Kapitel 3 Zuckersüß

2 0 0
                                    


Dulcia bereitete bereits alles für die Marshmallowlollipops vor, während hinter ihr die große Glaskugel fast vollständig gefüllt war. Wenn die eines Tages mal einen Sprung bekam, dann sollte man sofort seine Beine in die Hand nehmen und rennen. In dieser Kugel waren so viele Liebeszuckerperlen, dass sie hätten den gesamten Keller füllen können. Und da gehörten die separaten Räume und deren Gänge dazu.

Jedes mal, wenn ich sie sah, dann bekam ich irgendwie ein mulmiges Gefühl, aber ich fühlte mich dennoch wohl, trotz der Gedanken. Zumal ich dank meiner nicht vorhandenen Fähigkeiten echt aufgeschmissen wäre.

Ich wandte meinen Blick von den Liebeszuckerperlen ab und ging schnurstracks zu Dulcia, um ihr die Zutaten zu geben. „Danke dir Lucita", sie lächelte mich herzlich an und nahm mir alles ab. Vor ihr brodelten die Bunsenbrenner, die die Flüssigkeiten in den Reagenzgläsern weiterhin warm hielten. Der Geruch von süßen Früchten stieg mir wieder in die Nase und erneut sammelte sich der Speichel in meinem kleinen Mund. Fast hätte ich gesabbert. Mir fiel auf, dass Dulcias Haare nach gesüßter Erdbeere roch. Ihre pinken Haare passten perfekt zu diesem Duft.

Während meine Freundin ihre Hände flink hin und her bewegte, war ich damit beschäftigt die Zutaten für die Liebeszuckerperlen zu mischen. Natürlich verglich ich meine Arbeit mit der von Dulcia und beneidete sie immer wieder auf das Neue. Ich bemühte mich wirklich sehr, selbst ohne magische Fähigkeiten mit ihr mitzuhalten, aber das war für eine Nicht-Hexe wie mir unmöglich. Als Dulcia mal nicht hinschaute, schnippte ich schnell und leise mit meinen Fingern, in der Hoffnung zumindest ein kleiner Funke Magie würde erscheinen. Doch nichts passierte. Ich schaute auf die große Uhr die uns gegenüber an der breiten, kalten Wand hing. Wenn man es hängen nennen durfte. Sie schwebte eher. Es war bereits eine knappe Stunde vergangen und während meine Freundin über hunderte von neuen Liebeszuckerperlen gezaubert hatte, hatte ich gerade mal zehn geschafft. Das würde ja was werden. „Wir müssen uns echt beeilen. Bis zum Jubiläum ist nicht mehr so viel Zeit", ganz unbewusst, kamen meine Gedanken über meine zarten Lippen. „Wie bitte?", fragte Dulcia zaghaft. Sie schaute mich irritiert an. „Was?", ich war komplett konfus. Mein Blick schweifte zu ihr. In diesem Augenblick wurde mir schlagartig klar, dass ich alles ausgesprochen hatte was mir in den Sinn gekommen war. „Oh, tut mir leid. Ich wollte es nicht laut aussprechen", dadurch, dass ich meine Hände schwunghaft vor meinen Mund warf, fiel natürlich die eine Liebeszuckerperle, an der ich grade gearbeitet habe, herunter. „Das muss dir nicht leidtun. Ich habe es sowieso nicht richtig verstanden", ihre Lippen zauberten ein sanftes Lächeln und kurz darauf bückte sie sich, um die eine Zuckerperle aufzuheben. Bevor ich im Begriff war selber diese aufzuheben, befand sie sich bereits in der Senkrechten. „Was auch immer du gesagt hast, mach dir keine Gedanken. Wir schaffen das alles. Egal, ob mit oder ohne Fähigkeiten", Dulcia war so unglaublich. Ihre liebevolle Art lies mir Tränen in die Augen aufsteigen. Sie gab mir die Perle zurück und legte mir dabei ihre andere Hand auf die Schulter. „Du machst dir manchmal wirklich viel zu viele Gedanken Lucita. Hör bloß auf damit. Das ist nicht gut für deinen kleinen Kopf", fuhr sie fort. Das sagte sie so leicht. Sie musste ja nicht bisher ihr gesamtes Leben, als einzige Hexe ohne Fähigkeiten in der Stadt verbringen. In der Stadt, in der man andere gerne mal etwas mehr aufzieht, als sie manchmal verkraften. „Aber...", setzte ich an. „Nichts ABER. Wir machen jetzt weiter und wehe du treibst nochmal Trübsal, dann gibts Ärger", zwinkerte mir meine Freundin zu, wodurch sie mir gleich ein kleines Lächeln in mein zierliches Gesicht zauberte. Sie hatte wie immer recht, nur sagte ich es diesmal nicht laut, sondern behielt es für mich. Ich widmete mich wieder den Liebeszuckerperlen und musste feststellen, dass ich dank Dulcias Aussage viel motivierter war. Was manchmal so ein paar Worte doch bewirken konnten. Meine Seele tanzte zu einem langsamen Takt. Wenn ich gekonnt hätte, dann hätte ich sofort alles liegen gelassen und angefangen in Dulcias eigener kleinen Zuckerfabrik - Keller - zu tanzen. ,Das kann ich später machen, wenn ich wieder Zuhause bin, dachte ich bei mir. Aber wer weiß wann ich wieder Zuhause sein würde. Schließlich wollten wir schnell voran kommen. Vor uns tickte die große Uhr, hinter uns wurde die Glaskugel immer voller und vor uns brodelten die Reagenzgläser. Das fühlte sich wirklich alles wie in einem Versuchslabor an. Doch das sollte man lieber nicht zu laut sagen. Versuchslabor klingt eher nach dunklen Mächten. Wir experimentierten lieber. Aber das klang nicht viel besser. Na gut, ein anderes Wort fand ich jetzt wirklich nicht.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 19, 2023 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Adamas (City of Diamonds)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt