Ich bin ein "Mädchen"

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Es gibt so viel zu sagen und doch fällt mir nichts ein. 

Man sagt „Aller Anfang ist schwer" doch den Anfang für diesen Text zu finden ist nicht schwer, sondern eine Herausforderung. Und da ich keine Geschichte von anderen kenne fang ich einfach mit meiner an. 

„Spiel nicht im Matsch du wirst nur dreckig, Mädchen sind nicht dreckig." Das ist vermutlich einer der Sätze denn ich von meinen Erzieherinnen am meisten gehört habe. Daran musste ich mich nicht halten, und habe ich auch nicht. 

Hinter dem Kindergarten gab es eine große Wiese, mit Blumen, Bäumen und schaukeln. Die Farben der Blumen, der Geruch der Bäume, alles hat mich fasziniert, aber am meisten hat es mir der Himmel angetan. Und so lange ich denken kann liebte ich es zu klettern um ihm näher zu sein, Ast für Ast immer höher. 

Dort oben in den Baumkronen aus grünen oder braunen Blättern habe ich mich wohl gefühlt, niemand hat mich gefunden, alle ließen mich in Ruhe. Eine große Kiefer war mein Rückzugsort, wenn mir alles zu viel wurde, bis beschlossen wurde das nur noch Jungs auf Bäume klettern durften. 

Dass was mich daran heute aber am meisten stört ist, das einige der Mütter das vorgeschlagen haben „Mädchen sind zu schwach, Mädchen fallen leichter runter" natürlich fallen mehr Mädchen runter wenn keine Jungs klettern. Niemand ist mehr in die Baumkronen gestiegen, dass Einzige, was ich mich damals gefragt habe war „Warum nutzen sie es nicht warum, warum sie dürfen es doch?" 

Das quasi Hauptwort in diesem Satz ist „Warum" ich habe mir früher viele Fragen gestellt die ich jetzt erst verstehe, wie „Warum darf ich das nicht?" und im ganzen dreht sich immer noch alles um das WARUM. 

Ich wurde von meinen Eltern ohne Gendergrenzen aufgezogen, ich durfte Hosen tragen und hatte einen Kurzhaarschnitt, mit dem ich zwar nicht zufrieden war aber das rauswachsen ging schnell. Und mit den Haaren war ich nur nicht zufrieden, weil mir überall etwas schlechtes dazu eingeredet wird, im Supermarkt sagt der Vater zu seinem Sohn: „Mach Platz für den Jungen", eine Lehrerin sagt „Schade du siehst nicht mehr aus wie ein richtiges Mädchen." 

Damals wollte ich alles machen um als Mädchen erkannt zu werden und lies meine Haare wachsen, trug nur noch Röcke und Kleider und meistens auch noch pinke, und von da an hörte ich nur noch gute Kommentare. 

Als ich irgendwann in der 7. Klasse war, hörte das wieder auf. Ich bin jünger als die meisten aus meiner Klasse, was bedeutet wenn die eine in die Pubertät kommt, hab ich doch noch ein Jahr Zeit oder? Das ist doch ganz normal? Naja das dacht ich zumindest. Doch mir wurde schnell von anderen mit Wörtern eingeprügelt dass dass nicht normal ist, ich wurde öfter als Flachland beleidigt als das mir jemand ein Kompliment zu meinen Augen, meinen Haaren oder meinem Gesicht machte. 

Und da war er schon wieder der Satz „Du siehst gar nicht aus wie ein richtiges Mädchen." Und jetzt das nächste Warum, „Warum gibt es ein Bild davon was ein Mädchen ist und was nicht?", wenn ich mich wie ein Mädchen fühle bin ich eins, und warum, warum können sich nicht die Leute damit abfinden? 

Mittlerweile lassen mich zum Glück alle damit in Ruhe, aber ich bin mir nicht sicher ob dass was ich so lange wollte wirklich gut ist nämlich als „Mädchen" angesehen zu werden. 

Wenn ich mit einer Freundin durch ihr Dorf gehe, weit und breit niemand, bin ich immer noch so naiv und denke dass dass Hupen von dem Auto neben uns, nicht zu uns gemeint ist.

 Aber wenn dann schon wieder irgend ein Mann Mitte Dreißig auf einmal neben uns hält wird mir klar : Ich bin ein „Mädchen"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 08, 2023 ⏰

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