Eine unvergessliche Nacht

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Willkommen zu meiner ersten Geschichte.

❕Vor ab möchte ich nur kurz sagen, dass hier einige Beschreibungen von sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung enthalten sind. Also wenn ihr bei diesem Thema sensibel seid, dann würde ich euch die Geschichte nicht empfehlen.❕

Ansonsten viel Spaß beim Lesen :)

~

Mein Handy leuchtete auf. Amy hatte mir geschrieben.

Beeil dich. Wir sind auf dem Weg.

Ich zog schnell das schwarze Kleid an, was ich mir rausgesucht hatte und wühlte in meinem Schmuckkästchen. Dann trug ich noch Wimperntusche und Lippenstift auf. Wenig später klingelte es an der Tür. Ich nahm meine Sachen und wir machten los.

Zusammen mit meinen Freundinnen kam ich am Kraftwerk Mitte an. Die Musik konnte man schon von weitem hören. Als wir rein gingen, war es rammelvoll. Aber Amy meinte ja, man sollte bei Partys nie zu früh da sein. Es war eine Bombenstimmung. Nachdem wir ein paar Schnäpse an der Bar getrunken hatten, gingen wir auf die Tanzfläche. Plötzlich tanzte mich ein Typ von hinten an. Er tastete sich an meiner Hüfte langsam hoch zu meinen Brüsten. Ich wollte ihn wegstoßen, aber ich hatte nicht genug Kraft. Er packte fester zu und drückte meinen Körper an sich. Dann fuhr er mit der einen Hand unter mein Kleid und mit der anderen hielt er meine Hände fest. Ich wollte meine Freundinnen darauf aufmerksam machen, aber ich konnte sie nicht mehr finden. Ich blickte über die Tanzfläche, Stück für Stück, bis ich sie sehr weit hinten entdeckte. Sie wollten gerade zum Klo. In dem Moment, als ich sie erblickte, merkte ich wie er kurz locker ließ. Das nutzte ich, drehte mich zu ihm um, verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht und drängelte mich durch die Menge davon. Dann ging ich ebenfalls zum Klo. Ich rannte in eine Kabine und brach heulend zusammen.

„Hey Süße, was ist denn los?" fragte mich Amy.

„Und wo bist du überhaupt gewesen? Wir haben schon nach dir gesucht." meinte Livi.

Ehrlich gesagt sah das nicht so aus, als hätten sie mich gesucht, aber das war der falsche Moment für eine Diskussion. Ich erzählte, was passiert war und dass ich keine Lust mehr auf Feiern hatte. Amy umarmte mich und meinte „Okay, dann machen wir uns besser wieder auf den Weg."

„Aber... wir sind doch vorhin erst angekommen."

„Mein Gott, Nora, du siehst doch, dass es ihr nicht gut geht."

Mir rutschte ein leises „Tut mir leid" raus. „Ich wollte euch nicht den Abend verderben."

Amy sagte vorsichtig „Dir muss nichts leid tun, du hast nichts falsch gemacht."

„Genau", entgegnete Livi. „Du kannst nichts dafür, wenn dich so ein widerlicher Typ anfässt. Das ist nicht deine Schuld. Oder Nora?"

„Hmm... ja stimmt." flüsterte sie leise in sich hinein.

„Du solltest den Typen anzeigen." meinte Amy.

„Das kann ich jetzt nicht."

„Aber..."

„Nein! Es geht jetzt nicht. Ich fühle mich nicht in der Lage, das zu tun, okay?" Amy nickte.

Dann machten wir uns auf den Weg nach Hause. Ich merkte, wie ich immer mehr schwankte. Jetzt erst begriff ich, wie viele Schnäpse ich eigentlich getrunken hatte. Amy sagte noch, ich solle es nicht so übertreiben. Naja, zu spät. Aber ich vertrage auch nicht ganz so viel. Wir verabschiedeten uns und Amy begleitete mich noch bis oben zur Wohnungstür. Mein Stiefvater empfing mich und ich umarmte Amy noch kurz, bevor sie sich auf den Weg machte.

Am nächsten Morgen wachte ich mit extremen Kopfschmerzen und Übelkeit auf. Ich hatte vorher noch nie einen Kater. Na gut, ich hatte auch bisher noch nie so viel getrunken. Ich konnte mich aber auch an nix von gestern Abend erinnern. Das letzte, was ich wusste, war, dass Amy mich noch bis zur Tür gebracht hatte. Ich weiß nicht, wie ich ins Bett gekommen bin. Und so sehr ich mich auch daran erinnern wollte, mir fiel es nicht ein.

Ich stützte mich leicht ab, um langsam aufzustehen. Da merkte ich es erst. Blut auf dem Bettlaken. Ich schrie kurz sehr laut, sodass meine Mutter plötzlich in meiner Zimmertür stand.

„Was ist denn los, Kleines?" Dann schaute sie auf das Bettlaken.

„Oh, hast du deine Tage bekommen?" Ich wusste, dass es nicht meine Periode sein konnte. Die war erst seit einer Woche vorbei.

„Ach Ja... Stimmt... Du hast recht." murmelte ich. Überzeugend klang ich nicht gerade, aber es war offenbar genug dafür, dass meine Mutter wieder mein Zimmer verließ.

Ich rappelte mich auf und machte mich erstmal fertig für die Schule. Dort angekommen verlor ich bei meinen Freundinnen kein Wort über das Blut auf meinem Bettlaken heute morgen. In der Pause gingen wir zusammen zu unserem gemeinsamen Lieblingscafé, in dem wir jeden Schultag die Mittagspause verbrachten. Amy fragte mich, wie ich die Nacht überstanden hatte. Ich erzählte ihr nur von meinen Kopfschmerzen und der Übelkeit. Zusammen redeten wir nochmal über die Party. Sie machten sich noch Sorgen um mich, wegen dem Typen, der mich belästigt hatte. Mittlerweile zeigte auch Nora Mitgefühl. Ich versuchte ihnen zu erklären, dass es mir wieder gut ging und es gar nicht so schlimm gewesen war, aber sie glaubten mir nicht. Das zeigte nur wieder, wie gut sie mich doch kannten. Amy fing wieder damit an, dass ich doch eigentlich eine Anzeige aufgeben müsste. Da ich nicht wirklich Lust hatte, weiter über dieses Thema zu reden und ich beim Diskutieren mit Amy sowieso immer verlor, sagte ich nur „Mal sehen." Damit hatten wir dieses Thema zum Glück vorerst beendet.

Nach dem Unterricht sagte ich Amy, dass ich heute mal alleine nach Hause fahren würde, weil uns sonst immer ihr Vater abholte. Überraschenderweise nickte Amy nur und verabschiedete sich mit einer Umarmung, bevor sie in die andere Richtung zu dem Auto ihres Vaters ging. Ich machte mich auf den Weg in Richtung Bushaltestelle.

Es waren zwar nur wenige Minuten, aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis der Bus vor mir anhielt. Im Bus holte ich meine Kopfhörer aus der Tasche und machte ruhige Musik an. Das tat ich immer, wenn ich nachdenken wollte. Es war viel passiert in den letzten 24 Stunden. In meinem Kopf ließ ich alles nochmal Revue passieren, bis ich durch die Ansage meiner Haltestelle aus meinen Gedanken gerissen wurde. Ich packte meine Kopfhörer wieder ein und stieg aus. Als ich zu Hause ankam, ging ich direkt in mein Zimmer und merkte, dass meine Mutter das Bettlaken abgezogen hatte.

„Das muss erstmal gewaschen werden. Mal sehen, ob das wieder rausgeht." hörte ich hinter mir, während ich immer noch auf mein Bett starrte. Dann kam mein Stiefvater dazu. Er schaute mich komisch an. Von unten bis oben. Eine ganze Weile. Bis er sagte „Na Kleines, wie war dein Schultag?"

„Nenn mich nicht so. Das darf nur meine Mutter." entgegnete ich. Dann schloss ich meine Zimmertür und warf mich aufs Bett. Wenig später öffnete sich wieder die Tür.

„Was willst du hier?" murmelte ich genervt.

„Was hab ich dir denn getan? Ich wollte dir nur die Wäsche bringen." Erst jetzt drehte ich mich um und merkte, dass meine Mutter im Türrahmen stand.

„Entschuldige, ich dachte nur du wärst-" Ich sprach nicht zu Ende. Als meine Mutter die Tür geschlossen hatte, legte ich mich wieder hin. Ich war müde vom Tag und meine Augenlider wurden immer schwerer. Kurz dachte ich noch an den gestrigen Abend. Dann schlief ich ein.

Ein abscheuliches Geheimnis Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt