forget me;

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Einsamkeit.

Dieses Wort beschrieb Yoongis Gefühlswelt wohl am besten. Sein Selbsthass, der ihn innerlich zerfraß, sein Herz zerbrechen ließ und tiefe Trauer auslöste, waren der Grund, warum er hier stand. Auf dem Dach des Dorms, in dem er seit Jahren mit den anderen Membern lebte. Und während Yoongi auf die Stadt hinabsah, wurde ihm bewusst, was er hier tatsächlich vorhatte. 

In seiner Verzweiflung fand er keinen Sinn mehr, an diesem Ort zu bleiben. Der ständige Druck wurde unerträglich, die Last auf seinen Schultern zu schwer und sein Körper voller Narben. Er schien stark, so als ob ihn nichts aus der Ruhe bringen könnte, doch die Menschen täuschten sich. Die Hater hatten Unrecht, die Fans. Sogar die Member, die er über alles liebte. Sie wussten nicht, was er durchmachte, all die Monate.

Wie von selbst fanden seine Hände den Weg zum Eisengitter, das ihn vor dem freien Fall schützte. 𝘕𝘰𝘤𝘩. Seine Augen waren starr auf die Häuser Seouls gerichtet, als er langsam über das Gitter stieg und seine Füße knapp auf die Kante setzte. Während seine Hände immer noch festhielten und es ihm vorkam, als ob sie nicht loslassen wollten, machte er einen winzigen Schritt in Richtung Kante. Eine Gänsehaut zierte Yoongis Rücken, als ein kalter Windstoß an seiner Kleidung riss und ihn somit zum straucheln brachte.

Zitternd vor Schreck, hielt er inne. Seine Hände klammerten sich fester um das Gitter, als wollten sie eins mit ihm werden. Yoongi starrte in den Himmel hinauf, als plötzlich laute Rufe ertönten und die Ruhe der Nacht störten. Doch sie kamen keinesfalls von der Straße, im Gegenteil.

Yoongi hörte, wie eine Tür zufiel, dann hektische Schritte und einen lauten Atem, der durch den starken Wind zu ihm rübergetragen wurde. 

"Yoongi.."

Hoseoks sanfte Stimme erklang und mischte sich mit dem Rauschen des Windes. Doch Yoongi drehte sich nicht um. Nur seine Hände umklammerten das Gitter umso mehr. Sein Körper bewegte sich kaum. 𝘌𝘳 konnte sich kaum bewegen. 

Während er dem Wind horchte, schloss er die Augen. 𝘝𝘦𝘳𝘨𝘦𝘴𝘴𝘵 𝘮𝘪𝘤𝘩. Sein letzter Tagebucheintrag. "Vergesst mich..", flüsterte er in die Nacht hinein. "Yoongi.", nahm er erneut Hoseoks Stimme wahr, die jetzt fester klang. Nicht so wie eben, als sie nur ein unsicheres Flüstern war, unbedeutsam für Yoongi. 

"Wieso...wieso, Yoongi?" 

In Hoseoks Stimme lag pure Verzweiflung und Angst um seinen besten Freund. Yoongi so zu sehen - in dieser Situation - machte ihn wütend. Wütend auf sich selbst. Wütend auf die Menschen, die es nicht gesehen hatten. 

Yoongis Hände lösten sich wie in Zeitlupe fast ganz von dem letzten Gegenstand, der ihn vom fallen abhielt. Er kämpfte mit sich selbst, seinen Gedanken, seinem Körper. 

"Yoongi...nein...Bitte..."

Doch Yoongi blendete seine Stimme aus. Er wollte es nicht hören. Und selbst sein Herz schlug wild gegen seine Brust und bettelte darum, endlich aufgeben zu können. 

"Vergesst mich.", hauchte Yoongi, bis seine Stimme brach und sich eine Träne über seine Wange bahnte. Er dachte immer, sterben wäre einfach. 





𝐅𝐨𝐫𝐠𝐞𝐭 𝐌𝐞 ✔︎ ˢᵒᵖᵉWo Geschichten leben. Entdecke jetzt