„Und wenn du mit mir schläfst?"
Ich lag auf dem Rücken und spürte die rauen Fasern der alten Decke unter mir, die uns davor bewahrten auf dem heißen Dach des Wohnwagens zu verbrennen.
Irgendwo summte ein Rasenmäher und innigst hoffte ich, der Duft frisch gemähten Grases würde zu mir herüberwehen.
Aber nichts vertrieb den Geruchscocktail aus meinem eigenen Schweiß, verbrauchtem Deo und angetrockneter Sonnencreme.„Das würdest du nicht aushalten."
Ich blinzelte zu ihm hinüber. Er hatte den Kopf auf seine verschränkte Arme gelegt, blickte mit geschlossenen Augen Richtung Himmel und ein Lächeln umspielte seine Lippen. Ich mochte dieses Lächeln schon immer, es gab einem das Gefühl genug zu sein.
Ich musste schmunzeln.„Vermutlich hast du Recht. Du bist schon nervig genug, wie unerträglich wäre es wohl, wenn du dich in mich verlieben würdest."
Er öffnete eines seiner braunen Augen und schaute in meine. In der Sonne sahen sie aus, wie glänzend flüssiger Honig.
„Unerträglich für dich oder für mich?"
Ich wandte wortlos den Blick ab und schloss meine Lider wieder, damit die Sonne mich nicht verbrannte und ich ihn nicht ansehen musste. Es waren die Augen, die ich am längsten und besten kannte. Und ich wusste, dass sie nun keine Antwort forderten.
Dennoch ließ ich meine Gedanken schweifen und stellte mir vor wie es wohl wäre. Wie es wohl wäre, wenn das Gefühl seiner Haut auf meiner das normalste auf der Welt wäre.
„Was grinst du so?", unterbrach mich seine Stimme.
„Ich stells mir gerade vor."
„Und das findest du lustig?"
Mein Grinsen wurde noch breiter.
Ich spürte, dass er das Gewicht verlagerte und plötzlich schob sich ein Schatten vor die wärmende Sonne.
Als ich aufsah, lag die Frage immer noch in seinen Augen.„Ja, ich finde das gerade wahnsinnig lustig."
Ich wusste, dass mein Blick ihn provozierte. Seine Stirn legte sich in Falten und ich konnte sehen, dass er nachdenklich mit den Zähnen knirschte.
„Das wäre fa-"
Er erstickte meine Worte mit seinen Lippen, die sich bestimmt auf meine pressten. Sie fühlten sich genauso an wie sie aussahen. Rau, warm und ein bisschen salzig.
Es dauerte nicht länger als ein paar Sekunden, dann löste er sich von mir. Sein Gesicht schwebte so nah über meinem, dass ich jede Wimper zählen konnte und die Strähnen seines blonden Haares meine Stirn kitzelten.
„Das wäre nämlich fast ein wenig zu einfach", beendete ich atemlos meinen Satz.
Er betrachtete mich eine Weile stumm. Dann kehrte das bekannte Funkeln in seine Augen zurück und als es seine Lippen erreichte brach ein schallendes Lachen aus ihnen hervor.
Ich verpasste ihm einen Hieb auf die Brust und glucksend ließ er sich wieder auf den Rücken neben mich fallen.
Irgendwann hörte ich wieder nur den Rasenmäher.„Und?", fragte ich schließlich in die Stille hinein. „Schwebst du schon auf Wolke Sieben?"
„Nein."
„Wenigstens ein paar Schmetterlinge?"
„Nein", seine Stimme lächelte. „Aber ich liebe dich trotzdem."
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vielleicht.
PoesieEine Sammlung kurzer und langer, mal mehr und mal weniger spontaner Texte. Irgendwo zwischen Poesie, Biographie und Phantasie.