Ramadan - Der Monat der Barmherzigkeit und Vergebung

46 1 0
                                    

Der Fastenmonat Ramadan ist so viel bedeutender, als man zunächst glaubt. Wer seine Bedeutung verkennen, dem entgeht der unermessliche Segen, den Allah den Gläubigen zuteil werden lässt.

„Zu euch ist der Ramadan gekommen, ein gesegneter Monat, in dem Allah -der Mächtige und Gewaltige- euch das Fasten geboten hat. In ihm werden die Tore des Himmels geöffnet, die Tore des Höllenfeuers geschlossen und die rebellischen Satane gefesselt. [...]"
- Hadith

 „Wer im Ramadan fastet, aus Glauben heraus und in Hoffnung auf Allahs Lohn, dessen vergangene Sünden werden vergeben.“ 
- Hadith (Al-Bukhary und Muslim)

Bedauerlicherweise wird der Monat Ramadan, auch von vielen Muslimen, darauf reduziert sich des Essens und Trinkens zu enthalten. Dabei gehört zum Fasten mehr als der Verzicht auf Essen und Trinken. Wie bei jedem Gebot und Verbot verbergen sich auch hinter dem Fasten tiefergehende Weisheiten. Das Ziel des Fastens ist in erster Linie die Erlangung von Gottesfurcht, wie der nachfolgende Vers zeigt.

"O die ihr glaubt, vorgeschrieben ist euch das Fasten, so wie es denjenigen vor euch vorgeschrieben war, auf daß ihr gottesfürchtig werden möget."
- Sure 2 Vers 183

Das Fasten soll also die Gottesfurcht steigern. Unter Gottesfurcht ist das Befolgen der Befehle Gottes und das Unterlassen von verbotenen Dingen zu verstehen. Das Fasten bringt uns, wie jede gottesdienstliche Handlung, Gott näher und stärkt unsere Beziehung zu ihm. Gottesfurcht ist daher auch eine der Eigenschaften, die Allah s.w.t an einem Menschen liebt (vgl. Sure 3 Vers 76).

Unsere Gottesfurcht zeigt sich im Monat Ramadan zum Beispiel daran, dass wir Allahs Anordnung befolgen und von Morgendämmerung bis Sonnenuntergang aufs Essen und Trinken verzichten. Wir könnten das Fasten brechen, ohne das jemand es mitbekommt, und doch tun wir es nicht. Es ist die Gottesdurcht, die uns davon abhält zu essen und zu trinken, weil wir genau wissen, dass Allah uns sieht.

"Und was ihr tut, sieht Allah wohl."
- Sure 57 Vers 4

"[...] Und Er weiß über alles Bescheid."
- Sure 57 Vers 3

"Das Fasten ist ein Geheimnis zwischen dem Diener und seinem Herren, denn niemand sieht ihn ständig, außer Allah" (Khutbah Freitagspredigt). Die Gottesfurcht hält uns davon ab zu sündigen. Wer Gott nicht fürchtet, dem fällt es leichter zu sündigen, und deshalb wird er es auch öfter tun.

Eine Besonderheit an diesem Monat ist, dass wir nicht der List des Satans unterliegen, der uns dazu verführt, Schlechtes zu tun. So gibt uns Allah s.w.t die Gelegenheit, so viel Gutes zu tun, wie nur möglich und hierfür um ein Vielfaches belohnt zu werden. Die Sünden bzw. schlechten Taten, die wir in Ramadan begehen, sind daher unserer Nafs (= das Selbst oder das Ego) geschuldet, das versucht uns zu sündhaftem Verhalten zu verleiten.

Unseren Gelüsten zu wiederstehen, ist schwer. Es ist ein unablässlicher Kampf. Geben wir uns unseren Begierden kampflos hin, wird uns unsere Nafs immer tiefer ins Verderben stürzen.

Normalerweise versuchen wir uns von Verbotenem fernzuhalten und unsereren Begierden standzuhalten. Im Monat Ramadan geschieht genau das Gegenteil. Wir halten uns von grundsätzlich Erlaubtem fern, obwohl Körper und Seele danach verlangen. Eine weitere Weisheit hinter dem Fasten ist also die Erziehung der Nafs. Das Fasten ist ein Weg unsere Nafs zu zähmen und sich in Selbstbeherrschung und Geduld zu üben. Letzteres ist eines der hochgeschätzten Tugenden, die ein Gläubiger besitzen sollte und die Allah s.w.t liebt.
Das Fasten beschränkt sich jedoch nicht nur darauf, auf Essen und Trinken zu verzichten, wie der folgende Hadith unseres geliebten Propheten (s.a.w) verdeutlicht:

“Das Fasten ist ein Schutz. So soll der (der fastet) keine unzüchtigen Reden führen und sich nicht töricht verhalten; und wenn jemand ihn bekämpft oder ihn beschimpft, soll er zweimal sagen: ‘Ich faste.’ Und bei Dem, in Dessen Hand meine Seele ist: Der Mundgeruch des Fastenden ist Allah angenehmer als der Duft von Moschus, denn [Gott sagt:] er lässt ab vom Essen und Trinken und von seinen Begierden um Meinetwillen. Das Fasten ist für Mich, und Ich gewähre die Belohnung dafür. Und die gute Tat wird zehnfach belohnt.”

Das Ziel des Fastens ist also nicht schon damit erreicht, dass man bis Sonnenuntergang nichts esst und trinkt. Ändert sich nichts in uns, achten wir nicht auf unsere Worte und Taten, hat das Fasten seine Bedeutung verloren.

“Wenn sich jemand nicht der Falschheit in Wort und Tat enthält, dann liegt Allah nichts daran, dass er sich des Essens und Trinkens enthält.” (Hadith)

Wir sollten also auch mit der Zunge und den Augen fasten. Das Fasten - wenn man um seine wahre Bedeutung und Funktion weiß - versetzt uns in einen Zustand, den wir nur selten erreichen. Zum einen kehren wir im Monat Ramadan zu Gott zurück und bemühen uns so viele gute Taten und Ibadat (gottesdienstliche Handlungen) zu vollbringen wie nur möglich, da Allah in diesem Monat Gutes um ein Vielfaches belohnt. Zum anderen arbeiten wir an unserem Charakter bzw. unserem Benehmen und gehen am Ende dieses segenreichen Monats als bessere Muslime hervor. Natürlich sollte man versuchen diese positive Veränderung beizubehalten und nicht wieder auf den spirituellen Stand zurückzufallen, den man vor dem Beginn des Ramadans hatte. Weil das Fasten uns zu besseren Muslimen macht, ist es nicht nur eine Tat für Gott, sondern eben auch für uns.

"[...] Und daß ihr fastet, ist besser für euch, wenn ihr (es) nur wißt!"
- Sure 2 Vers 184

Die Güte Allahs endet nicht damit, dass er uns unsere vergangenen Sünden vergibt, wenn wir im Monat Ramadan fasten und die Nächte betend verbringen. Eine der Nächte dieses Monats hat eine ganz besondere Bedeutung, die sogenannte "Nacht der Bestimmung" (Lailat-ul-Qadr), in der das Schicksal jedes Einzelnen verändert werden kann. Diese eine Nacht ist so segenreich wie keine andere. Deshalb hat Allah ihr sogar eine ganze Sure gewidmet.

„Wir haben den Koran in der „Nacht der Bestimmung“ herabgesandt. Und was lässt Dich wissen, was die „Nacht der Bestimmung“ ist? Die Nacht der Bestimmung ist besser als tausend Monate. In ihr kommen die Engel herab und der Geist, mit der Ermächtigung ihres Herrn, mit jeglichem (göttlichen) Beschluss, Friede ist sie, bis zum Anbruch der Morgendämmerung.“ 
- Sure 97 Vers 1-5

Wenn man bedenkt, dass im Monat Ramadan der Koran offenbart wurde und das erste Gebot des Korans, „Lies!“ (96:1) war, sollte das Koranlesen in diesem Monat keinesfalls fehlen. Die Besonderheit dieser Nacht liegt nicht bloß darin, dass es sich um genau die Nacht handelt, in der der Koran herabgesandt wurde. Allah segnete diese unbestimmte Nacht und schreibt ihr einen beträchtliche Wert zu, indem er den Gottesdienst dieser einen Nacht den Wert der Gottesdienste von tausend Monaten zuschreibt. Das entspricht den Gottesdiensten von fast 84 Jahren, also einer durchschnittlichen Lebenszeit.

Wann genau die "Nacht der Bestimmung" ist, ist ungewiss. Allerdings soll sie unter den letzten zehn Nächten des Ramadans sein, und zwar unter den letzten fünf ungeraden Nächten des Monats. Dies bedeutet, dass sie höchstwahrscheinlich auf die 21., 23., 25., 27. (heute) oder 29. Nacht des Ramadans fällt.

Wir sollten die seltene Gelegenheit ergreifen und uns die Güte und Barmherzigkeit, die Allah s.w.t. uns erweist, nicht entgehen lassen - um unseretwillen. Daher sollten wir die letzten zehn Nächte des Fastenmonats besonders für gottesdienstliche Handlungen und Bittgebete nutzen.

Der Prophet s.a.w. empfahl folgendes Bittgebet:

Oh Allah! Wahrlich Du bist Der Allvergebende, und Du liebst die Vergebung, so vergib mir!

(Allahumma innaka ’afuwwun, tuhibbul ’afwa’, fa ’fu ’anni)

PS: Das Kapitel kommt spät, tut mir sehr leid...

WHY ISLAM ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt