Kapitel 40 - Maskerade

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Marians Gedanken überschlugen sich

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Marians Gedanken überschlugen sich. Sie stand da und wusste nicht, was tun war oder was sie denken sollte. Ihre Handflächen wurden feucht. Nervös strich sie über ihren Schoß und Falten aus dem Kleid, wo gar keine waren.

'Du törichter Idiot! Du kannst Dich doch nicht so offen unter die Leute mischen! Man wird Dich entdecken!', dachte sie verzweifelt und fragte sich, was im Kopf dieses Mannes nur vor sich ging. War das etwa sein Plan? Das war vollkommen verrückt. Aber... war nicht genau das seine Art? Verrückte Ideen? Wie hatte er nur vor ihrer gemeinsamen Zusammenarbeit erfolgreich sein können? 'Glück', murrte sie innerlich und sie wollte sich stöhnend die Hand vors Gesicht schlagen.

„Mylady?", raunte der Diener und auch ihr Vater beugte sich auf dem Eichenstuhl irritiert ein wenig nach vorn, um sie fragend anzusehen.

Da löste Marian sich endlich aus ihrer Starre. Verwunderung in den Zügen ihres Vaters begleiteten ihre Schritte, als sie sich erhob und die Tribüne herunterging, um sich zu dem Herold zu gesellen. Der irritierte Mann warf einen nervösen Blick von ihr zu seiner Lordschaft. Dieser jedoch wusste auch nicht, was seine Tochter vorhatte und zuckte irritiert mit den Schultern.

„Ihr wollt was?", fragte der Herold unsicher. Er trat von einem Bein auf das andere und konnte nicht glauben, dass er richtig gehört hatte. Marian jedoch trat an den Schiedsrichter heran - einem hageren, jungen Mönch in einer bräunlichen Kutte und Rosenkranz, der sich als 'Bruder Tuck' vorstellte. Er besaß ein schmales, freundliches Gesicht, wache Augen und ein sympathisches Lächeln. Sein Kopf war oben kreisrund und kahl geschoren, bis auf den Kranz dunkelbraunem Haares - damit Gott in den Kopf sehen konnte, so sagte man. Ein unentschlossener und überrumpelter Bogenschütze stand neben ihm und wusste nicht so recht, was er nun tun sollte.

„Seid so freundlich und gebt mir den Bogen", bat Marian und die Männer wechselten Blicke, stumme Fragen und Verwirrung untereinander aus.
Die Lady aber wandte sich stattdessen in Richtung Tribüne und dann zum Volk.
„Dies ist ein Fest zu meinen Ehren", rief Marian laut und fühlte den leder-umwickelten Griff des Bogens, welcher sich in ihre Hände schmiegte.

Sie liebte dieses Gefühl, seit sie denken konnte. Sie erinnerte sich noch genau an diesen einen Tag, an dem sie das erste Mal einen Bogen in den Händen hielt. Es war nicht mit Guy und Robin gewesen - sie war jünger. Die Sonne schien, ihr Vater und ihre Mutter lachten und wider aller Vernunft hatte ihr Vater seiner Gattin seinen Bogen gereicht. Glückliche Erinnerungen, voller Gelächter und Zärtlichkeit. Ihr Vater hatte sie auf die Hüften genommen und ihre Mutter ihr den Bogen gereicht. Natürlich war sie zu jung, um richtig zu schießen, der Bogen viel zu groß. Sie war sich sicher, dass der Pfeil, wenn überhaupt, nur einen kleinen Bogen machte und dann im Dreck landete. Aber das war egal. Ihr Vater war so unendlich stolz gewesen. Es war eine der schönsten Erinnerungen ihres Lebens. Es gab Marian eine lautlose, unsichtbare Sicherheit, die niemand verstehen könnte.

„Das Bogenschießen ist meine Lieblingsdisziplin. Und so möchte ich heute den Teilnehmern eine besondere Herausforderung bieten!", verkündete die Tochter des Schlossherrn und hob die Hand, um den Diener anzuweisen. „Entfernt alle Scheiben bis auf eine!", gebot sie und ein Lächeln zierte ihre Lippen.

Sie sah die Sorge im Gesicht ihres Vaters. Die Augenbrauen waren einander näher gezogen und trafen sich beinahe in der Mitte. Seine Stirn war in tiefe Falten gelegt. Marian konnte die Frage offen ablesen: 'Marian, mein Kind, was genau wird das?'

Dann hob sie den Bogen an und Raunen ging durch die Menge. Damen schnappten nach Luft, empört beugte sich der eine oder andere Lord zur Seite. Manche starrten, als hätte sie sich soeben mit Qualm und Tosen in einen Feuer speienden Drachen verwandelt. Andere belächelten sie und schienen derbe Witze zu reißen. Irgendwo entfernt tönte es: Sir Guy solle sein Weib im Zaume halten, bevor sie noch ein Eichhörnchen oder gar einen armen Bauern erschoss. Entferntes, vereinzeltes Gelächter.

Marian ignorierte es. Sie atmete tief ein, um ihr pochendes Herz zu beruhigen. Die Zeit floss für sie langsamer, als sie den Arm anwinkelte und die Sehne zurückzog. Der Pfeil lag vor ihr wie ein vertrauter Freund, ein heimlicher Vertrauter in vielen Tag und Nächten, in denen sie sich einsam gefühlt hatte. Sie war umgeben von vielen Menschen - und trotzdem allein. Weil sie reiten, den einfachen Leuten helfen und ja - Bogenschießen wollte. Sie fragte sich, welchen Weg sie gehen sollte.

Der Pfeil zischte davon und traf genau ins Schwarze. Münder klappten auf, Unglaube mischte sich zu Empörung. Marians Lippen zogen sich höher. Sollten manche sich empören. Aber diese kleine Saat würde sicher den ein oder anderen erreichen, der MEHR sein wollten. Ausbrechen aus den Schranken, in denen sie sich einfach nur bewegten, weil es alle anderen vorlebten. Sollten sie sehen, dass eine Lady gegen die goldenen Käfiggitter schlagen konnte.

„Ihr gestattet Eurer Tochter solche... Dinge?", raunte ein Adliger mit nasaler Stimme von rechts und der Earl verzog die Lippen kaum merklich. „Ihr solltet Sie unter Kontrolle bekommen. Das ist nicht angemessen."

„Wusstet Ihr davon?", raunte eine schockierte Frau.

Der Sheriff warf dem Earl scharfe Blicke zu und jener strich sich mit der Hand über den Mund - jedoch nur, um den Anflug eines Schmunzelns zu verbergen.

Marian wandte sich um und reichte den Bogen zurück. „Derjenige, der meinem Pfeil am nächsten kommt, soll der Sieger sein!", verkündete sie laut und warf den Teilnehmern ein Lächeln zu. Dann trat sie an jeden Einzelnen heran und reichte jedem von ihnen einen einzigen Pfeil. Keine drei Schuss. Nur ein Versuch für jeden. Bei letzten Kontrahenten verweilte sie einen winzigen Moment länger.

„Du solltest Dein Ziel im Auge behalten", riet sie dem Mann, dessen Augen unter der Hutkrempe mit einer ihr zu viel vertrauten, schelmischen und frechen Weise hervorblitzten.

Robins Lippen formten ein fuchsiges Grinsen, als sein Blick sich von den blauen Augen löste, die ihn mit kleinen Blitzen straften. Er folgte den roten Locken und kletterte einmal an der schlanken Gestalt herunter und wieder hinauf. Es war auf eine so offensichtliche Art und Weise dreist, dass es Marian kribbelnde Röte in die Wangen steigen ließ. Sie wollte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpassen - obwohl sie sich gleichzeitig heimlich freute.

„Ich habe mein Ziel stets im Blick, Mylady", antwortete der verkleidete Dieb und seine Augen blieben an der Kette um ihren Hals hängen, nur um dann wieder ihren Blick zu suchen. Ihre Blicke verfingen sich für kurze, aber bedeutsame Sekunden aneinander, ehe er fortfuhr: „Auch wenn es manchmal nicht den Eindruck erwecken mag."

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Die Königin von Pfeil & BogenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt