32 - Drama zwischen Pommes und Kraftriegel

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Wie jeden Mittag betrat Alice Weidel, gefolgt von Beatrix von Storch die Cafeteria. Seit Beatrix' kleiner Aktion mit Brandner folgte sie Alice überall hin und las ihr mit möglichst unterwürfigem Gesichtsausdruck jeden Wunsch von den Augen ab. Manchmal - gerade wenn Alice sich heimlich mit Sahra treffen wollte - war das ganz schön nervig. 

Sahra Wagenknecht saß bereits an einem der hinteren Tische, gemeinsam mit Katja Kipping, die leise auf sie einredete. Weidel warf einen düsteren Blick in ihre Richtung. Worum es da wohl schon wieder ging? 

Die beiden AfDler nahmen an einem leeren Tisch neben Teuteberg, Beer und Suding Platz. Auch Doro Bär saß bei den Liberalen und noch einen Tisch weiter, hatten Baerbock, Lindner und Habeck die Köpfe zusammengesteckt. Alice ignorierte sie alle ebenso wie sie Alice ignorierten. 

„Nur noch so Ausländerfraß", murrte Beatrix und stocherte in ihrem Reis herum. „Die sollen mal was anständiges, deutsches anbieten. Currywurst zum Beispiel oder Döner." Alice sagte darauf nichts. Sie selbst aß keinen Döner mehr, seit kurz vor Ende ihres Studiums ihre Lieblingsbude zugemacht hatte und ob Beatrix wusste, dass Curry nur in äußerst seltenen Fällen in Deutschland gewonnen werden konnte bezweifelte sie stark. Andererseits hatte sie auch kein Bedürfnis die andere Frau aufzuklären. Jedes Land, in dem man natürlicherweise Curry vorfinden konnte, hätte nach Beatrix Meinung vermutlich kolonialisiert werden müssen. 

Am Nebentisch warf Linda Teuteberg einen abschätzigen Blick zu von Storch und schüttelte den Kopf. Dieser entging das nicht. Grinsend beugte sie sich ein Stück hinüber und rief: „Hey Teuteberg können Sie das überhaupt schlucken? In der DDR gabs doch nur Wasser ohne Brot. Oder schlucken sie allgemein nur das, was Lindner Ihnen hinhält?" Von Storch lachte schallend. 

Alice war diese Art Humor mittlerweile gewohnt. Gespannt beobachtete sie die Reaktion am Nebentisch. Linda sagte gar nichts, doch Katja Sudings Hände begannen bereits zu zittern. Mein Gott, die Alte regte sich aber wirklich immer auf, wenn man Teuteberg zu nahe trat. 

„Was ist mit mir?", fragte Lindner einen Tisch weiter und reckte den Kopf. Auch Habeck und Baerbock sahen neugierig auf. „Ach ich sinniere nur ein bisschen über die Aufstiegskriterien in der FDP", antwortete Beatrix unschuldig. 

„Zumindest ist es kein Aufstiegskriterium eine massive Pferdefresse zu haben", zischte Katja Suding mit bebender Stimme. Linda legte seufzend ihren Löffel nieder und Nicola sah Katja unsicher an, offensichtlich bereit sich zwischen sie und Beatrix zu werfen. „Sie halten hier mal schön die Klappe", ätzte Beatrix zurück. „Ich bin wenigstens nicht so eine wie Sie. Weiß doch mittlerweile jeder, dass Sie ein Homo schlimmster Sorte sind." 

Unbeeindruckt hob Katja eine Augenbraue. „Dafür, dass das so furchtbar ist hängen Sie aber ganz schön viel mit Weidel herum. Sicher, dass Sie nicht einfach nur verwirrt sind? Vielleicht sehnen Sie sich ja auch nach der weichen, warmen Brust einer Frau." Lindner nickte zustimmend. „Aber wer nicht?"

Von Storch war knallrot angelaufen. „Glauben Sie ja nicht, dass ich sowas ekelhaftes jemals tun würde! Ich bin Christin!" Nun regte sich auch Doro: „Etz lassen Sie mal den Herrgott da raus!" Beatrix erhob sich. „Das ist wieder typisch CSU! Das C steht heutzutage auch nur noch für Ketzerei!"

„Das schreibt man mit K. Aber mit Bildung war es in ihrem reaktionären, homophoben Laden ja noch nie weit her", ertönte Kippings Stimme, die mit einem leeren Tablett gerade am Tisch der AfD vorbeiging. „Die AfD ist nicht homophob!", polterte jetzt Alice und sah für eine Sekunde zu Sahra, die hinter Kipping stand. Allgemeines Gelächter erhob sich. 

"Ach kommen Sie schon Weidel, wie oft haben Sie sich einen dummen Spruch anhören müssen?", fragte Habeck. Alice knirschte mit den Zähnen. Tatsächlich hatte man ihr gegenüber schon lange nichts negatives über ihre Lebensweise geäußert. Nachdem sie deswegen einmal ausgerastet war, hüteten die meisten ihrer Parteikollegen ihre Zunge. Zumindest, wenn sie in Hörweite war. 

Aus unserer Mitte - ein BundestagskrimiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt