Hier im St. Thomas verdiene ich als Krankenpfleger so wenig Geld... Annie ist doch etwas viel Besseres gewöhnt..."
Grayson seufzte nochmals und er beschwichtigte seinem Kollegen schnell: „Sie liebt dich, Liam! Du müsstest mal sehen, wie sich ihre Augen erhellen, sobald sie dich sieht! Annie vergöttert dich..."
„Vielleicht findet sie es gerade gut, dass du kein so ein arroganter Schnösel bist, der nur Champagner und Pferdewetten im Kopf hat! Du hast ein gutes Herz, Liam... Du bist einfühlsam und sorgst dich aufopferungsvoll um andere... Das ist doch viel mehr wert als ein großes Vermögen und ein hoher Stand in der Londoner Gesellschaft..."
„Leider sieht das Ernest Smith wohl ein wenig anders...", murmelte Liam und niedergeschlagen stützte er sich mit den Händen auf seinen Oberschenkeln ab.
„Aber Mr. Smith wird uns beiden niemals seine Einwilligung für eine Heirat geben...Er denkt, dass ich nicht gut genug für sein Töchterchen bin..."
„Dann musst du für deine Liebe kämpfen!", ermahnte Grayson seinen Kollegen, damit dieser nicht weiter in seiner Melancholie versinken konnte.
Der blondhaarige Krankenpfleger wusste, dass er hierbei auch auf Harry und ihn anspielte. Jedoch lag diese Situation bei ihm und den künftigen Lord ganz anders. Der Medizinstudent war nicht nur Teil der Oberschicht, sondern auch von adeligem Blut.
Und zudem war da noch die Tatsache, dass sie zwei Männer waren... In den Vereinigten Staaten Großbritanniens stand Sodomie immer noch unter Todesstrafe...
Und Grayson dachte sich insgeheim, dass es schon vernünftiger gewesen war, dass er dieses Verhältnis zu Harry beendet hatte. Denn dieses Risiko aufgrund von homosexueller Unzucht im Gefängnis zu landen, wollte er keineswegs eingehen.
„Ihr könntet ja euch gemeinsam absetzen, Liam...", scherzte Grayson dann, woraufhin ihn dieser verwundert ansah.
„Was meinst du damit?"
„Na, geht am besten irgendwohin, wo euch keiner kennt...Sowas wie Amerika...", sagte Grayson zögerlich.
„Bist du verrückt geworden?", entgegnete der muskulöse Krankenpfleger dem schmalen Blonden und er fuhr sich über die kurzen Stoppeln auf seinem Kopf.
Grayson zuckte mit den Schultern und er meinte leise: „Das wäre zumindest eine Möglichkeit... Dort hätte Mr. Smith keinen Einfluss mehr auf seine Tochter..."
„Du bist doch vollkommen verrückt...", murmelte Liam leise und er knetete weiterhin seine Hände.

Mit einem Ruck öffnete sich auf einmal die Tür zu Graysons und Liams kleiner Schlafkammer und im Türrahmen sahen die beiden Krankenpfleger Schwester Margarets massige Gestalt.
Sogleich rutschten er und Liam ein Stück auseinander, denn selbst dies wäre schon manchmal ein Grund für einen schlimmen Verdacht. Sowohl den Krankenschwestern als auch den Krankenpflegern war es strengstens untersagt, auf der Bettkante eines Kollegen Platz zu nehmen. Dies war oftmals schon ein Anzeichen eines sittenlosen Verhaltens und wurde strengstens geahndet.
Grayson stand hektisch auf und richtete sich sogleich seine weiße Uniform.
Die brummige Oberschwester musterte die beiden Männer mit strengen Augen und sie fragte: „Wieso befindet ihr euch noch nicht im Speisezimmer? Wenn ihr euch nicht beeilt, lassen euch die anderen nichts vom Haferbrei übrig?"
Schwester Margaret runzelte noch einmal die Stirn, bevor sie seufzte und im nächsten Moment die Tür zu Graysons und Liams Kammer mit einem lauten Knall wieder hinter sich schloss.
„Dieser ekelhafte Haferschleim hängt mir auch schon langsam zum Hals raus...", murmelte Liam mit einem angewiderten Gesichtsausdruck.
Die beiden jungen Männer zuckten erschrocken zusammen, als die Tür erneut aufflog und Margaret mit verschränkten Armen im Zimmer stand.
„Das habe ich gehört, Liam! Dann möchtest du wohl heute kein Frühstück, wenn ich deine vorherige Aussage richtig vernommen habe..."
„Nein, Margaret... Liam hat es nicht so gemeint, wir beide sind nur sehr müde...", versuchte Grayson zu retten, was noch zu retten war und die stämmige Oberschwester lenkte schließlich ein.
„Aber beeilt euch gefälligst! Eure jeweilige Schicht beginnt in weniger als zwanzig Minuten!"
Misstrauisch beäugte Schwester Margaret noch einmal Grayson und seinen Zimmergenossen, bevor sie sich umdrehte und das Schlafzimmer der beiden Männer abermals verließ.
Grayson entließ erleichtert die aufgestaute Luft auf seinen Lungen und er richtete schnell noch einmal seine Uniform, während er Liam noch kumpelhaft auf die Schulter klopfte.
„Annabeth liebt dich, Liam! Und du liebst sie...Und daran wird sich nichts ändern...", meinte der blondhaarige Krankenpfleger zu seinem Kollegen.
„Vielleicht solltest du noch einmal mit ihrem Vater reden...Eventuell lässt er sich in seinem Vorhaben noch umstimmen..."
„Vielleicht...", flüsterte Liam leise und er starrte weiterhin die Wand an.
„Ihr werdet schon eine Lösung finden...", versuchte Grayson seinen Kollegen zu ermutigen, obwohl er selbst eigentlich nicht daran glaubte.
Der raffgierige Mr. Smith erhoffte sich durch die Heirat seiner einzigen Tochter einen gesellschaftlichen Aufstieg... Jedoch war dies mit Liam als zukünftigen Schwiegersohn leider kaum möglich.


***
Später am Nachmittag wollte Grayson während seiner schmal bemessenen Mittagspause noch einen kurzen Abstecher zu Charlie in den Krankensaal machen,
Als er den westlichen Krankensaal für Frauen betrat, hielt er überrascht inne, als er einem ihn bekannten jungen Mann ausgerechnet an der Kante des Bettes seiner kleinen Schwester sitzen sah.
„Ähm... hallo...", machte sich Grayson bemerkbar und als sich Kieran umdrehte, erstarrte er für einen kurzen Moment.
Charlie hingegen strahlte übers ganze Gesicht und sie hielt ihrem Bruder ein hochwertig aussehendes, in teurem Leder gebundenes Buch vor die Nase.
„Schau mal, Grayson! Kieran hat mir eben einen Roman zum Lesen mitgebracht, von dem er mir schon letzte Woche erzählt..."
„Das ist ja zuvorkommend von ihm...", sagte Grayson unbeeindruckt von der netten Geste des jungen Adeligen.
In Gedanken fragte er sich, ob und wann Harrys bester Freund wohl schon an dem Krankenbett seiner kleinen Schwester gesessen hatte und sich mit ihr unterhalten hatte.
„Kieran hat mir eben auch von den wunderschönen Ländereien in Irland erzählt...Sein Vater besitzt ein großes Anwesen dort...", setzte Charlie ihren großen Bruder euphorisch in Kenntnis, während der Medizinstudent immer noch leicht verlegen mitten im Zimmer stand und Graysons jüngerer Schwester einen sehnsüchtig wirkenden Blick zuwarf.
Grayson zog eine Augenbraue in die Höhe und er musterte Harrys besten Freund streng, welcher sich schüchtern durch seine rotblonden Strähnen strich und daraufhin seinen Anzug richtete.
„Ähm ja... Dann werde ich wohl wieder gehen...Ich wollte Charlotte nur kurz das Buch vorbeibringen... Ich muss ohnehin auf den Weg in den Vorlesungssaal machen... Professor Hamilton sieht es ja nicht gerne, wenn man zu spät kommt...", stotterte der junge Ire und winkte Charlie noch einmal leicht.
„Tschüss Charlotte...", stammelte Kieran noch einmal und sein blasses, von Sommersprossen gesprenkeltes Gesicht färbte sich noch einmal leicht rötlich.
Grayson musste leicht schmunzeln, wie der junge Adelige mit hektischen Schritten das Krankenzimmer verließ und dabei noch gegen einen Nachttisch gerannt war und die darauf liegenden metallenen Instrumente mit einem lauten Knall zu Boden gefallen waren.
Mit roten Wangen sammelte Harrys bester Freund die Gegenstände hektisch zusammen, bevor er Charlie noch einmal schüchtern zuwinkte und daraufhin den Saal verließ, um sich auf den Weg zu Professor Hamiltons Nachmittagsvorlesung machte.
Als der Medizinstudent endlich aus dem Zimmer gegangen war, baute sich Grayson mit verschränkten Armen vor dem Krankenbett seiner kleinen Schwester auf: „Was war das denn, Charlie? Seit wann hast du mit Kieran O'Connor zu schaffen?"
Charlie setzte sich trotzig auf und verschränkte ebenfalls die Arme vor ihrer Brust: „Rege dich doch nicht so künstlich auf, Grayson... Kieran hat mir nur ein Buch vorbeigebracht...Das war doch ganz harmlos..."
„Aber wer weiß, was er sich dadurch erhofft!", rief Grayson aufgebracht. Er musste zugeben, dass seine um vier Jahre jüngere Schwester mit ihren blonden Locken und den vergnügten, blauen Augen eine sehr ansehnliche Erscheinung abgab...
Und anscheinend war dieser uneheliche Bastard eines irischen Lords derselben Auffassung.
„Für diese Adeligen bist du wahrscheinlich nur ein Abenteuer... Sie suchen nur das Vergnügen und danach stehst du mit gebrochenen Herzen da, Charlie!"

Seine kleine Schwester schüttelte ihren Kopf, sodass ihre blonden Locken flogen und ihre blauen Augen blitzten ihren beschützenden Bruder an: „Er ist doch nur nett, Grayson...Das ist alles..."
„Jaja...", erwiderte Grayson zynisch, „Nett sind sie anfangs alle, aber..."
„Nichts aber, Grayson!", fauchte Charlie beleidigt ihren älteren Bruder an, „Er ist einfach nur zuvorkommend... Letzte Woche hatte mir Kieran von diesem Buch vorgeschwärmt und deshalb hat er es mir heute zum Lesen mitgebracht..."
„Aha...", meinte Grayson immer noch leicht misstrauisch und er fragte Charlie, „Weshalb hat er sich eigentlich letzte Woche hier im Krankensaal der Frauen rumgetrieben?"
Charlie rollte mit den Augen: „Er hat Professor Abernathy bei seiner Visite begleitet... Kein Grund zur Sorge, Grayson..."
„Ich habe derzeit einfach so viele Sorgen, Charlie... Das letzte, was ich gebrauchen kann, ist, dass du dein Herz an Kieran O'Connor verschenkst..."
Der blondhaarige Krankenpfleger seufzte tief auf.
Dass seine kleine, sechzehnjährige Schwester jetzt auch noch für einen der adeligen Studenten des St. Thomas schwärmte, konnte er in seiner momentanen Situation Gott weiß nicht gebrauchen. Er hatte einfach genug Probleme und Sorgen, die ihn derzeit beschäftigten...
Zudem er sich auch noch um Oliver sorgte und er sich für den kleinen, verletzten Waisenjungen verantwortlich fühlte.
Dass Charlie sich auch noch in einen jungen Adeligen verliebte, hatte ihm gerade noch so gefehlt...
Schwester Margaret kam mit einem Packen frischer Bettlaken in den Saal und sie hatte offenbar Graysons letzten Satz vernommen.
Die stämmige Oberschwester brummte mit einem Blick auf Charlie und Grayson: „Sie wäre ja bei weitem nicht die einzige Patientin, die bei dem Anblick der hübschen Studenten Stielaugen bekommen würde..."
„Ich meine, nicht einmal meine Mitarbeiter sind gegen das Lächeln dieser Schönlinge immun...", meinte Schwester Margaret dann und bedachte den blondhaarigen Krankenpfleger mit einem tiefen Blick.
Grayson rutschte sogleich sein heftig schlagendes Herz in seine Hose...
Hatte die strenge Oberschwester etwa das Verhältnis durchschaut, was er zu Harold Edwards pflegte?
Aber dem schien glücklicherweise nicht so zu sein.
Schwester Margaret machte sich unbekümmert daran, mithilfe der frischen Laken die frei gewordenen Betten des großen Krankensaals zu beziehen. Die strenge Oberschwester winkte mit einer Hand Grayson zu sich und dieser gehorchte der Anweisung seiner Chefin natürlich sofort.
Gemeinsam bezogen sie stumm Bett für Bett. Nachdem diese Aufgabe erledigt war, wollte der Blondhaarige schon den letzten Stapel an übrig gebliebenen Bettlaken wieder in die kleine Aufbewahrungskammer zurückbringen, als ihn Schwester Margaret plötzlich am Ärmel seiner Uniform packte.
„Hast du in letzter Zeit etwas Ungewöhnliches hier im St. Thomas bemerkt, Grayson?", wollte sie von ihm wissen und blickte den jungen Krankenpfleger aufmerksam an.
Grayson blickte die stämmige Oberschwester verwundert an: „Nein, das habe ich nicht... Wieso fragst du mich das denn, Margaret?"
Über das teigige Gesicht der Oberschwester legte sich ein böser Ausdruck. Sie senkte ihre Stimme, während sie Grayson eine Hand auf den Unterarm legte: „In letzter Zeit verschwinden hier im Krankenhaus immer wieder Gegenstände... Ich wollte deshalb von dir in Erfahrung bringen, ob du jemanden bei diesem Vorhaben beobachten hast können..."
„Im St. Thomas geht etwa ein Dieb um, Margaret?", rief Grayson entsetzt und die Oberschwester legte ihm schnell eine Hand über den Mund.
„Posaune das bitte nicht so einfach heraus, Grayson", ermahnte Schwester Margaret ihren jungen Mitarbeiter und jener nickte schnell.
„Ich habe leider nichts gesehen, Margaret...", antwortete der blondhaarige Krankenpfleger ihr und er schluckte noch einmal tief.
Die brummige Oberschwester seufzte nochmals tief auf und ein letzter strenger Blick aus Margarets braunen Augen traf ihn.
Sie erhob drohend einen Zeigefinger und ermahnte Grayson nochmals: „Du weißt ja, dass auf Diebstahl demjenigen ein Rauswurf droht... Hier im St. Thomas wird jeglicher Diebstahl nicht geduldet... Wenn jemand auf frischer Tat erwischt wird, muss er sofort seine Sachen packen und gehen... Ohne Wenn und Aber."
Grayson nickte nochmals und Schwester Margaret fügte noch hinzu: „Sobald du etwas bemerkst oder jemanden dabei siehst, gibst du mir sofort Bescheid, Grayson."
Der blonde Krankenpfleger nickte: „Das mache ich natürlich, Margaret."

Nach seiner langen und anstrengenden Schicht eilte Grayson den langen Gang entlang, welcher in die Schlafgemächer der Angestellten des St. Thomas führte. Er wollte sich vor dem Abendessen noch einmal vergewissern, dass sein Lohn immer noch in seiner Kammer lag.
Schwester Margarets Ansprache hatte ihn zutiefst verunsichert und er hoffte, dass die paar Taler, welche er erst letzten Sonntag von der Oberschwester als Lohn für seine harte Arbeit ausgezahlt hatte bekommen, immer noch versteckt unter seiner Matratze lagen.
Hektisch stürmte Grayson in das kleine Zimmer und hob sogleich die dünne Matratze in die Höhe, um nach seinem Versteck zu sehen.

Es war leer.

Grayson fluchte und raufte sich seine dunkelblonden Haare. Dann durchfuhr es ihm wie ein Blitz und ihm kam ein dunkler Verdacht...
Es gab nur eine einzige Person, die ebenfalls Zugang zu der kleinen Schlafkammer hatte.
Und das war sein Kollege Liam...
Konnte er etwa das Geld und die anderen Sachen aus dem Klinikum gestohlen haben?

In Sickness and in health [Gay Romance, Historisch]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt