Intro: And I give up forever to touch you

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Trigger Warnung: indirektes Selbstverletzendes Verhalten

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Manchmal wusste ich meinen eigenen Namen nicht mehr. Meine eigene Identität verschwamm direkt vor meinen Augen und ein beängstigendes Gefühlt der Hilflosigkeit schlängelte sich durch meinen Körper. Mein Kopf war wie ein fremdes Land. Die Worte, die mit einer unglaublichen Geschwindigkeit durch meinen geschundenen Geist jagten, waren nicht verständlich. Nicht ein Wortfetzen war in diesem Zustand der Derealisation greifbar. Alles was ich wusste war, dass ich in diesen Momenten eine fremde Person für meine Gefühle und Gedanken war.

Es fühlte sich alles bedeutungslos an und ich war mir nicht sicher, ob mein kaputtes Herz überhaupt noch die Kraft dazu aufbringen konnte den nächsten Schlag einzuleiten. Ich war ausgebrannt und das schon seit einiger Zeit.

Doch mein Blut floss weiter, denn es rauschte so unglaublich laut in meinen Ohren und versicherte mir damit unmissverständlich das genügend Druck hinter meinem Blutstrom stand. So wurde mir indirekt bestätigt, dass mein Herz wohl doch noch funktionstüchtig war. Auch wenn ich selbst daran nicht glaubte.

Dann dachte ich an die katzenhaften dunklen Augen und die Welt setzte sich für meinen Kopf wieder in Bewegung. Das Rauschen nahm ab und der feste Boden unter meinen Füßen bestätigte die Existenz von Han Jisung in dieser Welt. Sie waren mein Anker. Sie waren neben der Musik die Quelle meiner Stärke. Ohne den Mann dem diese kraftvollen Augen gehörten, wäre ich schon längst verloren gegangen.

Es war lächerlich, dass der Gedanke an Lee Minho allein ausreichte, um wieder ich selbst zu werden. Aber es war nun mal so. Wenn ich bei ihm war, dann wusste ich wer ich war und ich wusste was ich für meinen besten Freund fühlte. Mein Geist war so leicht, wenn ich bei ihm war.

Eine Tragödie, denn auch wenn ich davon träumte etwas anderes als ein Freund für ihn zu sein, so wusste ich doch, dass die Realität anderes für mich bereithielt. Es war aussichtslos und je eher mein verquerer Kopf das verstand, desto besser war es für die Band. Weh tat es trotzdem. Seine eigene Liebe mit Füßen treten zu müssen wünschte ich keinem.

Der Schmerz kam in Wellen. An einem Tag konnte alles gut sein und ich lachte mit ihnen und doch brauchte es nur einen kleinen Trigger und in der Nacht brach die Sturmflut an vergeblichen Gefühlen über meinen Kopf zusammen und folterte mich mit meiner eigenen verdammten unerwiderten Liebe. Ich war ein Idiot. Ein dummer Idiot der sich unvernünftigerweise in seinen unantastbaren besten Freund verliebt hatte.

Ich zog meine Beine an meinen Körper und umklammerte sie mit meinen unbedeckten Armen auf denen sich schon seit geraumer Zeit eine Gänsehaut ausgebreitet hatte. Ich wollte nicht schon wieder anfangen zu weinen. Das hatte ich schon zu genüge getan seit ich begriffen hatte welchen Fehler ich begangen hatte und so langsam sollte ich mich auch mal kontrollieren können.

Nach einiger Zeit löste ich mich dann doch aus dieser starren Haltung und ließ die Beine wieder über die Kante des Daches hängen. Der kalte Wind strich unerbittlich durch meine Haare und fast schon automatisch schlossen sich meine Augen.

Ich wusste, dass ich damit aufhören sollte mich selbst für meine Gefühle zu bestrafen, für meine Gruppe und vielleicht auch für mich selbst, aber die Kälte tat schon langsam nicht mehr weh und ich genoss das betäubte Gefühl, das meine Haut überzog. Es beruhigte mich. Es brachte mein Inneres ebenfalls dazu ein wenig kälter zu werden. Ein wenig gefasster.


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