Die in der Bahn

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Seit drei Monaten fällt sie mir nun schon auf. Ohne das ich es will, suchen meine Augen sie jedes Mal sobald ich mich in die Bahn setze und doch ist es nie sicher, wann ich sie sehe. Mal ist es morgens zur Arbeit und an einem anderen Tag auf dem Weg nach Hause. Meine Augen scannen trotz Unwissen und ohne mein wollen die komplette Bahn jedes mal ab.

Sobald ich sie sehe, kann ich nicht anders, als dass ich sie durch die Spiegelung der Fenster oder durch kurze Blicke immer wieder beobachte. Mein Herz rast jedes Mal, wenn ich ihr kurz in ihre braunen Augen schaue und ich hoffe, dass sie es nicht merkt und doch, dass sie mich wahrnimmt. Sie ist die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Dunkle braune Augen, die mich an eine heiße Schokolade im Winter erinnern, schwarzes Haar, was gefühlt jedes Licht auf saugt und Kurven, die meine Finger kribbeln lassen, wie gerne ich jeden Zentimeter erkunden würde.

Ein leises Seufzen überkommt mich, als ich merke, dass meine Fantasie wieder anfängt und ich schüttle meinen Kopf. Mein Blick verlässt sie und geht zur Anzeige der Bahn noch fünf Haltestellen, dann muss ich raus. Noch fünf Haltestellen kann ich sie sehen, ehe ich mich wieder überraschen lassen kann, wann ich sie wiedersehe. Wieder ohne meinen Willen suchen meine Augen sie, heute sitzt sie nur drei Plätze weiter von mir vertieft in einem Buch.

Ich schlucke als ich sie beobachte wie sie mit ihrer Zungenspitze einen Moment lang über ihre vollen Unterlippe  streicht. Ein Schauer überkommt mich als mein Kopfkino wieder beginnt. Wie sie auf steht mit leicht schwingender Hüfte in meine Richtung . Mit einem strahlenden Lächeln schaut sie mir tief in die Augen. Vor mir bleibt sie stehen, schaut zu mir runter, ihr Lächeln bleibt, als sie ihre Hand hebt, sie sachte auf meine Wange legt ihr Daumen, streichelt meine Wange, wandert zu meiner Lippe und streicht dort Hauch zart rüber.

Fest schlucke ich, als sie sich zu mir runter beugt, ihre Lippen streichen meine nur einen Moment. Ein Ruck durch die Bahn holt mich wieder in hier und jetzt. Verwirrt blinzel ich einige Male mir wird kalt nur einen Moment, als mir wieder einfällt, wo ich bin, ich spüre das Kribbeln in meinen Wangen und drücke meine Hände dagegen Hitze durchströmt meine Handflächen. Wieder seufze ich leise und frage mich, wie lange ich noch von ihr träume.

Im Augenwinkel sehe ich wie sie ihr Buch ein packt. Ihr Brustkorb hebt sich kräftig zweimal ehe sie auf steht. Trauer überkommt mich, als mir klar wird das sie für heute wieder aussteigt. Dementsprechend bin ich verwirrt, als ich sehe, dass sie auf mich zukommt, sie schaut nervös aus als ich sie durch das Fenster wieder beobachte. Ich höre, wie sie tief Luft holt „Hey. Das hört sich vielleicht merkwürdig an. Aber du bist mir schon einige mal auf gefallen und ich wollte fragen ob du Lust hättest mit mir einen kaffee zu trinken?" Nervös streicht sie sich ein Haar aus dem Gesicht, als ich meinen Kopf zu ihr drehe. Fragend, hebe ich meinen Zeigefinger und halte ihn auf mich. Kichern nickt sie mir zu und ich springe auf „Klar gerne." ihr Lächeln wird breit und ich zwicke mich heimlich. Der Schmerz ist echt, ich träume diesmal nicht.

Glücklich und breit lächelnd verlassen wir zusammen die Bahn.

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