[TW sexuelle Gewalt]
Ich habe das Leben stets leicht gesehen.Mit einer Mutter als vulvamalender Künstlerin und einem Komponisten als Vater war mir Leichtigkeit in die Wiege gelegt worden und in einem Haus voller Musik und Farben gab es keine Lasten, kein Tabu und keine Grenzen.
Das Leben war leicht. Ich war leicht.
Vielleicht sogar zu leicht. Denn dass ich mir jemals selbst zum Verhängnis werden würde, hätte ich niemals gedacht, aber es war ihm ein Leichtes mich in die Kissen zu drücken.
Die Laken rochen nach altem Schweiß und muffiger Einsamkeit. Der Geruchsschwall erschlug mich, während die scharfen Umrisse meines Gesichtsfeldes schwammig wurden.
Alkoholgeschwängertes Blut schoss mir in den Kopf. Sein Atem fuhr meinen Hals entlang und entfernte sich auf der Höhe meiner Lippen wieder von meinem Körper. Er sah auf mich hinab.
Sein Blick glitt über mein entblößtes Schlüsselbein, das mein schulterkurzes Haar nicht verdecken konnte, hinauf zu meinen Lippen, die nicht mal mehr ansatzweise soviel Farbe trugen, wie mein pochendes Lid.
Mir war nie aufgefallen wie dunkel seine Augen werden konnten. Ihre Dunkelheit schien über den Rand zu laufen und in meine Iris zu tropfen. Langsam. Stetig. Viel zu schnell.
In meiner fehlerhaften Auffassung von Zeit, kam mir der Gedanke, dass nicht nur Alkohol durch meinen Körper gepumpt wurde. Es hätte mir auffallen müssen. Jetzt war es zu spät.
Seine Lippen bewegten sich. Sie bewegten sich, so wie sie es immer taten und doch taten sie es nun auf eine Art und Weise, die in mir puren Ekel hervorriefen.
Ich verstand keins seiner Worte. Aus seinem Rachen hätte Donner grollen können, es wäre nicht zu mir durchgedrungen.Ich war gewichtslos. Er tonnenschwer.
So muss es doch sein, oder? Ein Mädchen muss hauchzart sein und die Hände eines Mannes rau wie Asphalt.
Langsam füllte sein Pupillenschwarz meine Welt mit Dunkelheit und das Blut, das unter seinem Gewicht nicht mehr richtig zirkulierte, ließ meine Glieder taub werden.
Ich spürte nicht, dass er mir das Kleid hochschob und die Wärme seiner Hände meine Haut verbrannte. Ich hörte nicht, dass meine eigene Stimme Nein lallte und er nur heiser Du bist wunderschön antwortete.
Ich wusste nicht, dass Tränen meine Sicht trübten, als meine Welt anfing sich zu bewegen. Immer. und. immer. wieder.
Ich schloss meine Augen und verschwand.
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vielleicht.
PoesiaEine Sammlung kurzer und langer, mal mehr und mal weniger spontaner Texte. Irgendwo zwischen Poesie, Biographie und Phantasie.