Epilog

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Neva

Mit dröhnenden Kopf wache ich auf und bewege mich hin und her. Mein Bett scheint sich zu verkleinern und mein Rücken schmerzt. Gähnend strecke ich mich und schließe fest meine Augen, als die Sonne genau auf meinem Gesicht strahlt. Schnell greife ich zu meiner Sonnenbrille und ziehe es mir an ehe ich mich gerade aufsetze und herum schaue. Die Luft wird mir langsam zu knapp weshalb ich das Fenster öffne und mich im Spiegel anschaue. Meine Augenringe werden Tag zu Tag dunkler und man merkt die Müdigkeit in meinen hellen Augen.

Laut seufze ich und steige aus meinen Auto. Seit Monaten lebe ich dadrinnen und habe nicht mehr genug Geld, um mir eine eigene Wohnung zu leisten. Trotz das ich Polizistin bin und normalerweise gut verdiene, kommt über die Hälfte meines Einkommens in unsere Firma und mit dem Rest des Geldes muss ich hier in Spanien auskommen. Seit dem die Firma meines Vaters langsam den Bach heruntergeht, lebe ich in meinem Porsche, den ich selber gekauft hatte. Meine Eltern wissen nichts von meinem Zustand, da ich sie nicht noch mehr belasten möchte. Auch wenn mir das alles langsam auf den Sack geht, muss ich es aushalten, bis die Firma wieder gut läuft.

Ich öffne meine Autotür und begebe mich nach draußen, wo ich mich einmal strecke und meinen Rücken knackse. Meinem Rücken geht es garnicht gut. Mit geöffneten Augen schaue ich herum und mein Blick bleibt bei meinem Vordergrund hängen. Einem See. Die Farbe des Sees raubt mir den Atem, da das normale knallblau nun rot und pink wurde. Harte Wellen treffen den Sand und ich möchte einfach darein springen. Die Sonne wacht langsam auf und die Wolken sind in einem schönen Pink verfärbt. Durch das Ufer und den Bäumen sieht mein Ausblick wunderschön aus. Grinsend gehe ich Richtung Ufer und rufe währenddessen Fluffy. Trotz das Fluffy ein Schäferhund ist und mir 24/7 bei der Mission hilft, hat er einen Herz aus Gold. Er ist so fluffig und deswegen heißt er auch so.

"Fluffy komm," schreie ich laut und direkt springt er aus dem Auto heraus und lauft zu mir. Kurz streichele ich ihn und wir begeben uns zum See. Dort befinden sich Duschkabinen und Toiletten, da immer wieder Menschen auftauchen, die sich im kühlen Wasser ausruhen. Dort angekommen wasche ich meine Hände, Haare und Gesicht und frisch geduscht gehe ich wieder zu meinem Auto. Währenddessen spielt Fluffy mit dem Sand und geht ab und zu ins See hinein. Ich setze mich ins Auto und rufe ihn. Währenddessen ziehe ich meine Arbeitskleidung an ehe wir mit meinem Auto zur Polizeistation -wo ich arbeite- hinfahre.

Nach einer Stunde fahrt, 10 Beleidigungen und 6 mal hupen habe ich meinen Standort erreicht und zusammen mit Fluffy gehen wir hinein. Direkt erkenne ich die bekannten Gesichter und ich schenke jedem ein kleines Lächeln. In der Küche angekommen bereite ich meinen schwarzen Kaffee vor und trinke ein paar Schlücke als auch schon Jack die Küche betritt. "Guten Morgen..." beginnt er und nimmt seinen Naturjoghurt aus dem Kühlschrank und beginnt es zu Löffeln. Automatisch beginne ich meinen Gesicht zu verziehen, da ich solche Menschen nicht verstehe. Wie kann man Naturjoghurt essen, wenn es verschiede Sorten mit vielen Früchten gibt. Mein Lieblings Joghurt ist Erdbeere. Ich liebe Erdbeeren.

"Der Boss ruft dich," durchbricht Jack die Stille und mit einem Nicken und Verabschiedung verschwinde ich aus der Küche und begebe mich zu seinem Büro.

Leise klopfte ich und als ich das Wort »herein« höre gehe ich hinein und lasse mich auf seinem Sessel nieder. Luca und ich verstehen uns wirklich gut, da er zufälligerweise mein Opa ist. Der alte Herr tut seine Dokumente auf seinem Tisch und verschränkt beide Hände vor mir. Er sieht mich mit einer hochgezogenen Braue an und checkt meinen Gesicht ab, als würde er nach Wunden suchen.

"Was gibt es Boss?" beginne ich das Gespräch und tue meine Tasse auf seinem Tisch. Ich greife nach der Schokolade und bevor ich mir eins nehmen kann, zieht er die Schüssel schon weg. Seufzend blicke ich ihn an und deute mit meiner Hand, dass er reden soll. "Ich mache mir Sorgen um dich," beginnt er und trinkt einen Schluss von seinem Wasser. "Du scheinst jeden Tag kaputter zu werden, obwohl kaum was los ist..." redet er weiter und untersucht meine Reaktion. Mein Gesicht bleibt ernst und ich versuche meinen schnellen Herzschlag zu ignorieren. Mit meinen Fingern kratze ich meine Schläfe und wieder erwidere ich den Augenkontakt. "Ich weiß nicht was du meinst Opa, mir geht es gut," behaupte ich und beide von uns wissen, dass es eine Lüge ist. Mir geht es gar nicht gut. Ich versuche das positive zu sehen, etwas zu sehen, was andere nicht sehen und auch wenn dort nichts großes zum Sehen gibt, bin ich der Meinung, dankbar zu sein, was ich besitze. Dazu zählt mein Job, mein Auto und meine Familie. Mein Zustand ist vorübergehend so und wenn Vater eine Lösung gefunden hat, um die Firma wieder Berg ab aufsteigen zu lassen, bekomme ich schon einen Unterkunft. "Hör auf mich ständig an zu lügen Neva! Auch wenn ich ein alter Knacker bin, habe ich noch Augen und sehe, was hier alles abläuft..." schreit mich Opa an und ich zucke leicht zusammen. "Neva ich weiß das du das meiste Geld deines Verdienstes für eure Firma investierst und du dadurch kaum Geld für einen ganzen Monat mehr hast!" schreit er mich an und steht so hastig auf, so dass sein Stuhl nach hinten kippt. Der alte Herr hat für alles einen Zugriff und es war dumm zu denken, dass er es nicht bemerkt könnte. Für ihn bin ich alles, da ich meinen eigenen Weg gehe in Vergleich zu meinen Schwestern. Die beiden sind etwas jünger als ich und arbeiten bei der Firma meines Vaters mit. Ich hingegen wollte es nicht und begann mit meinem Studium als Polizeikommissarin und durch meinem Opa habe ich das alles erreichen können. Deshalb bin ich so sehr in seinem Herz gewachsen und er kann ein Leben ohne mich nicht mehr vorstellen. Ich bin nicht nur seine Enkelin, sondern auch sein Leben. Damals war er so stolz darauf und bis heute hat sich nichts geändert.

Depraved SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt