Scheiße!! Ich bekomme keine Luft!
Schon fast aus Reflex schlage ich um mich und versuche mich zu befreien. Ich schlage gegen eiskalte Wände aus Stahl. Ein heller Lichtstrahl trifft meine Augenlieder und Sauerstoff strömt in meine Lunge. Ich öffne vorsichtig die Augen und kneife sie sofort wieder zu als ich von einer riesigen halogen Lampe geblendet werde. Ich öffne meine Augen noch einmal, diesmal allerdings etwas langsamer. Über mir sah ich das Gesicht einer jungen Frau. In ihren Augen lag eine Gewisse Angst oder Panik, Ihr Mund war einen Spalt breit geöffnet. Sie sah im Generellen etwas geschockt und verängstigt aus. Sie zwang sich mühsam zu einem Lächeln und reicht mir eine Hand. Ich ergreife sie, ohne darüber nachzudenken, allerdings fällt mir im selben Moment auf, dass ich meine Hände und meine restlichen Körperteile wieder ohne Einschränkungen bewegen kann.
Ich schaute mich im Raum um. Es kam mir so seltsam bekannt vor...als hätte ich so etwas schon einmal gesehen. Aber woher nur...? Woher kenne ich solch einen Raum?...
Moment...ist das hier etwa...eine Leichenkühlhalle?!
Dieses laute Piepen...Isabella und Mama...DACHTEN DIE ETWA ICH WÄRE TOT?!
Das musste es sein! Ich erinnerte mich, wo ich so etwas schon einmal gesehen hatte...In einer von diesen Serien, die nachts im Fernsehen liefen. Ich glaube sie hieß 'Tatort.'
Aus dem Augenwinkel sehe ich wie die junge Frau in meine Richtung gelaufen kommt. In der rechten Hand hält sie ein Wasserglas und in der linken hält sie...ist das ein Shirt? Wozu braucht sie das denn? Sie stellt das Glas auf einem der kleinen Tische neben mir ab, von denen es in diese Raum an die sechs Stück gibt. Sie reicht mir eine Hand und hilft mir mich so umzudrehen, dass ich in den Raum schauen kann, ohne meinen Hals zu verrenken. Quasi zeitgleich läuft sie knallrot an. Sie reicht mir das Shirt und dreht den Kopf zur Hälfte weg, so dass sie mich nicht mehr sehen kann. Ich schaue mit einem verwirrten Blick zu ihr und dann zu dem Shirt, naja es ist mehr eines von diesen Krankenhaushemden, die man bekommt, wenn man operiert wird. Wozu brauch ich das...? Es dämmerte mir als ich an besagte Serie dachte. Die Leichen dort waren, ich wage kaum den Gedanken daran zu haben, nackt gewesen. Ich schaue ganz langsam an mir herunter...
Auf meinem Schoß lag tatsächlich nur ein weißes Tuch aus einer Art Leinenstoff. Nun laufe ich ebenfalls rot an und nehme das Hemd schnell entgegen. Als ich es übergezogen hatte reichte sie mir das Glas Wasser, welches immer noch auf dem kleinen Tisch neben uns stand. Ich bemerke jetzt erst, wie trocken mein Hals ist, er gleicht beinahe einer Sahara. Dankbar nehme ich ihr das Glas aus der Hand und trinke es in einem Zug leer.
Sie lächelt zufrieden, dreht sich um und nimmt ein Telefon von der Wand hinter ihr.
Man hatte ihr den Schreck immer noch angesehen, sie hatte zwar versucht es so gut wie möglich zu verstecken, aber das gelang ihr nicht wirklich gut.
Ich kann sie verstehen, keine Frage. Wenn ich mir vorstelle, dass ich ganz normal arbeiten würde, umgeben von toten, und dann plötzlich etwas gegen eine von diesen Boxen hämmert...allein bei der Vorstellung läuft es mir kalt den Rücken runter.
In meinem Kopf wütet ein Tornado aus Gedanken und Fragen. Was ist passiert? Seit wann bin ich hier unten? Wie bin ich hier unten gelandet, in einer Kühlhalle für Leichen?
Meine Retterin schien ein aufregendes Telefonat zu führen, jedenfalls sah es sehr stark danach aus. Sie lief, soweit es das altmodische Schnurtelefon zuließ, im Raum auf und ab. Nach 5 Minuten legte sie schließlich auf und drehte sich wieder zu mir um. Ich sehe, wie ihre Lippen sich bewegen, aber ich höre nur ein dumpfes Rauschen. Ich zeige auf meine Ohren, in der Hoffnung sie versteht, worauf ich hinauswill. Als sie mich nur verwirrt anschaut versuche ich zu sprechen, aber das Einzige, was meinen Hals verlässt war ein leises kaum vernehmbares Krächzen begleitet von einem unfassbaren Schmerz in meiner Kehle.
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Fluch und Segen
Mystery / ThrillerKatharina wacht in einer Leichenkühlhalle auf und kann sich an nichts erinnern. In den folgenden Monaten wünschte sie sich auch es würde so bleiben, denn das was sie nach und nach herausfindet, wird ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen und sie muss...