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Syx

Es war früher Nachmittag. Der Tag nach der Hochzeit. Die Sonne hatte sich allmählich ihren Weg zwischen den vereinzelten Wolken gesucht und beglückte nun die Erde mit ihren hellen Strahlen. Auf dem Hof hinter der Festung herrschte reges treiben, Schwerter wurden geschwungen, Körper prallten aufeinander und rangen den Gegner zu Boden. Gemeinsam mit Balton bearbeitete Syx einige Holzpfähle mit seinem Dolch. Cohn übte sich lieber an seiner Lieblingswaffe, der Armbrust. Gezielt schoss er einen Pfeil nach dem anderen in den Strohsack der an einem Mast befestigt war, fünfundzwanzig Schuss standen ihm zur Verfügung ohne nachzuladen. Die Trommel an der Unterseite drehte sich nach jedem geschossenen Pfeil. Syx und Balton vernichteten währenddessen die beiden Pfähle vor ihnen, ihr schwerer Atem mischte sich mit dem der anderen trainierenden, Balton trieb seine Klinge mit gewaltiger Wucht durch die Mitte des Holzes und ging in die Hocke um nach Luft zu ringen "Ich hörte..von einigen Schwestern das Gerücht...du würdest..bald Vater werden" keuchte er sichtlich angestrengt und blickte zu Syx hinauf, der wiederum bearbeitete nun grinsend weiter das Holz "Mein verehrter Freund..." die Klinge traf eine schwache Stelle und Splitter flogen in alle Richtungen "dies ist kein Gerücht...es ist die Wahrheit".

Erstaunt richtete sich Balton wieder zu seiner vollen Größe auf und sah Syx lange an, dann begann er tief zu lachen und schlang seinem Freund die Arme um den Leib "Das ist eine frohe Botschaft, und endlich ist Miranda nicht mehr die einzige Schwangere auf diesem Gelände. Es wird ihr sicherlich gut tun, eine Kameradin zu haben die ihren Gemütszustand versteht" Syx nickte und dachte an seine Frau Mala die im inneren der Festung das Bett hütete da die Schwangerschaft sie sehr mitnahm. Die mittlerweile beachtlich herangewachsene Aino war bei ihr und hielt sicherlich ihren täglichen Mittagsschlaf. Er konnte beruhigt mit den anderen Assassinen trainieren, der alte Meister war da und betreute die beiden Schwangeren. "Miranda erwartet bald ihre Niederkunft, nicht wahr?" richtete sich Syx nun an Balton der jedoch schien nicht darüber reden zu wollen denn kaum hatte Syx damit begonnen, zog der große Mann das Schwert aus dem Pfahl und schlug darauf ein. Er rechnete schon damit keine Antwort mehr zu bekommen als Balton ihn aus seinen grauen Augen ansah "Sie wird bald ihre Niederkunft haben ja, und sie wird Schmerzen haben. Sie wird weinen und schreien, und dies alles in meinen Armen", mit diesen Worten schob er das Schwert in seinen Gürtel, wischte sich den Schweiß mit seinem Hemd von Stirn und Oberkörper und verließ mit großen Schritten den hinteren Hof. Kurz blickte Cohn Syx an, dann verschoss er seinen letzten Pfeil, schulterte die Armbrust und murmelte, jedoch laut genug sodass Syx es hörte "Balton wird eine Tochter bekommen. Geboren in der Schlacht."

Der Tag schritt weiter voran, Syx hatte nach den Worten Cohns das Training aufgegeben und sich auf dem Rücken seines Pferdes auf zu den großen Trauerweiden von Capu gemacht. Diese Bäume waren Jahrtausende alt, Generationen um Generationen von Assassinen hatten hier um Rat gebeten. Mit dem Rücken lehnte er an einem der Stämme, hing seinen Gedanken nach und trank immer wieder einen Schluck aus seiner Flasche. Der Wind strich durch die Blätter, wiegte die herabhängenden Äste, beinahe hatte Syx das Gefühl als würde der Baum ihm etwas zuflüstern. Für einen Moment schloss er die Augen, als er sie wieder öffnete dunkelte es bereits. Mühsam, mit steifen Gliedern vom langen Sitzen, rappelte er sich auf nur um dann, nicht weit entfernt eine altbekannte Flagge im abendlichen Winde flattern zu sehen. Gehalten wurde sie von keinem anderen als der Person vor der sich das ganze Land fürchtete: Xardas. Herrscher der Großen Ebene. Nun verstand Syx Cohns vergangene Worte. Der erste Erbe würde in der Schlacht geboren werden. Krieg zog auf. In Kürze sattelte er sein Pferd, gab ihm die Sporen und galoppierte zurück zur Festung. Seine Brüder fand er alle versammelt im großen Essbereich, sie saßen zusammen und tranken Wein aus ihren Kelchen, einige der Frauen leisteten ihnen Gesellschaft. Mit großen Schritten ging er auf sie zu "Ich störe eure gemütliche Runde nur sehr ungern Gentleman, aber wir haben ein großes Problem", seine Brüder sahen ihn an, musterten sein Gesicht und schienen zu erkennen das er es ernst meinte. Sie schickten ihre Frauen aus dem Raum, stellten ihre Weinkelche zur Seite und blickten ihn wieder an. Diesmal mit dem selben ernsten Gesichtszügen. Syx ließ sich in einen Sessel fallen und begann zu berichten "Mein Weg führte mich heute Nachmittag zu den alten Trauerweiden, ich suchte dort nach Rat" kurz schweifte sein Blick zu Cohn der ihm nur zunickte "und die Götter gaben mir eine Antwort. Xardas war dort, nicht weit entfernt auf einem Hügel, er trug seine Flagge bei sich und wie ihr wisst Brüder bedeutete diese Flagge nie etwas gutes. Er rüstet sich für eine Schlacht, eine große so wie wir ihn kennen." Syx Blick wurde fest "Xardas hält sich für mächtig, er hält sich für einen Gott. Es wird Zeit das wir ihm zeigen das auch Götter bluten können." Mit kräftigen Stimmen und entschlossenen Augen stimmten ihm seine Brüder zu. Eine Weile war es still, jeder schien sich seine Gedanken zu dem bevorstehenden zu machen plötzlich ertönte eine Stimme. Es war Cohn aus seinem Sessel heraus "Wenn es blutet..." begann er seinen Satz und starrte auf die Klinge seines Dolches "kannst du es töten" beendeten die anderen seinen Anfang. Damit war die Sache besiegelt. Xardas würde bluten...und sterben.
In den nächsten Tagen wurde alles für einen möglichen Krieg vorbereitet, die Burg wurde in eine wahre Festung verwandelt, Gräben wurden gegraben, Netze aufgespannt und Teer herangeschafft. Die Schmiede lief unter Hochdruck, Cohn hatte eine neue Armbrust gefordert die mit Pfeilen ausgestattet war deren Spitzen gefährliche Widerhaken hatten. Schwerter, Schilde, Äxte und Dolche alles wurde neu geschmiedet und ausgearbeitet. Es herrschte keine ruhige Sekunde mehr, während die Arbeiten vorangingen trainierte Syx gemeinsam mit Balton und ein paar anderen Assassinen die Jünglinge unter ihnen. Gerade wich Syx einem etwas ungeschickten aber schweren Schwerthieb aus, als einige der Schwestern auf die Übenden zukamen, sie trugen Wasserkrüge bei sich um die schwitzenden Männer in der prallen Sonne mit Flüssigkeit zu versorgen. Dankend nahmen die Krieger an und tranken in großen gierigen Zügen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 16, 2016 ⏰

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