Am folgenden Morgen wurde sie von Castus zum Frühstück abgeholt und von ihm in den Speisesaal geleitet. Dort angekommen setzte sie sich auf ihren Platz und wartete auf Luzifer.
Ihr lief das Wasser im Mund zusammen, angesichts des vielen Essens. Es gab ein typisches englisches Frühstück mit kleinen Würstchen, Ei und Speck. An Brötchen gab es mehr Sorten, als sie zählen konnte und daneben waren noch allerlei Salate gedeckt worden.
Als Luzifer endlich den Speisesaal betrat, runzelte Liliana ihre Stirn. Der Teufel sah besorgt aus.
Er setzte sich neben sie und bedeutete ihr stumm, dass sie beginnen konnte. Sie schüttelte ihre Gedanken ab und griff beherzt zu. Sie hatte seit gestern früh nichts mehr gegessen, da Luzifer ja meinte ihr ihr Abendessen verbieten zu müssen.
Wie auf Kommando grummelte ihr Bauch laut und peinlich berührt legte sie die Hand darauf. Luzifer quittierte dies mit einer hochgezogenen Augenbraue.
„Das Fasten gestern Abend hat deinem Bauch wohl nicht so gefallen", er sah sie kurz an, ehe er nach einem Brötchen griff. Lilianas Wangen glühten und sie ließ den Blick sinken.
Peinlich berührt begann sie sich ihr Essen zu richten.
„Hör auf damit!" Erschrocken ließ sie ihre Gabel zurück auf den Tisch fallen. „Womit denn?" „Mit diesem Gefühl. Du bist beschämt. Das kann ich nicht ausstehen", energisch schnitt der Teufel sein Brötchen entzwei. „Ich verstehe nicht...Woher...?" „Ich kann fühlen, was du fühlst." „Heißt das du bist ein Empath?" „So kann man es ausdrücken." „Oh!", überrascht zog sie die Augenbrauen nach oben.
Stumm widmete Liliana sich wieder ihrem Essen.
Sie fühlte sich nun noch unwohler in der Gegenwart des Teufels, als ohnehin schon. Was wäre wenn sie etwas fühlte, das ihm nicht gefallen würde? Würde er sie nur deswegen bestrafen?
Mit einem schnellen Blick bemerkte sie, dass Luzifer sich ganz seinem Essen widmete und entspannte sich sogleich.
„Bist du etwa stumm geworden?", fragte Luzifer. Sie starrte ihn einige Sekunden an, in denen sie zu überlegen schien. „Nein. Ganz und gar nicht. Aber ich wollte mir erst einmal meinen Bauch vollschlagen, ehe ich mich wieder gegen dich auflehne. Dann kannst du mir immerhin das Essen nicht verbieten", provozierend sah sie ihn an. „Der Ausschluss vom Essen ist nicht die einzige Bestrafung, die ich auf Lager habe. Versprochen." „Schön für dich", sie lächelte ihn zuckersüß an.
Sein Mund verzog sich angesichts ihrer Antwort zu einem breiten, atemberaubenden Grinsen. Vielleicht lag es auch daran, dass er ihre Wut spüren konnte. Wer wusste das schon.
Hätte sie nicht gewusst, dass sie gerade dem Teufel gegenübersaß, hätte ihr Herz vermutlich einen Sprung gemacht. Sein Lächeln war einfach viel zu hinreißend für den Teufel.
Stumm setzten sie ihr Frühstück fort. Als sie dies endlich beendet hatten, geleitete Luzifer sie noch zu ihrer Zelle, in die er sie wieder einschloss. Castus stand rechts neben ihr an der Wand und hatte anscheinend nun die Aufgabe, sie zu bewachen. Wie eine Säule hatte er seinen Posten bezogen und hätte sie nicht gewusst, dass er echt war, hätte sie ihn womöglich für eine sehr lebendige Statue gehalten.
„Soll ich nun für immer in dieser Zelle bleiben?", rief sie Luzifer noch hinterher, ehe er um die nächste Ecke verschwinden konnte. Dieser blieb abrupt stehen und drehte sich langsam zu ihr um. „Nein. Ich sagte dir doch, dass sich dein Aufenthalt hier bessern könnte. Du musst nur artig sein und auf das hören, was man dir sagt", er sprach mit ihr, als wäre sie irgendein Tier, das man nur gut genug bestechen musste, damit es das tat, was von ihm verlangt wurde. „Träum weiter. Ich lasse mir von dir niemals etwas sagen", sie verschränkte die Arme, was ihre Aussage noch unterstreichen sollte. Allerdings schien ihn das wenig zu beeindrucken. „Meinetwegen. Dann versauere hier unten", achselzuckend wollte er sich schon von ihr abwenden. „Du bist ein mieses Arschloch. Ich hoffe du weißt das." „Nein. Ich bin der Teufel. Das ist noch viel schlimmer!" Sie schnaubte verächtlich.
DU LIEST GERADE
Demons & Angels
FantasyLiliana war nie etwas besonderes gewesen. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich durchkämpfen müssen. Doch plötzlich wird sie in eine Welt entführt, die so voller Gefahren, aber auch Liebe ist. Sie muss sich schlussendlich entscheiden, ob sie bleiben...