Nonie erklärte: „Ich kenne ihn erst seit heute Abend."
Beruhigend hob der plötzlich mit dem entsetzten Blick seiner Auftraggeberin konfrontierte Dieb die Hände an. Ihre Ausführungen hatten ihn nicht kalt gelassen und er ahnte bis zu einem gewissen Grad, von welchen Gefahren sie sprach. Doch er war kein Held, der gekommen war, um die Welt zu retten. Und ganz sicher hatte er nicht vor, sich zu einem machen zu lassen. Jedenfalls nicht ohne etwas dafür zu bekommen.
„Es gibt keinen Grund sich aufzuregen", meinte er mit besänftigender Stimme. „Und ich habe auch nicht vor die Mission abzubrechen. Mir geht es nur darum zu erfahren, ob sich die Rahmenbedingungen in irgendeiner Weise geändert haben."
Schnaubend rollte Nonie neben ihm mit den Augen und erklärte selbst: „Er will wissen, ob er die Maschine stehlen und zurückbringen oder stehlen und für sich behalten soll, um sie selbst weiter zu verkaufen." Als er sie wütend ansah, fügte sie schulterzuckend weiter mit an: „Ist doch in Ordnung, dasselbe würde ich auch gerne wissen."
„Ich kann euch bezahlen, wie es versprochen war!", zischte die edle Dame mit den holden Zielen und der sehr unzufrieden geschürzten Unterlippe.
„Uns beide?", hakte Nonie nach, auch wenn Lorin kurz davor gewesen war, genau dasselbe zu fragen.
„Ivory Clouds ist bankrott, aber ich habe einen großen Teil meines eigenen Besitzes verkauft um – ja – die zwei scheinbar besten Diebe anzuheuern, die anzuheuern sind. Man versicherte mir größte Fähigkeiten und höchste Integrität. Aber ich fange an die angepriesenen Charaktere zu bezweifeln."
Sie saß noch immer, doch inzwischen schien sie wieder zu wachsen, nachdem sie eben noch so kläglich in sich zusammengesunken war. Diese ganze Sache schien ihr Ernst zu sein. Sie brodelte geradezu vor Entschlossenheit und wäre sie keine Dame, die daran gewohnt war, andere zu bezahlen, hätte sie es womöglich selbst längst erledigt. Dann hätte sie sich das Perpetuum Potestas geschnappt noch ehe die Novavita erschienen waren und wäre auf und davon. Ein nicht allzu weitsichtiges Abenteuer zwar, aber eines, dass sie zumindest nun ernsthaft in Erwägung zu ziehen schien, als die beiden Diebe vor ihr mehr und mehr zur Enttäuschung wurden.
„Ich halte mich an die Abmachung und ich werde es stehlen", meinte Lorin.
„Ganz genauso wie ich", hängte Nonie mit an.
„Wir werden es stehlen. Und wir werden nicht teilen, sondern bekommen, was uns von Anfang an versprochen wurde."
Hektisch nickte Emeline, die scheinbar verstand, dass zwei Diebe immer noch besser geeignet wären die Aufgabe zu erledigen als sie. Und so empört sie bis eben auch gewesen war, so sehr flutete doch bereits wieder Erleichterung ihre Züge. Sie war kein schlechter Mensch. Beinahe vermutete Lorin sogar, dass sie einer der wenigen tatsächlich guten Menschen war. Oder auch einfach schrecklich arrogant und besessen davon nicht teilen zu wollen. Dennoch weckte die junge Frau mit ihrer Entschlossenheit und ihren Wünschen der Weltverbesserung, ein gewisses Mitgefühl in ihm.
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Magpie Promise - Ehre unter Dieben
RandomAls die zwei besten Diebe - selbsternannt - des gesamten Kontinents beschließen sich zeitgleich dasselbe Ziel vorzunehmen, ohne von der Einmischung des anderen zu wissen, kann das nicht nach Plan verlaufen. Zwei gewaltige Egos, eine noch viel gewalt...