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Manchmal, da wünsche ich mir, mich endlich selbst zu finden. Nicht zu wissen, wer man ist, was man ist, ist unerträglich, es fühlt sich so leer an.

Vielleicht ist die Lösung, nicht mehr zu denken. Das scheinen die Anderen doch auch nicht zu tun, und sie alle scheinen glücklicher als ich. Aber wer weiß, vielleicht tuen sie auch nur so. Und nicht denken; das kann ich sowieso nicht.

Ich kann meine Gedanken auch nicht in sinnlosen Tätigkeiten ertränken, oder nur zu einem gewissen Grad. Irgendwann drängen sie sich auf und alles scheint zu laut, zu intensiv, und ich weiß nur, dass ich weg von diesen ganzen Menschen muss, weil sie mich erdrücken. Auch, wenn ich sie alle mag, auch, wenn es meine Freunde sind. Plötzlich scheinen ihre Berührungen zu brennen und zu ziehen und zu kribbeln und am liebsten würde ich laut schreien und um mich schlagen, denn was gibt ihnen schon das Recht, mich zu berühren? Wo ich doch nur allein mit meinen Gedanken sein will, die mich wiederum ertränken, wenn ich es bin?

Vielleicht ist es einfach Gewöhnungssache. Vielleicht hatte ich einfach noch nicht genug Zeit, mich daran zu gewöhnen, ich bin ja noch ziemlich jung. Aber das bringt mich wieder zu dem gleichen Punkt: Ich werde immer so tun, als würde ich das alles nicht empfinden. Einmal, einmal habe ich es gesagt, und ich habe geweint als ich gesagt habe, dass sie mich nicht anfassen soll, und sie war verletzt und ich hasse es anderen wehzutun und ich hasse es zu weinen. Nie wieder.

Sie schien es nicht zu verstehen, andere werden es auch nicht verstehen. Ich verstehe es ja nicht einmal selbst. Aber ich will es doch, ich will mich selbst verstehen, ich will mich selbst finden. Dann wäre alles besser, dann könnte ich mich selbst auch viel besser annehmen, besser akzeptieren.

Oder geht es darum, zu akzeptieren, dass ich nie wissen werde, wer ich bin? Was ich bin?

04.06.15

FragmenteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt