Wie alles begann...

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Ich kann mich noch ganz genau an den Tag erinnern, an den sich mein Leben komplett verändert hat.

Es war ein ungewöhnlich heißer Tag für Ende September und es war Sonnabend, also keine Schule. Eigentlich schlafe ich an solchen Tagen meist bis in den Nachmittag hinein, doch an diesen Tag bin ich ziemlich früh aufgewacht.

Ich überlegte, was ich mit den Tag so anfangen sollte. Vielleicht mal wieder eine Party? Mein Vater war sowieso nicht da, denn er war wieder mal auf Reisen. Er ist Manager eines großen Unternehmens. Zeit hatte er noch nie für mich. Klar wir telefonieren hin und wieder miteinander, aber sonst war ich immer allein. Das hat natürlich viele Vorteile, z. B. waren meine Partys in unseren Viertel berüchtigt. Auf diesen habe ich viele Leute kennengelernt, leider die Falschen. Ich verbrachte immer mehr Zeit mit ihnen. Ich kann mich noch ganz genau an Rodrick erinnern. Ein großer und breiter Junge mit einer sehr schlechten Auffassungsgabe. Aber er war sehr schnell auf die Palme zu bringen und wenn er ausrastete, konnte er ziemlich ungemütlich werden. Trotzdem haben wir uns wirklich gut verstanden.

Doch eines Tages nahm er mich mit in ein Spielcasino. Zuerst stand ich der Sachse mehr als skeptisch gegenüber. Dennoch ließ ich mich von ihn überreden, die Spielhalle zu betreten. Unser Weg führte uns in einen düsteren Raum. In diesen saßen an mehreren Tischen meist elegant gekleidete Herren. Rodrick steuerte zielstrebig einen der Tische an. Anscheinend schienen ihn die Leute gut zu kennen, denn sie begrüßten ihn freundlich. Wir setzen uns hin und der Croupier- für alle die nicht wissen wer das ist, ein Croupier ist nichts anderes als der Kartengeber- gab die Karten aus. Wir spielten Black Jack. Ziel des Spiels ist es eine näher an der Zahl 21 liegende Punktzahl zu erreichen als der Croupier. Nach einer Weile fing das wirklich an, Spaß zu machen. Ich fand immer mehr Gefallen an dem Spiel. So zockten wir fast die ganze Nacht durch.

Ich verbrachte von da an sehr viel Zeit im Casino. Am Anfang hauste ich ab und zu Gewinne ein, manchmal auch größere Summen. Doch dann begann eine nicht enden wollende Pechsträhne, die mich bis heute verfolgt. Ich verlor immer mehr Geld. Als ich praktisch pleite war, fing ich an, mir von meinen Vater welches zu nehmen. Ich wollte es mir wirklich nur Leihen. Doch irgendwann reichte auch die Kohle nicht mehr aus. So lieh ich mir etwas von zwielichtigen Typen, wie sich rausstellte von Mafiosies. Als ich nicht zahlen konnte, drohten sie mir. Ich war verzweifelt und wusste einfach nicht mehr ein und aus.
Ich war verloren.

Nach dem ich also an diesen Tag, der mein Leben verändern sollte, aufwachte, klingelte es plötzlich an der Tür. Ich fragte mich wer das wohl sein. Mein Vater bestimmt nicht. Der wollte er in zwei Monaten wieder vorbeischauen. Eigentlich war ich zu faul zum Aufstehen. Es klingelte abermals. Ich entschloss mich doch aufzustehen und die Tür öffnen zu gehen.

Als ich sie öffnete, traf mich der Schlag. Vor mir standen zwei grimmig, nein eher Furcht eregende, Typen mit Baseballschlägern in der Hand. Mir lief der Schweiß eiskalt den Rücken hinunter. Ich war wie gelähmt und konnte mich nicht rühren. Die Männer schubsten mich ins Haus hinein. Der eine blehrte mich an. Ich solle ihm gefälligst die Kohle geben. Da fiel es mir wieder ein, die Frist war abgelaufen und das das die Geldeintreiber sein müssen! Bevor ich irgendetwas sagen konnte, wurde ich zu Boden gerissen.

Die Geschehnisse der nächsten Minuten möchte ich euch gern ersparen. Nur so viel: Danach tat mir alles weh und war vollkommen mit Blut beschmiert. Ich saß auf den Boden und wusste einfach nicht was ich machen sollte. Wer sollte mir helfen? Mein Vater ganz sicher nicht. Und wirklich gute Freunde hatte ich nicht. Ich hatte entsetzliche Panik!

Schließlich redete ich mir ein, dass der einzige Weg, die Flucht sei. Ich begann willkürlich irgendwelche Sachen in meinen Rucksack reinzustopfen. Ich wusste ja nicht, was ich brauchen werde. Zuletzt ging ich in das Arbeitszimmer meines Vaters, öffnete eine Schublade am Schreibtisch und nahm mir das Geld, welches sich darin befindet. Ich haßte es, meinen Vater zu beklauen. Aber ich sah einfach keinen anderen Ausweg!

Ich verließ das Haus, zum letzten Mal in meinen Leben und ging zur Bushaltestelle. Dort stand gerade ein Bus. Ich stieg ein, ohne überhaupt zu wissen wohin die Reise geht. Ich kaufte mir ein Ticket beim Fahrer und setzte mich ganz hinten hin. Und dann fuhr auch schon der Bus los. Ein letztes Mal blickte ich zurück auf unser Haus. Ich wusste, das ist der Start in ein vollkommen neues Leben.

Die Flucht des Harry Saravakos durch EuropaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt