1. Cause I know you feel me somehow

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Auf meiner Haut spürte ich noch immer die Kälte, als ich wieder in unsere warme Wohnung trat. Sie umgab mich wie eine Rüstung. Bot mir Schutz und ließ mich durch die noch anhaltende innere Gefasstheit mit Abstand auf die sich vor mir abspielende Szene blicken.

Hyunjin und Jeongin waren gerade dabei das Abendessen zu kochen und Minho der sich wahrscheinlich Sorgen, um den Zustand der Küche machte, übernahm indirekt das Kommando dabei. Der Rest hatte sich im Wohnzimmer versammelt und sah dabei zu wie Felix unseren Leader beim Wii Sports Bowling abzog.

Natürlich herrschte eine gute Stimmung. Wie hätte es auch anders sein können? Sie waren ja nicht dazu verpflichtet Trübsal zu blasen, nur weil ich nicht da war und mitmachen konnte.

Es klang selbst in meinem Kopf unglaublich egoistisch und falsch, aber ich wünschte mir, einer der Member hätte sich sorgen um mich gemacht, als ich ohne Jacke aus der Wohnung gegangen war oder hätte sich sogar die Mühe gemacht nach mir zu sehen. Wenigstens eine einfache Begrüßung, als ich den Wohnraum betrat, hätte mir ja schon gereicht, aber sie waren mit ihren Aufgaben beschäftigt und ich wollte sie auch gar nicht stören oder nerven.

Auf der einen Seite wünschte ich mir natürlich tief im Inneren mit einem der Jungs über meine Probleme sprechen zu können. Aber andererseits war meine Angst über ihre Reaktionen einfach viel zu groß und die möglichen Folgen für meine Offenbarung waren nur schwerlich abzuwägen. Besonders da durch mein kleines Geheimnis die Möglichkeit bestand alles zu zerstören was wir uns über die Jahre aufgebaut hatten.

Aus reinem Selbstschutz würde ich ihren Fragen dann sowieso ausweichen und sie dreist anlügen. Die Wahrheit war nicht für ihre Ohren bestimmt. Denn wie hätte ich den Jungs erklären sollen, dass ich mich in einen der Member verliebt hatte? Das ich einfach durch die aussichtslose und unerwiderte Liebe einging, wie eine verwelkende Pflanze. Es war absolut lächerlich wie ich mich benahm.

Sie hatten ganz andere Probleme, um die sie sich vorrangig kümmern mussten. Chan sah man seit einiger Zeit seinen Schlafmangel wieder an, da unser nächstes Comeback bevorstand und Felix hatte uns letztens schweren Herzens gebeichtet, dass er wieder in eine Phase des Heimwehs gefallen war. Da konnte ich die beiden definitiv nicht mit dem Wissen belasten, das durch meine dummen außer Kontrolle geratenen Gefühle die Band zerstört werden konnte.

Mit ihnen zu reden war keine Option. Es ging einfach nicht. Zudem wusste ich von keinem was er über das Thema Homosexualität dachte, da es offensichtlicher Weise nie ein relevantes Thema in unseren Reihen war. Aber mir war klar, dass ich gerade im konservativen Korea eine unschöne Debatte unter meinen Freunden auslösen könnte, die für die Entzweiung der Band sorgen würde. Jeder hatte seine eigenen Werte und Ideale und solange diese nicht übereinstimmten, würde es zu Streit kommen. Wie hoch standen also die Chancen, dass ich das Glück haben würde und alle mit meinem Outing zurechtkamen? Es war so verdammt unrealistisch, dass ich mir gar nicht erst die Hoffnung machte.

Weitergehend würde ich auch Minho in eine enorm unangenehme Situation zwingen, da er zusätzlich damit klarkommen musste, dass sein männlicher bester Freund romantische Gefühle für ihn hatte. Für beides wollte ich definitiv nicht verantwortlich sein. Dazu war ich mental auch gar nicht stark genug in letzter Zeit.

Wahrscheinlich würde Chan mir sobald es rauskam eh dazu raten die Band zu verlassen. Denn nicht nur Band intern konnte es zu Problemen kommen, sondern auch mit externen Parteien, die nur allzu gern in unserem Privatleben herumstocherten. Chan würde alles daran setzen Stray Kids vor Skandalen zu beschützen, das war schon immer so und wenn ich zu einem übermäßig großen Risiko für sie wurde, dann wäre es nur verständlich, wenn er mich zum Austritt bewegen wollen würde. Das wäre okay. Ich vertraute da vollkommen auf sein Urteil und würde mich seinem Vorschlag beugen. Er war immerhin der Leader und musste die Interessen der Member vertreten.

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