Mondscheinlichtung

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Kühles silbriges Licht floss vom sternenklaren Herbsthimmel herab auf eine kleine Gruppe von Menschen, die um ein Lagerfeuer saßen. Orange Flammen züngelten empor und goldene Funken stoben in alle Richtungen davon. Das Feuerholz knackte und Knisterte und ein harziger Würziger Duft zog in Wolken über sie dahin. Jeder von ihnen hielt ein Glas Glühwein in der Hand. Eine der Frauen, die jüngste unter ihnen, zitterte leicht und die tief rote Flüssigkeit wogte sacht. Kleine warme Lichter tanzten auf der Oberfläche wie Glühwürmchen. Der Geruch von Nelken, Zitrusfrüchten und starken Rum, den die Gastgeber hinzugefügt hatten, stieg ihr in die Nase. Es war nicht die erste Runde Glühwein und die Stimmung entspannte sich allmählich. Die Männer und Frauen lehnten sich in den bequemen Lehnstühlen, die mit dicken weichen Kissen ausgepolstert waren, zurück. Langsam wandten sich auch die Gespräche gewissen Themen zu, die man im nüchternem Zustand nicht unbedingt so offen besprechen würde.

"Mein Bruder hat eine Affäre mit einer verheirateten Frau", gestand der Gastgeber seinen Gästen. Seine Ehefrau war alles andere als angetan, von der Redseligkeit ihres Mannes. "Das geht doch niemanden etwas an. Also ehrlich mal." Doch die jüngste Frau, die, bis jetzt, abwechselnd ins Feuer oder zum Vollmond hinauf geschaut hatte, horchte plötzlich auf und hob interessiert ihren Blick, gespannt darauf mehr zu erfahren.

Die Gastgeberin war sehr christlich und so ging die junge Frau davon aus, dass die gesammte Familie Gläubig sei. Doch das der Bruder des Gastgebers nicht religiös eingestellt war oder dies zumindest nicht so ernst nahm, erfreute die Frau, denn der Bruder sah nicht gerade schlecht aus.

Er war schon von berufswegen groß und kräftig, denn er war Polizist. Zudem war er ungefähr 15 Jahre älter. . Der Gastgeber bemerkte das entbrannte Interesse, zwinkerte ihr zu und fügte hinzu: "Die ist auch so eine Püppi". Die Frau verzog den Mund und verdrehte die Augen. Sie mochte diesen Ausdruck nicht, dennoch wusste sie, was der Gastgeber damit meinte. Tatsächlich war sie nur einen Meter und fünfzig, sehr zierlich und, vom Sommer, immer noch braun gebrannt. Schon oft wurde ihr unterstellt keine Deutsche zu sein, da sie wirklich immer sehr dunkel wurde.

Ihr Herz machte einen Hüpfer und ein Kribbeln breitete sich in ihrem Schoß aus. Vielleicht würde sie ja doch irgendwann ihre Chance bei ihm bekommen. Sofort schaltete sich ihr Kopfkino ein und sie senkte den Blick ihrer braunen Augen wieder aufs Feuer, wobei ihre halblangen braunen Haare ins Gesicht fielen.

Sie sah sich bereits allein durch einen dicht bewachsenen Wald laufen. Die Birkenstämme leuchteten in der Abendsonne. Über ihr schimmerte der smaragdene Baldachin, die Vögel zwitscherten und vom Moos stieg kühle Feuchtigkeit auf. Ein Bächlein plätscherte munter vor sich hin. Sie genoss die leichte Brise auf ihrer gebräunten Haut und gab sich ganz dem Augenblick hin.

So geschah es, dass sie die Zeit vergaß und nicht auf ihre Schritte achtete. Als sie wieder zu sich kam, hatte sie sich verlaufen. Mittlerweile drang der silbrige Glanz des Mondes durch die Zweige und der Wald um sie her wirkte eigentümlich gespenstig. Verzweifelt schlug sie einen beliebigen Weg ein, nicht ahnend, dass dieser sie nicht an den Rand, sondern nur noch tiefer hinein führen würde. Dann blieb sie erprupt stehen.

Vor ihr, im hellen Mondenschein, lag eine Lichtung. Jene aber, war nicht leer. Unter einer großen alten Buche, hatte jemand eine Decke ausgebreitet und auf ihr lagen zwei Menschen; der eine - eine Frau - war nicht viel größer als sie selbst, sehr schlank, mit langen schwarzen Haaren, die ihr über die helle Haut bis zur Taille fielen. Der zweite war, und sie presste sich bei der Erkenntnis die Hand auf den Mund, um nicht laut aufzukeuchen, besagter Bruder des Gastgebers. Beide waren bereits nackt. Sie lag auf ihm. Seine starken Hände umfassten ihre prallen Pobacken und sie küssten sich leidenschaftlich. Eigentlich müsste sie, anstandshalber, den Rückweg antreten, doch der Anblick der beiden Körper nahm sie gefangen. Sie konnte sich keinen Millimeter bewegen.

kopfkino - Die Macht der Weiblichkeit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt