Kapitel 25 - Bauernopfer

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Von ihrer Position im Versteck in den Baumkronen beobachtete Marian, wie der Kampf ausbrach und innerhalb weniger Augenblicke das erste Blut vergossen wurde

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Von ihrer Position im Versteck in den Baumkronen beobachtete Marian, wie der Kampf ausbrach und innerhalb weniger Augenblicke das erste Blut vergossen wurde. Die Vorhut der Soldaten, welche auf den Pferden den Banditen entgegen preschten, kannten ihren Vorteil nur zu gut. Hoch zu Ross war es ein Leichtes, die Männer am Boden zu attackieren, ohne dabei selbst getroffen zu werden. Die Langschwerter der Soldaten blitzten in einem tödlichen Versprechen und unter den Wappenröcken waren bei genauerem Hinsehen feste Brigantinen und stählerne Kettenhemden zu erkennen. Dreck wirbelte hinter den Hufen der Rösser auf und die Rüstungen der Soldaten klapperten in einem metallenen Laut wie Kriegstrommeln. Schnell forderten die Reiter das erste Leben, welches mit einem gnadenlosen Hieb eines Schwertes schlagartig beendet wurde.

Die Männer aus dem Wald waren nicht ansatzweise ausreichend bewaffnet, um in diesem Kampf die Oberhand zu gewinnen. Viele von ihnen besaßen nicht mehr als Holzknüppel oder lange Stäbe, die sie vermutlich im Wald aufgesammelt und von Rinde befreit hatten. Zwei stießen mit Mistgabeln nach den Reitern und der blonde Schütze, der Marian zuvor noch angeblafft und auf sie geschossen hatte, blieb ein Stück zurück, um mit einem alten Bogen zumindest einen Treffer zu landen. Zu seinem Leidwesen traf er den Reiter nur an der Schulter, sodass jener von der Wucht zwar kurz schwankte, jedoch schnell wieder das Gleichgewicht fand und das Ross auf den Schützen zutrieb.

Für eine Sekunde zögerte Marian und wusste nicht mehr, auf welcher Seite sie stehen sollte. Sie hatten die Kutsche überfallen wollen, weil der Baron, dem sie gehörte, schon seit Längerem sein Volk schröpfte. Allerdings war ihr Plan weit weniger blutig gewesen. Nun jedoch war ein Kampf ausgebrochen und obwohl die Männer einfache Räuber und Banditen waren, die ihnen alles andere als freundlich begegnet waren, wusste Marian, dass es die Not war, die sie in die Wälder und zu dieser Tat getrieben hatte. Wie verzweifelt musste man sein, sich ohne Ausbildung und Ausstattung in einen Kampf mit königlichen Wachen einzulassen?
Doch auch diese waren nicht zwangsläufig eines Verbrechens schuldig. Auch sie besaßen vermutlich eine Familie, die des Abends auf die warteten. Am Ende machten sie nur ihre Arbeit und folgten dem Gesetz.

Richtig und falsch. Das sollte einfach sein. Nach dem, was man sie gelehrt hatte, hätte diese Entscheidung einfach sein müssen. Banditen waren Verbrecher. Sie stahlen. Das war falsch. Sie waren alles, was ein guter und königstreuer Bürger verabscheute und eine rechtschaffene Lady fürchtete. Aber sie war keine einfache Lady. Sie war nicht mehr das Mädchen von damals, mit dem Stickrahmen auf dem Schoß, das gespannt dabei zusah, wie ihre Kammerzofe ihr eine Frisur in das Haar flocht.

Ihre Welt hatte sich verändert. Und wenn sie etwas gelernt hatte, dann, dass es weder Schwarz noch Weiß gab - und kein Weg ohne Opfer beschritten werden konnte. Sie konnte nur hoffen, dass sie die richtige Entscheidung traf.

Dieses Geld stahl ein schon reicher Mann seinen Bürgern, die nichts mehr hatten, während er in London auf einem hübschen Thron saß. Er stahl ihnen die letzten Krümel von den Tellern - und danach die Platten dazu! Ihr Herz und ihr Verstand waren sich, was das anging, ausnahmsweise vollkommen einig: Das war unrecht!

Die Königin von Pfeil & Bogen ᴮᵃᶰᵈ¹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt