Wien

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Es dämmerte schon als der Zug endlich sein Ziel erreichte. Mittlerweile hatte ich herausgefunden, dass die nächste Station meiner Riese Wien sein wird. Als kleiner Junge war ich schon mal mit meinem Vater dort. Allerdings kann ich mich daran kaum erinnern. Doch eines habe ich nicht vergessen. Wir waren in diesen kleinen Laden und haben Mozartkugeln gekauft. Mein Vater liebt diese Dinger über alles.

Als ich am nächsten Morgen durch die Straßen lief, fühlte ich mich so fremd. Ich kannte hier niemanden. Ein Gefühl der Einsamkeit beschlich mich. Doch auf einmal entdeckte ich diesen Laden, den aus meinen Kindheitserinnerungen. Er hatte sich wirklich nicht verändert. Alles war noch so wie in meinen Gedanken. Ich öffnete die Ladentür. Mir stockte der Atem. Vor mir stand das heißeste Mädchen, was ich je gesehen hatte. Sie hatte ihr wunderschönes blondes Haar zu einen Pferdeschwanz zusammengebunden. Und sie hatte dieses süße Lächeln aufgesetzt. Doch das allerschönste an ihr waren ihre blauen Augen. Sie waren so perfekt.
Sie grüßte mich. Doch ich war noch so von ihren Anblick verzaubert, dass ich kein einziges Wort herausbrachte. Ich hätte sie stundenlang ansehen können. Sie fragte mich, was ich denn kaufen möchte. Wieder wusste ich keine Antwort und zeigte stattdessen mit zittrigen Händen auf die Mozartkugeln. Sie packte sie in eine Schachtel ein. Ich schaute ihr verträumt dabei zu. Immernoch sprachlos zog ich einen Schein aus meiner Tasche und gab sie ihr.

Als ich den Laden verließ, wusste ich das ich es versaut hatte. Sie würde mich nie wieder sehen wollen. Was bin ich auch für ein Versager!

Doch wie der Zufall so wollte traf ich sie einigen Tage später auf den Stephansplatz wieder. Heute hatte sie ein himmelblaues Kleid, welches ihren wunderbaren Körper noch besser betonte. Außerdem trug sie diesmal ihre Haare offen. Sie sah aus wie ein Engel, den Gott zu Erde geschickt hat um die Menschen zu verzaubern. Da mein Vorrat an Essen sowieso aufgebraucht war, ging ich auf sie zu. Diesmal wollte ich alles richtig machen. Doch als sie mich ansprach, war ich wieder stumm wie ein Fisch. Doch nur kurz. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und antwortete ihr tatsächlich. Wir unterhielten uns eine ganze Weile. Am Ende konnte ich sogar ein Date für heute Abend klar machen.

So stand ich pünktlich um 20 Uhr vor einen schmucken Haus etwas abseits vom Zentrum Wiens. Ich hatte mir extra einen Anzug gekauft. Auch wenn ich mich darin nicht ganz wohlfühlte. Mir fiel ein das ich gar nicht wusste wohin wir gehen sollte. Ich kannte mich ja nicht ganz so gut aus.

Mit einer viertel Stunde Verspätung verließ sie das Haus und kam auf mich zu. Sie sah einfach umwerfend. Sie hatte sich wohl extra für diesen Abend ein neues Kleid gekauft. So selbstbewusst wie irgendwie möglich sagte ich: "Guten Abend...". Mir fiel ein das ich ihren Namen noch nicht kannte. Sie schien zu ahnen, was ich gerade dachte. "Ach. Sorry. Ich habe mich ja noch gar nicht richtig vorgestellt. Ich heiße Linda. " Ein schöner Name. "Hey. Ich bin Harald Alexis Saravakos. Aber bitte nenn mich einfach nur Harry." "Das ist aber ein nun ja etwas seltsamer Name. Du musst mir unbedingt erzählen wie du zu diesen Namen gekommen bist." Ich sicherte es ihr zu. Fragte aber gleichzeitig ob wir nicht losgehen wollen.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen hackte sich Linda bei mir ein und zog mit mit. Wo wir hingingen, wollte sie mir allerdings nicht verraten. Nach einer ganzen Weile erreichten wir eine Bar. Sie grüßte den Barkeeper und zog mich zu einen Tisch. Wir setzen uns. Wir unterhielten uns. Dabei kamen sich unsere Köpfe immer näher. Ich konnte ihr Parfum riechen. Es roch so umwerfend. Sie war umwerfend. Unbewusst starte ich sie minutenlang an. Ich könnte ihr den ganzen Tag zuhören. Auf ein mal stoppte sie und schaute mich fragend an. Ich wurde rot und schaute zu Boden. Doch sie lachte nur. Ihre Lippen kamen meinen immer näher und wir küssten uns. Erst ganz sanft und dann immer leidenschaftlicher und fordernder. Plötzlich brach sie abrupt ab. Ich sah sie mit einer Mischung aus Angst, Schreck und Hilflosigkeit an. Doch sie flüsterte mir in Ohr: "Wollen wir nicht nach Hause gehen. Ich möchte schlafen." Schon wie sie es sagte, ließ darauf schließen das sie mehr wollte. Ich auch. Mein Mund und auch mein restlicher Körper brannte vor Verlangen. Ich wollte sie.

Der Weg zu ihr nach Hause kam mir endlos vor. Doch dann erkannte ich es. Die letzten Meter rannten wir nur noch. Wir wollten so schnell wie möglich ins Bett. Kaum waren wir im Flur angekommen, presste ich sie gegen die Wand und küsste sie. Schnell entledigen wir uns unserer Kleidung und fanden uns in ihren Bett wieder. Das war der Beginn der wohl heißesten Nacht in meinen Leben.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte musste ich mich erst einmal vergewissern das ich das alles nicht nur geträumt hatte. Doch als ich mich umdrehte sah ich sie neben mir liegen. Sogar im Schlaf war sie so süß. Ich beugte mich über ihr Gesicht und gab ihr einen Guten-Morgen-Kuss. Sie blinzelte. "Sorry. Ich wollte dich nicht wecken. Aber ich konnte dir einfach nicht widerstehen." Sie lächelte nur und fragte: "Frühstück?" Ich nickte. Sie stand auf und kam schließlich mit einen Tablett wieder. Auf diesen lagen Haufen Mozartkugeln. Ich musste lachen.

Wir saßen auf ihren Bett und unterhielten uns über alles mögliche während wir genüsslich die Mozartkugeln verspeisten. Ich hätte so gern die Zeit angehalten. Plötzlich stand sie auf und fragte mich ob ich denn nicht mit ihr auf Arbeit kommen wollte. Ich stimmte zu. Schließlich konnte ich sie dann die ganze Zeit ansehen. In diesen Moment dachte ich das ich nie wieder ohne sie sein könnte. Ich packte sie am Handgelenk und zog sie zu mir. "Ich muss dir etwas sagen. Ich... ich liebe dich." Sie kam wieder ganz nah an mein Ohr und hauchte ein "Ich dich auch.".

Während sie ihre Mozartkugeln im Laden verkaufte, saß ich auf der Theke und beobachtete sie. Wenn gerade kein Betrieb war, kam sie zu mir und wir küssten uns. Es war einfach so wunderschön. Ich konnte mir kein Leben ohne sie vorstellen. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht hörte wie sie mich ansprach. Erst als sie leicht an meinen Schultern rüttelte reagierte ich uns wurde rot. Sie sagte: "Schatz..." - Hat sie mich gerade Schatz genannt. Ich wurde noch roter, wenn das überhaupt ging. Mir gefiel es. Doch sie sprach schon weiter. "Könntest du noch was einkaufen gehen? Ich komme hier nicht weg und schließlich wollen wir uns doch einen schönen Abend machen." Wow. Ich konnte es nicht glauben. Wenn mir vor einigen Tagen noch jemand gesagt hätte das ich in Wien die Frau meines Lebens treffen würde, hätte ich diese für verrückt erklärt. Sie drückte mir einen Einkaufszettel in die Hand und erklärte mir noch kurz den Weg.

Ich verließ den Laden und machte mich auf zum Einkaufszentrum. Doch auf einmal sah ich ihn. Diesen Mann. Dieser, der vor Tagen bei mir zu Hause war und mich niedergeschlagen hatte, als ich nicht zahlen konnte. Warum musste mich ausgerechnet jetzt meine Vergangenheit einholen. Jetzt wo ich meine Traumfrau kennengelernt hatte. Ich erstarrte vor Angst. Was sollte ich um Himmels Willen machen? Wenn er mich sieht bin ich dran. Warum musste ich auch anfangen mit Spielen? Es hat mir mein Leben geraubt. Ich entschied mich erst einmal zu fliehen bevor er mich noch entdeckte. Doch zu spät. Er sah mir genau in die Augen. Ich rannte. Ich wollte einfach nur weg. Es begann eine hochgefährliche Verfolgungsjagd durch die Straßen von Wien. Ich schaute mich nicht um, sondern folgte mein Gefühl. Ich erreichte schließlich eine Bushaltestelle. Zum Glück stand dort sogar ein Bus. Ein Fernreisebus- keine Ahnung warum ich mir das gemerkt habe. Ich stieg ein. Natürlich nicht ohne beim Fahrer ein Ticket zu kaufen. Die Türen schloßen sich. Doch auf einmal sah ich meinen Verfolger. Schon wieder hatte ich Glück und der Bus fuhr los. Ich war ihn entkommen. Aber warum grinste er mich so gehäßig an? Ich bin ihn doch entkommen. Oder?

Dann fiel mir Linda ein. Ich hatte sie einfach zurückgelassen. Aber wenn der Typ ihr etwas angetan hätte, nur um von mir das Geld zu erpressen. Das wollte ich mir gar nicht vorstellen! Mein Verstand entschied, dass es der beste uns sicherste Weg für war. Jetzt war sie schließlich in Sicherheit. Doch mein Herz sagte etwas anderes.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 06, 2015 ⏰

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Die Flucht des Harry Saravakos durch EuropaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt