Kapitel 2

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Sie saß nun schon eine gefühlte Ewigkeit in ihrer Zelle. Was Luzifer so liebevoll als Zimmer bezeichnet hatte, stellte sich als Gitterkammer mit einem einzigen Bett heraus. Diese Tatsache heizte ihre Wut auf den Teufel nur noch mehr an. Der konnte was erleben, wenn er sie besuchen würde.
Abermals seufzte sie und ließ sich auf das Bett fallen. Ihre Jacke, die sie sich zuvor ausgezogen hatte, da ihr nun ziemlich warm geworden war, raschelte bei der Bewegung. Sie starrte nach oben an die Decke und konnte erkennen, dass diese aus Glas bestand. Über ihr war ein Teil eines Gemäldes zu sehen, das die Verbannung Luzifers aus dem Himmel zeigte.

Ihre Neugier war geweckt und so setzte sie sich auf, um mehr sehen zu können.

In der einen Passage war Luzifer zu sehen, der umringt von leuchtenden Engeln war. Er kniete vor ihnen und flehte sie an, aber sie zeigten nur mit dem Finger auf ihn. Ihr Blick schweifte nach rechts und eine grausame Szene zeigte sich ihr. Die Engel schnitten Luzifer die weißen Flügel ab und man konnte kleine schwarze Flügelspitzen sehen, die aus seinem Rücken wuchsen. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und voller Tränen.

Sie sog scharf die Luft ein. Welch Grausamkeit.

In der letzten Passage, die sie nur halb sehen konnte, sah man, wie Luzifer durch die Wolken fiel. Unter ihm befand sich die Erde, in der ein riesiger Spalt klaffte.

Ähnlich wie der, durch den sie mit Castus und seinem Freund geflogen war. Luzifer selbst hatte den Mund zu einem stillen Schrei geöffnet und streckte die Hände nach dem Himmel aus.

Diese Szenen brachten Liliana zum Nachdenken. Luzifer war der Teufel. Er war böse. Aber er war einmal ein Engel und von der Herrlichkeit Gottes erfüllt. Was war nur geschehen, dass er aus dem Himmel verbannt wurde? Er musste schreckliche Taten vollbracht haben, um Gottes Zorn auf sich zu ziehen.

Sie war versucht zu Castus zu gehen und ihn danach zu fragen, aber er würde ihr eh nicht antworten. Ihre einzige Chance, Antworten zu bekommen, wäre wenn sie Luzifer persönlich fragen würde, aber sie war zu feige, um ihn darauf anzusprechen. Immerhin war er der Teufel und sie war sich mehr als sicher, dass er diese schreckliche Zeit, die über ihr dargestellt war, nie wieder in Erinnerung rufen wollte.
»Castus?«, fragte sie zögernd. »Was ist?«, er klang schon gleich von Anfang an genervt. »Wo ist Luzifer? Darf ich hier auch irgendwann mal raus oder bleibe ich für immer hier drin?« »Das entscheidet der Boss.«

Genervt verdrehte sie die Augen.

»Und wann kommt Luzifer?« »Keine Ahnung.« »Weißt du überhaupt etwas?«, augenrollend warf sie die Hände in die Luft. »Ja. Wenn du mich weiterhin nervst, wirst du mich gar nichts mehr fragen können. Also halt die Klappe!«, knurrte er und starrte sie mit seinen gelben Augen an. Danach drehte er sich wieder um und blieb reglos vor der Tür stehen.

Sie durfte sich also auf unbestimmte Zeit zu Tode langweilen.


»Liliana. Wach auf. Liliana! WACH AUF!«

Sie schreckte hoch und sah sich zuerst verwirrt um.

»W... Wo... Was? Wo bin ich? Was ist los?«, nuschelte sie und wischte sich die Haare aus dem Gesicht. Sie hörte ein Lachen und blickte auf. Luzifer stand vor ihr und bei seinem Anblick kam alles wieder hoch.

Sie stöhnte und ließ sich auf das Bett zurückfallen.

»Was willst du?« »Nicht so unhöflich, meine Liebe.«

Sie sah ihn nur an und wünschte er würde einfach wie durch ein Wunder verschwinden.

»Nun gut.«

Er griff in seine Hosentasche und holte einen Schlüssel raus, mit dem er die Zellentür aufschloss. Sie sprang auf und wollte schon rauslaufen, als er sie noch einmal aufhielt.

Demons & AngelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt