Kapitel 2

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Der Auftrag hatte gut geklappt, ich war sehr zufrieden mit meinem "Neuen".
Natürlich hatte dieser unsinnige Ghetto-Gruß mal wieder dazu gehört, nun ja als Frau in solch einem Beruf galt es sich anzupassen. Ob nun sinnvoll oder nicht.
Wir fuhren zurück zur Zentrale, Rex witzelte über seine Kollegen. Alles ziemlich neu für mich, hatte ich doch als Einzelkämpferin mehrere Jahre hinter mir.
Den Entschluss nun wieder in den normalen Dienstbetrieb einzutreten hatte mehrere Gründe. Zum einen war es verdammt gefährlich geworden, allein als Frau Undercovermässig tätig zu sein. Zum anderen bestand mein Dad darauf. Und mein Dad war nun mal mein Chief.
In der Zentrale stellte mir Rex die Kollegen vor. Ich fühlte mich alsbald nackt, denn jeder, wirklich jeder Mann hier musterte mich eingehend, begleitet von einem Grinsen. Der Schreibtisch meines Vorgängers war ziemlich aufgeräumt, was mir sehr entgegen kam. Morgen würde ich eine Pflanze mitbringen, es fehlte hier eindeutig an Grünzeug.
Rex' Schreibtisch befand sich ein paar Gänge weiter vorne, jedoch saß er mir frontal gegenüber. Ich bemerkte das sein Blick des öfteren mir galt, ab und an trafen sich unsere Blicke wobei wir uns dann angrinsten.
Gegen 18.00 Uhr verließ ich das Büro und machte mich auf nach Hause.

Nach Hause. Nicht mehr lang. Am Wochenende würde ich endlich ausziehen und diese vermaledeite Beziehung endlich hinter mir lassen. Ich hatte eine neue Wohnung ergattern können, war hier in der City nicht einfach gewesen. Und teuer.
In der Wohnung angekommen, stellte ich erleichtert fest, das Chris nicht anwesend war. Ein Glück, diese ständige Spannung zwischen uns belastete mich inzwischen sehr. Ich ging schnell duschen und packte dann noch zwei Kartons. Als sich der Schlüssel drehte und die Wohnungstür klapperte lag ich bereits im Bett und tat als ob ich schlief.
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Immer wieder kamen mir diese grünen strahlenden Augen in den Sinn. Ihre Wahnsinnsfigur. Diese Coolness die sie ausstrahlte. Das würden interessante Tage werden bis sie mir verfallen war. Und ich würde alles dafür tun. Grinsend schloss ich meine Augen und verfiel in heisse Träume.
Am nächsten Morgen hatte ich eine Jenseitslatte, gut gelaunt begab ich mich unter die Dusche. Es dauerte länger als gedacht, aber irgendwann hatte mein Hormonhaushalt ein Einsehen und ich war erlöst.
Auf dem Weg zur Zentrale holte ich schnell zwei Kaffees to go. Charly saß bereits hinter ihrem Schreibtisch und tippte wie wild auf ihrer Tastatur. Sie war so beschäftigt das sie erst aufschaute, als ich ihr einen der Kaffees hinstellte.
"Hey, Rex, danke!" Dankbar nahm sie sofort einen Schluck und schloss dabei ihre Augen. "Gott, den hab ich jetzt gebraucht!" "Wusst ich doch Schätzchen", zwinkerte ich ihr zu und begab mich an meinen Schreibtisch. Stöhnend durchforstete ich die gefühlten tausend Zettel und sortierte von Dringend bis hat Zeit.
Nach einer Weile suchten meine Augen den Kontakt zu Charlys, aber was war das? Ein Farn verwehrte mir die Aussicht. Hat sie ja geschickt gemacht, grinste ich vor mich hin. Ob absichtlich oder nicht galt es noch heraus zu finden.

Lächelnd genoss ich das braune Lebenselexier, das mir Rex mitgebracht hatte. Ein netter Zug, an den ich mich gewöhnen könnte. Vorsichtig lugte ich zwischen meinem Riesen-Farn zu seinem Platz, er sortierte emsig Papiere. Allgemein arbeitete hier jeder konzentriert an seinem Papierkram, warum sollte ich bald feststellen.
Eine Stunde später traf der Chief ein und verschwand schweigend in seinem Glaskasten. Er telefonierte sofort und seinem Gesichtsausdruck nach waren es keine angenehmen Dinge, die er da zu regeln hatte.
Kurze Zeit später riss er seine Tür auf und brüllte "Rapport!" in den Raum. Sämtliche Kollegen sprangen auf und begaben sich in den Glaskasten, ich folgte ihnen und stellte mich an Rex' Seite. Es folgte eine Teambesprechung und die Aufgabenverteilung für diesen Tag. Rex und mir wurden eine Observation und eine Fahndung nach einem Betrüger zugeteilt.

Seit Stunden saßen wir in dem Wagen, beobachteten aufmerksam das Geschehen rund um unser Objekt. Charly hatte die Kamera griffbereit auf ihren Schenkeln, ab und zu schoss sie ein Foto. Wir unterhielten uns über den Büroalltag und belanglose Dinge, dennoch spürte ich diese allgegenwärtige Spannung zwischen uns. Heute trug sie eine einfache Jeans und einen Kapuzenpulli, beides stand ihr hervorragend. Ich glaube sie hätte sogar in einem Lumpen noch eine gute Figur gemacht.
Ihre Brille trug sie heute nicht, was mein Herz immer mal wieder aussetzen ließ, sobald ich in ihre fantastischen Augen schaute. Deshalb mied ich den Blickkontakt soweit es ging. Zur Mittagszeit aßen wir im Auto, ich einen Döner und sie einen Nudelsalat to go. Dazu jeder seine Cola.
"Kochst du dir abends noch was?" Fragte ich sie unverfänglich, wollte ich doch heraus finden, ob sie einen Lebenspartner hatte.
Kauend schüttelte sie ihren hübschen Kopf, murmelte, "und du?" an mich gewandt.
Lachend verneinte ich. "Ich bin der typische Single. Unter der Woche Fastfood und an den Wochenenden bei Muttern ein warmes Essen."
Geschockt sah sie mich an, vergass weiter zu essen. "Wirklich?"
Was schockte sie jetzt genau? Das Fastfood oder Muttern? Ich nickte und schaute sie fragend an. "Das....das ist aber ungesund.....und so siehst du gar nicht aus..." grinste sie. "Kannst mich ja mal bekochen...", forschte ich weiter. Sie versteifte sich merklich und betrachtete intensiv ihren Nudelsalat.
"Hör zu...ich...ich bin grad aus 'ner Beziehung raus.....und ich fange grundsätzlich nichts mit Kollegen an." Sie sah mich unsicher an, aber die Bestimmtheit, die in ihrem Satz mitschwang, ließ keinerlei Zweifel zu.
"Ok, ok. Kein Problem, Partner."
Tja, das hatte ich gerade wohl verkackt. Ich würde in einer Woche nochmal nachfragen.

Rex & CharlyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt