Grindeldore FF

Realität

Als wir fünf Minuten später wieder aus dem Bad treten bleibe ich ein bisschen verloren mitten im Raum stehen. Ich warte immernoch darauf, dass Gellert mir von seiner Vision erzählt. Gellert jedoch geht ans Fenster und blickt gedankenverloren auf die schon verschneiten Berggipfel. Es ist ein wirklich malerischer Anblick an dem ich mich wahrscheinlich nie sattsehen werde, aber im Moment kann ich den Anblick einfach nicht genießen. Dafür sind die Neugier und die Sorge gerade einfach zu groß. Nach einigen, scheinbar endlos dauernden Sekunden beginnt Gellert, immernoch aus dem Fenster blickend zu sprechen. „Das Ministerium wird Katherina und Lina angreifen. Wahrscheinlich haben die irgendwie herausgefunden wer Katherina ist und wollen sie als Druckmittel benutzen. Sie werden auf dem Rückweg von ihrem Treffen mit ihren Freunden sein wenn es passiert. Katherina kann sich wehren aber Lina wird gefangengenommen." Ich brauche einige Augenblicke um diese Nachricht zu verarbeiten. Das Zaubereiministerium wird ein unschuldiges Mädchen verhaften um durch sie an Gellert heranzukommen. Und ich will nicht wissen was sie noch mit ihr machen werden wenn Gellert sich ihnen nicht ausliefern sollte. Und davon gehe ich nicht aus. „Weißt du wann es passieren wird? Dann können wir es vielleicht noch verhindern.", sage ich voller Optimismus, aber Gellert schüttelt den Kopf. „Erstens sollte man nie versuchen eine Vision ungeschehen zu machen. Das funktioniert nicht. Sonst wären diese Visionen ja keine Zukunftsvorhersagen wenn es am Ende gar nicht passiert. Meistens macht man es sogar noch schlimmer. Und zweitens glaube ich, dass es bereits in den nächsten Minuten passieren wird." Gellerts Stimme ist ruhig und er wirkt gefasst, fast entspannt. Ich weiß nur dass es nicht so ist, weil ich ihn kenne. Das ist ein Talent von Gellert das ich schon immer bewundert habe. Natürlich ist es auch anstrengend, weil mein seine Gefühlslage nie einschätzen kann, aber auch schön wenn er mir seine Gefühle dann doch offenbart, so wie gestern Nacht. „Und was willst du jetzt machen? Wir könne Lina schließlich nicht einfach ihrem Schicksal überlassen.", frage ich ein wenig aufgebrachter als ich es beabsichtig hatte. Endlich wendet sich Gellert von dem Fenster ab und heftet seinen Blick in meine Augen. Ich sehe die Sorge um seine Tochter in ihnen. „Wir warten jetzt bis Katherina zurückkommt. Sie soll uns genau erzählen was passiert ist und wie wir Lina am besten helfen können. Bis dahin versuchen wir nicht die Nerven zu verlieren und ruhig zu bleiben." Betreten nicke ich. Ich weiß dass er recht hat, aber es fühlt sich dennoch falsch an einfach zu warten und nichts tun zu können. „Ich werde Vinda Bescheid sagen. Sie kann uns helfen, sie ist eine talentierte Hexe und eine wirklich gute Freundin. Die anderen möchte ich vorerst da nicht mit hineinziehen. Die sollen ihre Arbeit machen.", erklärt Gellert. Wieder nicke ich einfach. Vinda ist nicht gerade gut auf mich zu sprechen. Ich glaube sie misstraut mir noch immer. Sie akzeptiert mich, weil sie für Gellert alles tun würde und immer treu hinter seinen Entscheidungen steht aber ich glaube am liebsten würde sie mir einen Fluch auf den Hals hetzen. Als wenn Gellert meine Gedanken gelesen hätte fügt er hinzu: „Du musst nicht mitkommen wenn ich mit Vinda rede. Wir können uns auch später im Konferenzraum treffen wenn Katherina hier ist. Aber sie ist nicht so schlimm wie du denkst. Sie versucht nur mich zu beschützen, dass ist alles." Bei diesen Worten kommt Gellert einen Schritt auf mich zu und legt seine Hand an meine Wange „Sie hat Angst dass ich meine Pläne für dich aufgebe." Für einen kurzen Moment drück Gellert seine Lippen auf meine bevor er auch schon aus dem Zimmer verschwindet. Doch ich kann den Kuss nicht richtig genießen. Seine Worte erinnern mich an die vielen unausgesprochenen Fragen und Probleme die zwischen uns liegen. Doch im Moment kann ich nicht darüber nachdenken. Erstmal müssen wir uns um Lina kümmern. Deshalb setze ich mich ans Fenster um sehen zu können wann Katherina zurückkommt.

Es vergeht eine gute Stunde in der ich einfach nur aus dem Fenster auf die schneebedeckte Landschaft blicke und warte. Meine Gedanken kreisen unentwegt über die Geschehnisse der letzten Stunden und Tage. Plötzlich regt sich etwas. Ich blicke hinunter in den Vorgarten des Schlosses und sehe gerade noch wie Katherina durch das Eingangstor verschwindet. Schnell stehe ich auf und begebe mich in einen der Versammlungsräume in dem Gellert und Vinda bereits auf mich warten. „Ich habe Katherina gerade durch das Tor kommen sehen.", teile ich den beiden mit als diese uns auch schon entdeckt und auf ihren Vater zuläuft. Die beiden so identischen Augenpaare treffen aufeinander und anhand der Blicke die sie sich zuwerfen weiß Katherina sofort, dass Gellert bereits gesehen hat was passiert ist. Gellert breitet vorsichtig seine Arme aus und zieht seine Tochter in eine Umarmung.

POV Katherina:
Ich schlinge meine Arme um Gellert und schluchze auf. Bis jetzt habe ich die Tränen zurückgedrängt weil es nichts bringt zu weinen aber jetzt kann ich nicht mehr verhindern, dass eine einzelne Träne meine Wange hinunterläuft. Seine Arme um meinem Körper geben mir die Sicherheit die mir sagt, dass es ok ist Gefühle zuzulassen und dass ich hier in Sicherheit bin. Dad kann mir helfen Lina zu befreien und wenn ich mir diese Versammlung aus ihm, Dumbledore und Vinda so ansehe hat er bereits mit den beiden gesprochen. „Es ist ok. Wir werden Lina retten, das verspreche ich dir.", flüstert mir mein Vater ins Ohr und ich weiß automatisch dass jetzt alles gut wird. „Vielleicht erzählst du uns einfach nochmal was passiert ist? Dann sollten wir keine Zeit verlieren.", meldet sich jetzt Vinda zu Wort. Langsam löse ich mich aus Gellerts Armen und atme erstmal tief durch bevor ich anfange zu erzählen. Als ich ungefähr bei der Hälfte der Geschichte bin, bekommt Gellert ein Video von Linas Handy zugeschickt. Ich weiß sofort, dass das nichts gutes bedeuten kann. Und meine Annahme bestätig sich als Gellert auf das Video klickt um es abzuspielen.